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Wegweisender Prozess mit ISEK

(Reichertshofen, rt)

Reichertshofens Ortsbild wird sich verändern.

 

Wie sich der Markt Reichertshofen in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird, soll ein umfangreiches „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept“, kurz ISEK genannt, darstellen. Das wurde bereits im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht und wird künftig die Basis für zukunftsfähige Projekte des Ortes sein. Bürgermeister Michael Franken (JWU) stellte sich dazu den Fragen unserer Redaktion.

"Ein ISEK ist ein gebietsbezogenes Planungs- und Steuerungsinstrument für lokal angepasste Lösungsansätze und kann insofern keine universell gültigen Patentrezepte bieten“, erklärt Franken vorab. Mit diesem Instrument, das sich auf konkrete Gebiete beziehe, nähmen Städte und Gemeinden eine aktive und steuernde Rolle ein. ISEK habe sich in der kommunalen Praxis als effektives Instrument der Städtebauförderung bewährt.

Hallertau.info: Herr Franken, wollte Reichertshofen Schnellschüsse und Wildwuchs in der städtebaulichen Entwicklung verhindern oder was wollen die Bürgervertreter der Marktgemeinde mit ISEK erreichen?

Franken: Wir haben zunehmend festgestellt, dass es für eine geordnete und zielgerichtete städtebauliche und stadtstrukturelle Entwicklung in Reichertshofen erforderlich ist ein Konzept zu erarbeiten. Ich denke dabei zum Beispiel an die großen Herausforderungen wie der immense Siedlungsdruck, die zunehmende Mobilität, der Demographische Wandel aber auch der Bedarf an Freizeiteinrichtungen. Dabei sollte ein wesentlicher Teil des Prozesses die Öffentlichkeitsbeteiligung und die Einbindung wichtiger lokaler Akteure sein.

Hallertau.info: Wie läuft die Bürgerbeteiligung dabei ab?

Franken: Im Mai und Juni 2015 gab es jeweils einen Infostand in Reichertshofen und einen in den Ortsteilen. Hier konnten Bürger direkt ihre Anliegen und Wünsche äußern. Zusammen mit der durchgeführten Postkartenaktion wurden die Ergebnisse zusammengetragen und im Lenkungsausschuss vorgestellt. In diesem Gremium sitzen neben Kommunalpolitikern und Verwaltung die Vertreter zahlreicher Interessengruppen wie Jugend, Senioren, Landwirte, Kirche, Einzelhandel und so weiter.

Hallertau.info: In welche Bereiche greift ISEK am Wesentlichsten ein?

Franken: Insbesondere Ansätze zur Stärkung des Ortskerns werden im ISEK definiert, wie z.B. Qualitätserhöhung des öffentlichen Raums durch kluge Neugestaltung von Straßen und Plätzen. Außerdem gibt es ein mutiges Konzept zur Durchquerung der Paarauen mit einer Radwegeverbindung vom Weinberg zu den Supermärkten.

Hallertau.info: Was wird sich Ihrer Ansicht nach in Reichertshofen mit ISEK noch verändern?

Franken: Es gibt viele gute Ideen und Ansätze im ISEK. Besonders wichtig ist mir das Ergebnis, dass sich am Unteren Markt abzeichnet. Hier soll durch die Gemeinde ein Haus der Begegnung mit Bücherei, VHS, Veranstaltungsräumen für bis zu 300 Besucher und Café errichtet werden und dabei auch der Eingang in den historischen Ortskern und hin zur Paar deutlich aufgewertet werden. Dieses Projekt ist ein millionenschweres Vorhaben, dass die seit 25 Jahren geführte Diskussion zum Unteren Markt zu einem erfolgreichen Ende bringen kann.

Hallertau.info: Sollen mit ISEK weitere Flächen, etwa Brachen oder landwirtschaftlich genutzter Boden, für Industrie- oder Gewerbebauten in Anspruch genommen oder andererseits Flächen möglicherweise renaturiert werden?

 

Interviewpartner Franken. Archivbild: Raths

 

Franken: Die Entwicklung von Gewerbe- und Wohnbaugebieten "auf der grünen Wiese" war nicht Gegenstand der Untersuchungen des ISEKS. Zur verbesserten Nutzung von untergenutzten und leerstehenden Gewerbeflächen, insbesondere durch Wohnbebauung, gibt es im Konzept einige gute Ansätze.

Hallertau.info: Welche gravierenden Änderungen erwarten den Reichertshofener Bürger und die Bürger der Ortsteile sonst noch?

Franken: Dem hohen Siedlungsdruck soll unter anderem durch eine Nachverdichtung im Bestand begegnet werden. Interessant war das Ergebnis zum Thema einheitliche Siedlungsstruktur in den Wohngebieten - Es gibt keine!

Hallertau.info: Wie lange wird der wird sich ISEK zeitlich hinziehen?

Franken: Die Erstellung des ISEK dauert in der Regel ein Jahr und ist somit im Mai 2016 abgeschlossen. Dann geht es an die Umsetzung, die sicherlich mindestens sechs Jahre in Anspruch nehmen wird. Ob am Ende alle Maßnahmen auch umgesetzt werden können hängt vielfach auch von der Verkaufsbereitschaft von Grundstückseigentümern ab.

Hallertau.info: Zahlt sich ISEK schon kurz, mittelfristig oder gar erst langfristig aus?

Franken: Natürlich ist das Ziel des ISEKs langfristig und nachhaltig die Entwicklung des Marktes Reichertshofen positiv zu steuern.
Um jedoch die Motivation der Bürgerschaft und die Akzeptanz des Projekts zu erhalten müssen sich auch kurzfristige Erfolge in der Form einstellen, dass Vorschläge auch realisiert werden. Hier liegt mir insbesondere der Untere Markt am Herzen. Durch das ISEK haben wir die Chance Städtebaufördermittel mit bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten zu erhalten.

Hallertau.info: Wo befindet sich Reichertshofen gerade auf dem ISEK-Weg?

Franken: Wir sind auf der Zielgeraden. In Kürze werden die Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
 

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