16 Einschusslöcher und fast 100 Jahre
(Pfaffenhofen, ce)Stadtarchivar Andreas Sauer hält im Internet stets Ausschau nach Urkunden und Gegenständen zur Geschichte Pfaffenhofens. Gelegentlich wird er auch fündig und wenn die Stadt Pfaffenhofen nicht selber etwa eine für die Stadtgeschichte relevante Archivalie ankaufen möchte, so tut dies gelegentlich der Heimat- und Kulturkreis.
Vor zwei Jahren erwarb er eine ebenso schöne wie aufschlussreiche Karte zu Schlacht um Pfaffenhofen 1745, jetzt eine historische Schützenscheibe von 1921. Das besondere Stück fand sich in einem Antiquariat in Miesbach und war vor knapp einhundert Jahren der Hauptgewinn auf der Gewerbeschau in Pfaffenhofen.
Die Vorsitzende des Heimat- und Kulturkreises Ursula Beyer stellte die Schützenscheibe im Hofbergsaal in einer kurzen und unterhaltsamen Präsentation vor Vereinsmitgliedern und Schützenvereinen vor. Es gibt eine ganze Reihe von Schützenvereinen in Pfaffenhofen und Umgebung, der älteste trägt den ehrwürdigen Namen "Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Pfaffenhofen von 1435". Damit ist diese Gesellschaft, die einst zu echten Verteidigungszwecken zusammenfang älter als die Stadt. Und stammt noch aus dem Mittelalter. Schutzpatron der Schützen war und ist immer der heilige Sebastian.
Den Zusatz "königlich" erhielt diese Schützengesellschaft gleich nachdem Bayern 1806 Königreich wurde, noch von König Max I.
Im letzten Jahrhundert wurde sie endgültig modern, seit 1926 dürfen auch Frauen Mitglieder werden.
Sie stiftete auch anlässlich der Gewerbeschau 1921 diese Scheibe, die von einem Konrad Schneider in Vohburg gefertigt wurde. Zur damaligen Gewerbeschau stellten auch einige Firmen aus, die es heute noch gibt, etwa Bergmeister. Dazu fanden sich heute exotisch klingende Berufe wie Haffner, Holzbieger oder eine Schäfflerei. Zum Unterhaltungsprogramm gehörte ein Zimmerstutzenpreisschiessen, das mit einem Luftgewehr mit Treibladung durchgeführt wurde.
Den ersten Preis, die Schützenscheibe, gewann Franz Xaver König, der damals als Meisterschütze galt. Er war Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes in der heutigen Ingolstädterstraße und hatte sogar das Brandrecht zum Schnapsbrennen inne.
Auf der Schützenscheibe findet sich als Symbol für die Gewerbeschau Hammer und Zahnrad, sowie nur 16 Einschusslöcher – vermutlich gab es nicht mehr teilnehmende Schützen.
Die farbige, sehr gut erhaltene Scheibe wird nun beim Heimat- und Kulturkreis verwahrt.
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