Alte Haustiere „verpflanzt“ man nicht
(Pfaffenhofen, rt)Auch Gustl ist schon ein etwas älteres Semester, das sich über ein neues Zuhause freuen würde. Foto: Tierherberge Pfaffenhofen / Sandra Lob
Zunehmend werden alte Haustiere von ihren Besitzern einfach bei den Tierschutzvereinen abgegeben – und bleiben dort oft für den Rest ihres Lebens. Das stößt bei den dortigen Mitarbeitern berechtigterweise Unverständnis und deshalb ergreifen sie jetzt das Wort für die betroffenen Geschöpfe.
„Es ist unbegreiflich, dass Tiere, die ihr ganzes Leben mit einem Menschen verbracht haben, plötzlich von diesen abgeschoben werden, weil sie alt geworden sind“, sagt Sandra Lob, die Leiterin der Tierherberge Pfaffenhofen. Häufig würden Katze, Hund und Co. unter fadenscheinigen Begründungen abgeliefert. „Da treten urplötzlich nach vielen Jahren des Zusammenlebens plötzlich Allergien auf, die vorher nicht vorhanden waren; anderntags zieht ein junger Hunde- oder Katzenwelpe ein, und es gibt keine Probleme.“
Ältere Tiere sind erfahrungsgemäß schwer, mitunter überhaupt nicht mehr vermittelbar, heißt es aus dem Tierschutzverein Pfaffenhofen. Viel von ihnen müssten dann sogar den Rest ihres Lebens im Tierheim verbringen: Das ehemals seidig-glatte Fell ist struppig geworden, die Bewegungen langsamer, es kommen mitunter Tierarztkosten dazu – und neue kleine Welpen sind ja so süß.
„In letzter Zeit werden öfters Katzen in hohem Alter bei uns abgegeben. Mit Begründungen, die mir die Haare zu Berge stehen lassen“, sagt ein Mitarbeiter der Tierherberge. Was möge wohl in den Köpfen dieser Menschen vorgehen, frag er sich. „Jahrelang ein geliebtes Familienmitglied - und nur weil nun jüngere Vierbeiner im Haushalt leben, müssen die Alten weichen. Gerade die älteren und vielleicht schon in wenigen Jahren gebrechlichen Tiere, die Wärme und Ruhe besonders benötigten, würden ihrer Heimat beraubt. „Für diese Tiere ist es furchtbar und ein Weltuntergang.“
Anhand welcher Kriterien entscheide man, ob es sinnvoll ist, mit einem Tier das Schmerzen genauso erlebe wie wir Menschen, das Tier sich einfach selber zu überlassen? Oder doch einen Tierarzt aufzusuchen? Geld sparen? Dann wundere es einen, dass gerade diese Menschen hunderte oder gar tausende Euros für ihr eigenes Vergnügen wie etwa Urlaub oder ein neues Auto ausgeben könnten. Dabei seien die Tier-Senioren durch das gesetzte Alter viel ruhiger, gelassen und machten nichts mehr kaputt – und strapazierten im Gegensatz zu den Jungspunden nicht mehr die Nerven ihrer Besitzer, so Lob.
Ältere Tiere sind sehr liebesbedürftig und suchen Wärme und Geborgenheit. Eine Sprecherin des Tierschutzvereins sagt deshalb: „Sie haben es verdient, auch auf ihre alten Tage noch verwöhnt zu werden“ und das bräuchten sie auch.
„Wir haben vor Jahren der Tierübernahme Verantwortung übernommen und das heißt auch bei Krankheit für diese kleinen Lebewesen zu sorgen bis zum letzten Atemzug“, so der Appell aus der Tierherberge.
Da diese Tiere oft lange warten müssen, bis sie vermittelt werden können, sucht der Tierschutzverein stets Patentanten oder Patenonkel, die den Aufenthalt finanzieren helfen, etwa für Spezialfutter für ältere Tiere. Wie viel man spenden möchte, kann der Pate selbst bestimmen. Mehr Informationen zu einer Patenschaft beim Tierschutzverein unter Telefon (0 84 41) 49 02 44.
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