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Leere Kassen aber gute Stimmung

(Mainburg, hr)

„Es war schon einmal langweiliger als zur Zeit“ schmunzelte Dr. Johann Pichlmaier, als er in der Mainburger Stadthalle 98 Vertreter aus allen deutschen Hopfenanbaugebieten zur jährlichen Versammlung der HVG begrüßen durfte. Trotz der Ertragsschwankungen durch die Wetterkapriolen im vergangenen Jahr war die Stimmung unter den Pflanzern gut, denn vor allem aufgrund des Craft-Bier-Booms steigt der weltweite Hopfenbedarf.

Noch hat die schlechte Ernte von 2015 keine Auswirkungen auf die Bilanz der Hopfenverwertungsgenossenschaft, denn dort stand noch das Jahr 2014 im Fokus. Mehr Hopfen auf dem Markt als in 2013 bedeutete für die HVG, die den Hopfen von den Bauern einkauft, auch ein mehr an Investitionen in 2014. So stiegen wiederum die Kosten von Braupellets oder Extrakt von 28,4 Millionen auf 41,1 Millionen Euro. Eine Summe, die sich natürlich in der Bilanz widerspiegelt: Gleichzeitig verzeichnete die Brauwirtschaft nämlich einen leichten Rückgang im Absatz. „Wenn die Weltwirtschaft schwächelt, dann spüren wir das auch am Bierabsatz“, so Pichlmaier.


Dr. Johann Pichlmaier stellte den Absatzrückgang in der Brauwirtschaft dem erhöhten Hopfenbedarf für Craft-Biere gegenüber.

Dennoch war bei den deutschen Pflanzern von mieser Stimmung keine Spur. Aufsichtsratsvorsitzender Adolf Schapfl brachte auf es den Punkt: „Zwar sind die Konten aufgrund der letzten Ernte leer, doch die Stimmung ist gut.“ Der Grund dafür liegt trotz sinkenden Bierausstoßes in einem gestiegenen Hopfenbedarf. Zwei Prozent der Weltbierproduktion entfallen derzeit schon auf die Craft-Biere. „Für diese zwei Prozent werden aber inzwischen knapp 20% der Welthopfenproduktion benötigt“, erklärt Dr. Johann Pichlmaier. So hat sich die Stimmung auf dem Welthopfenmarkt nach den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. „Alleine die Entwicklung der Craft-Biere hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass der weltweite Hopfenbedarf nach vielen Jahren der Stagnation wieder ansteigt“, führt er weiter aus.

Aus diesem Grund steigt auch die weltweite Anbaufläche. Nach 46.500ha 2013 stieg diese 2014 um 2000ha und um weitere 2500ha im Jahr 2015. Auch für das Jahr 2016 geht man mindestens von einem Wachstum von ähnlicher Größenordnung aus. Wie gut die Stimmung mittlerweile wieder ist, das zeigte letztlich auch eine Anfrage nach Anbauflächen für die US-Sorte Amarillo: „Das Interesse ist sehr stark und übersteigt bei weitem das Volumen, das wir kaufen werden“, so Pichlmaier über das Angebot, die Sorte auch in Deutschland anzubauen. Obwohl es sich um eine amerikanische Sorte handelt, deren Anbau in Deutschland mit einem gewissen Risiko bezüglich Anbau und Wachstum verbunden ist, scheint sich unter den Pflanzern Euphorie breit zu machen.


2. Bürgermeisterin Hannelore Langwieser begrüßte die Anwesenden in der Mainburger Stadthalle. Adolf Schapfl zeigte sich realistisch, aber zuversichtlich.

Nichtsdestoweniger stand bei den Landwirten ein Punkt ganz oben: das Thema Bewässerung! „Mit 28.300 Tonnen sind in Deutschland gut 10.000 Tonnen weniger geerntet worden“, erklärte der HVG-Vorstand. Rein mengentechnisch ein Minus von 26 Prozent. Hinsichtlich der Alphasäure fiel dieses mit 35 Prozent noch größer aus. Diese zum Teil erheblichen Unterlieferungen führten 2015 letztlich dazu, dass bestehende Verträge nicht erfüllt werden konnten. Zwar traf man seitens der HVG Vereinbarungen mit den Kunden, doch steht die Liefersicherheit mehr denn je im Fokus. Um diese auch sicherzustellen, bekommt die Diskussion um die Bewässerung eine völlig neue Dynamik.

„Aktuell haben wir noch das Problem, dass einzelne Regionen in der Hallertau kaum eine Bohrgenehmigung in den Hauptgrundwasserstock bekommen“, so Pichlmaier. Ein zum Teil erheblicher Dissens mit den Wasserwirtschaftsämtern. Dabei machte er deutlich, dass es nicht darum geht, schützenswertes Grundwasser für die Bewässerung zu verwenden, sondern nur solches, das nach Expertenmeinung nicht als Trinkwasser geeignet ist. In einem Gespräch mit Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf wurde dieses Thema bereits erörtert. Bis Ende März hofft man auf ein Signal aus dem Ministerium. Erst im Anschluss können die Gremien der HVG über ein mögliches Bewässerungsprogramm entscheiden.

Zwar haben die Wetterkapriolen bei vielen Landwirten leere Kassen hinterlassen, doch die Stimmung aufgrund der weltweiten Entwicklung ist positiv. „Die aktuellen Rahmenbedingungen lassen uns mit etwas Optimismus in die Zukunft blicken. Es bedarf aber weiterhin vieler Anstrengungen und auch eines Quäntchens Glück, damit daraus Erfolge werden“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Adolf Schapfl am Ende.
 

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