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Kabarettistische Gratwanderung

(Nandlstadt, cg)

 

Der aus Funk und Fernsehen sehr bekannte Kabarettist Matthias Egersdörfer gab gestern Abend im Pfarrsaal von Nandlstadt ein Gastspiel mit seinem Programm "Vom Ding her". Genauso abstrus wie der Titel geht es auch zeitweise in seinen, mit grantiger, manchmal sogar cholerischer Miene auf fränkisch vorgetragenen Geschichten zu. Immer wieder bewegt er sich auf einer Gratwanderung zwischen lustig und abstoßend.

 

Organisator Helmut Schranner von der Musikschule Papageno zeigte sich in seiner Begrüßung sehr erfreut, dass trotz anfänglich stockendem Kartenvorverkauf der Saal am Abend ausverkauft war. Unter den Zuschauern waren auch Pfarrer Rauscher und Bürgermeister Bormann aus Attenkirchen.
Der Anfang des Abends verlief etwas schleppend, als Matthias Egersdörfer mit fader Miene die Bühne betrat und von seinem Frühstück mit anschließender Kaffeevergiftung erzählte. Wenn er aber anfängt, ins Fabulieren und Fantasieren abzutriften, Erinnerungen der Kindheit mit Alpträumen zu vermischen, wird er nicht nur temperamentvoller sondern auch witziger, manchmal allerding auch derb und vulgär. Ein lautes Schnäuzen einer jungen Zuschauerin nimmt er zum Anlass. immer wieder direkt die Leute aus den ersten Reihen anzupflaumen, mal lustig, mal grob - manchmal aber auch an der Grenze des guten Geschmacks. Da wird eine Ecke der Zuschauer kurzerhand zu der "Naziecke" gemacht, nur weil sie bei einer Erzählung über ein verbranntes Buch gelacht hatten. Die, die nicht lachten, zählen zur "TAZ Fraktion", die um die junge Schnäuzerin zu den "Versehrten". Grenzwertig auch, als er eine junge rothaarige Frau ansprach, im Mittelalter seien solche auf den Scheiterhaufen gekommen, "verantwortet von jenen wie der da" mit Blick auf den Pfarrer. Das war doch einigen Besuchern etwas zuviel. Etwas stockend wird er immer wieder, wenn er von der direkten Zuschaueranmache in das Programm zurückkehrt.
Bewundernswert ist allerdings, wie er aus einer einfachen Kaffeevergiftungsgeschichte den Bogen zu fantastischen, irrealen, versponnenen Gedankenflügen spannt.
1969 in Franken geboren, studierte Egersdörfer Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie, danach noch an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnburg bevor er seinen Weg als Kabarettist antrat. Sein erstes Soloprogramm entstand 2004, seither ist er häufiger Gast im Fernsehen, wie z.b. im Schlachthof, bei Stefan Raab, Dittsche aber auch im Quatsch Comedy Club und mittlerweile spielt er auch eine Rolle im Franken Tatort. Er bekam zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Kleinkunstpreis.
Im zweiten Teil nach der Pause gab es keine Zuschaueranmache mehr, allerdings ließ aber auch der Unterhaltungswert der fantasievoll weitergesponnenen Geschichte nach Meinung einiger Zuschauer etwas nach.

 

 

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