Gewalt und keine Ende?
(Mainburg, sh)
Der Elternbeirat des Gabelsberger Gymnasiums sieht es als eine wichtige Aufgabe Unterstützung in Sachen Gewaltprävention und Gewaltberatung für Eltern zu leisten. Daher luden sie vor kurzem den Abteilungsdirektor der Katholischen Elternschaft Deutschland, Kurt Neudert, zu einem Vortragsabend in die Aula mit anschließender Gesprächsrunde.
Auch Schuldirektor Max Leppmeier war in der sehr überschaubaren Zuhörerschaft, die sich nur aus einer Handvoll Eltern zusammensetzte, anwesend. Der Vortragende, der selbst jahrelang an der Volkschule unterrichtete, eröffnete den Vortrag mit der Frage, was man primär mit Gewalt verbindet.
Von Mobbing, körperlicher und verbaler Gewalt ist Gewalt ein sehr differenziertes Phänomen, das sich in vielen Formen äußern kann. Im Hinblick auf die Geschlechter neigen Buben meist zu brachialer Gewalt, während Mädchen eher die subtile, psychische Manipulation bevorzugen.
Gewalt – und das wollte Kurt Neudert klarstellen – hat es jedoch immer schon an Schulen gegeben. „Gewalt gehört einfach zum Leben“, meinte er. Lediglich der Ausprägungsgrad unterscheidet sich von früher zu heute.
Gefühlsmäßig beantworteten auch die Eltern die Frage, ob Gewalt an unseren Schulen zugenommen hätte mit „Ja“. Eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hierzu belegt, dass Gewalt in seiner relativen Häufigkeit, also quantitativ, tatsächlich zugenommen hat.
Etwa ist die Hemmschwelle unter den Jugendlichen zur Bereitschaft von Gewaltanwendung in den letzten Jahren gesunken. Auch in qualitativer Hinsicht unterscheidet sich Gewalt heutzutage im Vergleich zu früher. „Wenn jemand schon am Boden liegt, haut man noch mal extra drauf“, so Neudert.
Natürlich könne er hierfür keine Patentlösung anbieten. Doch ein paar Tipps, wie man die Gewaltbereitschaft der eigenen Kinder eindämmen könne oder erfolgreich mit Situationen, in den Gewalt angewendet wird, umgehen kann, wollte er schon geben.
Wenn man z.B. Zeuge einer solchen Situation wird, sollte man sich nie direkt einmischen und sich in den Konflikt verwickeln lassen. Lieber „von außen“ einschreiten, indem man droht, die Polizei zu rufen. Weiterhin machte Kurt Neudert den Eltern klar, dass persönlich erlebte Gewalt viel eher aggressives Verhalten fördert als etwa die häufig zu Unrecht als Sündenbock verwendeten Massenmedien.
Er appellierte damit an die Vorbildfunktion der Erziehungsberechtigten, die mit der Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern in der Familie umgehen, viel Gutes aber auch Schlechtes bewirken können.
Kinder, die vermehrt auffälliges Verhalten zeigen, bedürfen in vielen Fällen der Zuwendung und Aufmerksamkeit der Eltern: „Vielfach ist Gewalt auch ein Hilferuf, ein Signal von Kindern, die sich nicht mehr anders zu helfen wissen“, so der Experte.
Deshalb forderte Neudert am Schluss die Eltern zu „liebevoller und konsequenter Hand“ auf. Ein offenes Ohr für die Belange der eigenen Sprösslinge zu haben, bei gleichzeitiger Konsequenz für etwaiges Fehlverhalten schließe sich seiner Meinung überhaupt nicht aus.
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