Querele um Glaskunst geht in die nächste Runde
(Langenbruck, rt)Reichertshofens Zweiter Bürgermeister Adolf Kothmeier sieht eine Unterschriftenaktion, die sich gegen einen bereits gefassten Gemeinderatsbeschluss richtet, kritisch. Archivbild: Raths
In eine weitere Runde im Reichertshofener Gemeinderat geht die Diskussion um die Umsetzung eines Glaskunst-Entwurfs des verstorbenen Paters Benedict Schmitz. Auf der Kippe steht dabei ein bereits gefasster Beschluss, wonach die Auftragsvergabe an eine Reichertshofener Mosaikkünstlerin gehen soll. Vizebürgermeister Adolf Kothmeier (JWU) spricht wegen einer deswegen gestarteten Unterschriftenaktion von Irreführung.
In der Märzsitzung hatten sich die Räte bereits mehrheitlich dafür ausgesprochen, ein von Schmitz skizziertes Kunstwerk von der Mosaikkünstlerin Caroline Jung realisieren zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Art Glas-Stele für den Innenraum der neu zu bauende Langebrucker Aussegnungsstätte. Dass die Auftragsvergabe an ein Münchner Unternehmen geht (Es handelt sich um die Mayer'sche Hofkunstanstalt, die das Kunstwerk in Bleiverglasung zum Preis von rund 34.500 Euro ausführen würde, während Jung mehr als 10.000 Euro weniger für eine Ausführung als Glasmosik verlangt), dieses Ziel verfolgte eine vom CSU-Gemeinderat Josef Pfab initiierte Unterschriftenaktion. In der wird zugleich, gefordert, das Thema erneut im Gemeinderat aufzugreifen. Dies geschieht nun in der Sitzung am 12. April. Dann soll über die Aufhebung das strittigen Beschlusses entschieden werden. Dies hätte zur Folge, dass gegebenenfalls über die Auftragsvergabe eine neue Abstimmung mit ungewissem Ausgang gemacht werden muss.
Missverständnis oder nicht?
Kothmeier zeigt sich vom Ablauf der Aktion mehr als irritiert. Gegenüber unserer Zeitung sagte er heute: „Ich bin erschüttert, dass viele Leute scheinbar nicht korrekt informiert sind, wie sich die Sache genau verhält.“ Und zwar wissen seiner Meinung nach offenbar nicht alle Unterzeichner der Liste, dass es sich um das identische Motiv handelt, das von Pater Schmitz vorgegeben ist und welches Caroline Jung genau nach diesem Entwurf umgesetzt hat.
Wegen dieser Unterschriftenliste teilen sich die Meinungen.
„Auf der Unterschriftenliste wird nicht auf diesen Umstand hingewiesen, das ist nach meiner Meinung irreführend. Mir selbst haben Kirchgänger, die bereits unterschrieben haben, gesagt, sie fühlen sich hintergangen und würden mit diesem Wissen nicht mehr unterschreiben.“ Wörtlich steht auf der Unterschriftenliste, dass die Unterzeichner „eine Mosaikgestaltung mit Verbleiung (möchten), wie von der Mayer’schen Hofkunstanstalt vorgeschlagen und bitten um eine Neuabstimmung im Gemeinderat.“ Ob nun alle Unterzeichner davon ausgegangen sind, dass Jung sich womöglich nicht an die Vorlage gehalten habe, darüber kann freilich trefflich spekuliert werden.
Eine Verbindung von Leichenhaus und der Kirche - die mit bleiverglasten Fassadenfenstern ausgestattet ist - hinsichtlich der Bleiverglasung könne Kothmeier „beim besten Willen nicht herstellen.“ Es gebe keinen einzigen Hinweis von Benedict Schmitz darauf, dass tatsächlich Bleiverglasung zu verwenden sei. „Wird dies alles bei der Unterschriftensammlung verheimlicht? Es schaut zumindest danach aus!“, so der Vizebürgermeister.
Nach Ansicht Kothmeiers wussten etliche Bürger nicht, dass es sich bei der Umsetzung des Glaskunstwerks durch eine Reichertshofener Mosaikkünstlerin (Muster rechts) um den Entwurf von Pater Schmitz handelt (Im Bild ist die Darstellung aus einer Architekturzeichnung zu sehen, der eine Skizze von Schmitz als Vorlage gedient haben soll). Von der Mayer’schen Hofkunstanstalt liegt kein entsprechendes Muster vor.
Kunst spaltet
"Kunst wird Menschen immer spalten und ich bin über alle Maßen enttäuscht, welche Diskussion hier ausgetragen wird zu einer Sache die bereits schon seit vielen Monaten im Raum steht und ausführlich besprochen wurde“, sagte die von einem Auslandsaufenthalt zurückgekehrte Mosaikkünstlerin Jung gegenüber Hallertau.info. „Ich habe mich bei den Vorgaben für das Kunstwerk an alle Regeln gehalten und die Zeichnung von Benedikt Schmitz ohne die kleinste Änderung wiedergegeben, insofern kann ich die gerade laufende Kampagne nicht nachvollziehen.“ Jung ist darüber hinaus enttäuscht, wie wenig Wert man offenbar auf regionale Künstler lege, die bereits bewiesen hätten, dass sie ihr Handwerk verstünden. In die Auseinandersetzung will sie sich überdies nicht einmischen.
372 Unterschriften pro Mayer’sche Hofkunstanstalt
Die Marktverwaltung hat mittlerweile die Unterschriftenliste mit 372 Unterschriften von Bürgern aus dem Reichertshofener Ortsteil und dem übrigen Marktgemeindegebiet, zudem aus Baar-Ebenhausen und Rohrbach (Langenbruck selbst hat aktuell 1.170 Einwohner) ungeprüft der Kommunalaufsicht am Landratsamt zur Beurteilung vorgelegt. Diese hat es nun Bürgermeister Michael Franken (JWU) überlassen, den Punkt auf die Tagesordnung einer Gemeinderatssitzung zu setzen. Was dieser dann auch tat.
Ungeklärt ist bislang noch immer, ob es von Pater Schmitz schriftliche Vorgaben gibt, wonach sein Entwurf in einer bestimmten Art und Weise umgesetzt werden muss. Sollte dies nicht der Fall sein, so wäre die Gestaltung eine individuelle Geschmackssache. Bislang ist außerdem nicht bekannt, ob jemand den Nachlass des Mosaikkünstlers verwaltet und wer dies gegebenenfalls ist. Dessen Ansichten wären nämlich dann ja ebenfalls noch zu berücksichtigen.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.