hallertau.info News

Patient Ilmtalklinik

(Pfaffenhofen, hr)

Die Lage ist ernst, um nicht zu sagen sehr ernst. Medizinisch würde man vermutlich sagen der Patient liegt auf der Intensivstation und muss beatmet werden. So lässt sich die Situation der Ilmtalklinik wohl am besten umschreiben, denn  mit 5,1 Millionen Euro fällt das operative Defizit deutlich höher aus als ursprünglich erwartet.

Die Gesichter von Klinikleiter Dr. Marcel John und Martin Wolf sprachen Bände, denn die Zahlen die beide präsentieren mussten, waren alles andere als gut. Noch vor wenigen Monaten sah die Lage noch nicht ganz so ernst aus. Im vergangenen Jahr ging man noch von einem Fehlbetrag von 4,1 Millionen Euro aus. Doch das vierte Quartal hat den Verantwortlichen der Klinik die Bilanz gehörig verhagelt. „Wir haben in den letzten drei Monaten 800.000 Euro weniger eingenommen, als erwartet“, erklärte Klinikleiter Dr. Marcel John.

„Wir stehen vor einer besonders schwierigen Situation“, erläuterte Landrat Martin Wolf die gesamte Situation. Schon am Wochenende hatte er gemeinsam mit den Fraktionsführern die neusten Zahlen der Ilmtalklinik erläutert. Eigentlich hätte es ein Routinetermin werden sollen, doch angesichts der neuen Zahlen war die Stimmung auf der mehr als drei Stunden dauernden Sitzung entsprechend gedrückt. Wie soll es mit der Klinik weitergehen? Diese Frage rückt mehr denn je ins Zentrum.

Ein Gutachten soll diese Frage bis Mitte des Jahres klären. „Im Ergebnis verständigten sich die Teilnehmer, dass das vom Aufsichtsrat bereits vorgesehene Entwicklungsgutachten nachdrücklich unterstützt werde. „Der Kurs und die Finanzsituation der Ilmtalklinik sollen einer kritischen Betrachtung unterzogen werden, insbesondere auch mit Blick auf die generelle Perspektive der Kliniken in dem ab 2017 wirksamen Krankenhausstrukturgesetz“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Gründe warum es in der Ilmtalklinik nicht läuft führt Dr. Marcel John zum einen auf den Mehrleistungsabschlag und den Umstrukturierungsprozess. Alleine im vergangenen Jahr schlug dieser Prozess und die mit dem Personalumbau einhergehende Honorarkräfte mit zwei Millionen Euro zu Buche. Eine Zahl, die aber nach den Aussagen des Klinikleiters einmalig war, denn mittlerweile konnten die überwiegende Mehrheiten der Stellen wieder regulär besetzt werden. So konnten die Honorarkräfte mittlerweile auf 10 Prozent zurückgefahren werden. So dürfte das Defizit in diesem Jahr um rund 1,5 Millionen Euro niedriger liegen als noch im vergangenen.

Dass der Weg stimmt, das bestätigte auch Landrat Martin Wolf. „In der Vergangenheit konnten wir vieles klären“, so der Landrat. Nicht nur mit einem klarem Konzept, Fachpersonal und einem Controlling-System konnte die Entwicklung insgesamt sehr genau aufgezeigt werden. Die Frage, die nun bleibt, ist, ob die verbleibende Zeit bis zum Inkrafttreten des Krankenhausstrukturgesetzes reicht, um den „Turnig-Point“ zu erreichen. „Insgesamt ist das eine sehr kritische Situation“, so Wolf weiter, denn zu dem operativen Defizit kommen die für die kommenden Jahre eingeplanten Investitionen für die Generalsanierung in Höhe von zwei Millionen Euro pro Jahr hinzu. Nicht unerhebliche Kosten. Ein Gesamtzuschuss von jährlich sieben Millionen Euro kann aber im Kreishaushalt über mehrere Jahre keineswegs dargestellt werden, wie Wolf betonte.

So soll in dem Gutachten, das bis Mitte dieses Jahres vorliegen soll, nicht nur geklärt werden, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, sondern auch ob man mit einer größeren Klinik eine Kooperation eingehen soll. Zwar betonte Wolf, dass man derzeit nicht aktiv nach einem Partner suche und auch diesbezüglich keine entsprechenden Anfragen erhalten habe, dennoch soll diese Option auch geprüft werden. „Wir wollen die Klinik möglichst in kommunaler Hand halten, doch sollen alle Möglichkeiten offen geprüft werden.“, so Wolf. Insgesamt betonen am Ende aber beide, dass obwohl die Zahlen derzeit eine andere Sprache sprechen, an der Klinik trotz des schwierigen Prozesses der Umstrukturierung gute Arbeit geleistet werde. Vor diesem Hintergrund konnte John auch noch bekannt geben, dass die Ilmtalklinik künftig um die Abteilung „Intensivgeriatrie“ erweitert wird. Und hier ist es gelungen, dass diese ohne Mehrleistungsabschlag installiert werden kann. Allerdings bleibt am Ende die Frage, wie viel Zeit die Ilmtalklinik nicht nur wegen des Krankenhausstrukturgesetz, sondern auch wegen des aufziehenden Wahlkampfes noch hat, um alle Reformen umzusetzen.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.