Keine „Stolpersteine“ beim Arbeitskreis Menschen mit Handicap
(Wolnzach, msk)Der Wolnzacher Bauausschuss bei der Besichtigung des besser befahrbaren neuen Pflasters im Mai, hier noch der Test im Vergleich zum alten Pflaster. Bei neuen Pflasterlegungen soll auf Befahrbarkeit und glatte, schmale Fugen geachtet werden. (Foto: msk)
Zum dritten Mal traf sich der Arbeitskreis im Wolnzacher Rathaus, um die Fortschritte bisheriger Arbeiten zusammenzutragen und neue Ideen zu sammeln. Es hat sich schon einiges getan, um eingeschränkten Personen im Markt alltägliche Normalität bieten zu können, vom obligatorischen Behindertenparkplatz bis zum glatten Pflaster. Dennoch musste man einige neue Vorschläge mit auf die Agenda schreiben.
Krankheitsbedingt fiel die Gesprächsrunde etwas dünn aus, war aber nicht minder produktiv. Gleich zu Beginn ließ man das Volksfest Revue passieren, das in diesem Jahr erstaunlich viele Menschen mit Handicaps angelockt hatte. Was für den Otto-Normal-Verbraucher gedanklich in den Hintergrund rückt, muss z.B. als Rollstuhlfahrer immer vorher bedacht werden: gibt es überhaupt Toiletten für Behinderte? Das konnte dieses Jahr ermöglicht werden und brachte entsprechende Besucherzahlen. So eine Behindertentoilette würde man sich auch am Friedhof wünschen – vielleicht mit Euroschlüssel. Erste Versuche mit einer öffentlichen Toilette am Gottesacker waren daran gescheitert, dass einige Schnapsdrosseln das stille Örtchen als Nachtquartier verwendet hatten und in naheliegendem Zustand hinterließen.
Viele neue Behindertenparkplätze wurden bisher geschaffen bzw. verbreitert und es sollen noch mehr werden (eine Karte der aktuellen Plätze, sowie auch der Behindertentoiletten ist bereits online und in den Rathausschaukästen einzusehen). Derzeit geplant sind zusätzliche Stellplätze bei den Kindergärten, der Großtagespflege und den Pfarrheimen Gebrontshausen und Niederlauterbach. Ebenfalls wird geprüft, wo neue und vor allem zugängliche Behindertentoiletten eingerichtet werden können. Es hilft nichts, wenn an sich ein Abort vorhanden ist, aber man mit dem Rollstuhl wie auf einer Rampe zur Tür runterfährt und diese nicht mehr öffnen kann (wie in Tiefgaragen).
Für die Toiletten braucht es keinen Behindertenausweis, für die Stellplätze durchaus. Was hilft einem also der Parkplatz, wenn man keinen Ausweis ausgestellt bekommt? Wer nicht 24/7 auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist, weil er zumindest teilweise die Kraft zum selbständigen Gehen hat, „geht“ leer aus – ob er nun den Berg zur Ilmtalklinik bewältigen kann oder nicht, die Regelung aus der Nachkriegszeit ist eindeutig: Ausweis bekommt nur, wer nachweislich immer auf Hilfsmittel angewiesen ist. Wer sich mit diesem Problem identifizieren kann, sollte sich jetzt beim Rathaus melden. Auf die Situation angesprochen äußerte sich Bürgermeister Machold ernsthaft verwundert über die altmodische Einteilung und versicherte, dass es in diesem Fall zumindest für den Markt Wolnzach eine unkomplizierte Lösung, quasi einen Sonder-Behindertenausweis für den Markt geben muss. Überhaupt verlief die Gesprächsrunde harmonisch und produktiv, hier wird wirklich etwas getan und auch auf Kleinigkeiten wie einem schlecht einzusehenden Schild geachtet – aber genau diese machen am Ende den Unterschied zwischen Pflichtaufgabe und engagiertem Bestreben.
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