Über die „Frau“ – Lesung von Lorenz Kettner
(Wolnzach, msk)Vielen, herzlichen Dank aus der Redaktion an dieser Stelle für die spontan organisierten Blumen :)
Um die Frau sollte es gehen, als Dr. Lorenz Kettner am gestrigen Mittwoch seine Lesung im evangelischen Gemeindezentrum hielt. Mit humorvollen Gedichten und Kurzgeschichten führte er das Frühstückspublikum durch die Lebensphasen der Frau. Er ließ es sich dabei nicht nehmen, auch eine solche, die Vertreterin der Presse nämlich, zum Mitlesen zu sich zu holen.
So schnell kann es gehen – da schließt man sich dem Publikum an, um eine spannende und unterhaltsame Lesung zu dokumentieren, und schon sitzt man mit dem Vortragenden am Tisch und liest zusammen Elfriede Hammerls Szene „Cellulitis“. Ein Dialog, den man sich gut von Loriot vorstellen könnte, in der ein Ehepaar im besten Alter gekonnt aneinander vorbeiredet. „Sie müssen sich jetzt vorstellen, dass Maria viel älter ist und ich ein bisschen jünger.“, setzt Kettner die Zuhörer ins Bild. Dann beginnt ER von Cellulitis zu sprechen, SIE dementiert eine solche zu haben, ER unterstellt einen wunden Punkt getroffen zu haben, SIE echauffiert sich (über seine Unterstellung), weswegen ER sich in seiner Annahme bestätigt fühlt. Ein Gespräch, das wahrscheinlich jeder schon mal zu dem ein oder anderen Thema mit seinem Partner geführt hat.
Eigentlich gehört diese Szene in die Mitte des Vortrages, da dieser sich chronologisch durch das Leben zieht – netterweise an den Anfang gesetzt, um die Nerven der spontanen Mitleserin zu schonen. Dann hört man vom ehemaligen Lehrer und Initiator der Gruppe „Lesezeichen“ in Pfaffenhofen Gedichte von Ringelnatz und Tucholsky, Wilhelm Busch und Friederike Kempner; von der „Tragik des Lebens“ und „Ideal und Wirklichkeit“ („Man möchte eine große Lange, und dann bekommt man eine kleine Dicke – c’est la vie“); er erzählt von der beinahe „religiösen Dankbarkeit“ einer Mutter, wenn das Töchterl schmerzbefreit aufwacht; Heinrich Heines „Schlechtes Wetter“ „kann man nur verstehen, wenn man selbst Kinder hat“ und sich ruhigen Gewissens in strömendem Regen abrackert, wenn das Kind daheim selig schläft.
Oft und viel wird gelacht und Beifall geklatscht – man kann sich gut wiederfinden und hineinversetzen in diese Geschichten über die Frau, ihr ganz eigenes Verständnis von Logik, das nur andere Individuen dieses Geschlechts ganz nachvollziehen können. So sind die Kurzgeschichten und Gedichte oft aus der Sicht des Mannes erzählt, der sich einen Reim auf die Situation machen möchte, in der er sich befindet aber eigentlich nichts beisteuern braucht, wie beim Hosenkauf für den Herren. Man kennt die altbewährte Arbeitsteilung des Ehelebens: Sie kauft ein, Er bezahlt – nicht die schlechteste Lösung beim Geschmack vieler Männer.
„Hamma noch a bisserl? – Ja, machma noch eins“, so setzte Kettner dann zum Schluss noch drei Mal zur Zugabe an und entließ die Wolnzacher Frühstücksgäste mit Lachen und Schmunzeln. Viele hatten schon so manchen Text von Kettner erlebt, „Aber da sind Sie wie ich – je öfter man sie hört umso mehr mag man sie.“
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.