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Neil Young - Old Man Look at My Life

(Pfaffenhofen, rs)

Auf seinen Konzerten werden T-Shirts verschenkt mit dem Schlüsselwort, um das sich bei Neil Young alles dreht: "Earth" - die Erde und sein verzweifelter Versuch, deren Ruin aufzuhalten. Vergiftung, Umweltzerstörung, alles zugunsten von Profitgier - dagegen vorzugehen, das ist sein Antrieb im letzten Drittel seines Lebens. Am Sonntagabend gab es im Rathaussaal Pfaffenhofen eine Hommage anlässlich des vor kurzem begangenen 70. Geburtstags dieses bemerkenswerten Künstlers.

Alt geworden ist er nicht nur, wenn man sein Geburtsdatum in Wikipedia nachschlägt. Nein, auch wenn man aktuelle Fotos von Neil Young sieht, dann erkennt man, dass der Zahn der Zeit nicht spurlos an ihm vorüber gegangen ist. Ein faltiges Gesicht unter dem breiten Westernhut, lange, dicke Koteletten, ein bisschen was von einem Indianer in seiner ganzen Erscheinung. "Old man look at my life, I'm a lot like you were.", erschienen vor sage und schreibe 44 Jahren auf dem Album "Harvest", von dem auch sein größter Hit "Heart of Gold" stammt.

Im Rahmen der 3. Veranstaltung aus der Reihe Pfaffenhofener Lesebühne 2016 ließen Thomas Kraft (Texte), Steven Lichtenwimmer (Gitarre, Gesang) und Laura Wachter (Gesang) das Leben des einzigartigen Musikers Revue passieren. So zitierte Kraft Textpassagen von Navid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller und Publizist, der mit dem Stück "The last trip to Tulsa" aus Young's 1968er Debut-Soloalbum ganz offensichtlich sein an Blähungen leidendes Kleinkind beruhigen konnte. "Meine Tochter ließ sich keine Sekunde des zehn Minuten dauernden Stücks aus der Ruhe bringen." Leopold Federmair nennt den Musiker in seinem Essay "Wie man dem Rost entgeht" - in Anspielung an Neil Young's Album "Rust Never sleeps" - den "Godfather des Grunge".

Musikalisch wurde der Werdegang Neil Young's auf zweierlei Arten aufbereitet: schon das Intro brachte zu Bildern aus dem Leben des in Omemee, Ontario am 12.11.1945 geborenen Musikers eingespielte Originalversionen von "Southern Man", "The Needle and the Damage Done" und den Woodstock-Klassiker "Ohio". Hier wurden auch die musikalischen Stationen in das Gedächtnis der Besucher und Fans gerufen: Buffalo Springfield, Crosby, Stills, Nash and Young oder auch Crazy Horse. Zwischen den Lesungen gab es Kostproben von Young-Klassikern, dargeboten von Steven Lichtenwimmer und Laura Wachter in deren eigenen Arrangements und Interpretationen. Ohne den Live-Aufführungen dabei zu nahe treten zu wollen: die Songs sind den Fans durchwegs so bekannt, dass vielen Zuhörern wahrscheinlich mehr das Original mit der unverwechselbaren Stimme im Kopf herum geisterte.

Dem Phänomen Neil Young wolle man sich ein wenig annähern, erläuterte Sebastian Daschner in seiner kurzen Begrüßung. Das ist ganz sicher am Sonntagabend gelungen, und sei es nur, dass man sich wieder der vielen schönen Songs bewusst wurde, die viel zu selten in den kommerziell geprägten Radiosendern gespielt werden. Einen Konzertbesuch des Originals ersetzt der Abend freilich nicht, so wie ihn der Berichterstatter 2014 in Ulm genießen durfte ...

Fotos: rs, Warner Music (1)

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