Pfaffenhofens „Top-Projekt des Jahres“ vorgestellt
(Pfaffenhofen, rt)Der Schulbetrieb ist seit gestern bereits in vollem Gange.
Offiziell ging am heutigen Dienstag die neue Altenpflegeschule in Pfaffenhofen an den Start. Landrat Martin Wolf (CSU) bezeichnete sie in seiner kurzen Eröffnungsrede als das „Top-Projekt“ des Landkreises. Der Schulbetrieb selbst läuft seit gestrigen Montag mit insgesamt 15 Schülern.
Nicht alle Schulräume im Gebäude der Stadtwerke Pfaffenhofen an der Michael-Weingartner-Straße sind pünktlich zum Schulbeginn fertig geworden. Macht aber nichts, Schüler wie Lehrer freuten sich trotzdem, dass zumindest im Klassenraum ein Unterricht problemlos möglich ist. Wolf sagte wörtlich, dass die Altenpflegeschule aus Sicht der Kreispolitik „das Top-Projekt des Jahres 2015“ im Landkreis Pfaffenhofen sei. Dank für die Räumlichkeiten richtete Vizebürgermeister Albert Gürtner (FW) an die Adresse der Stadtwerke. Das weite und anspruchsvolle Aufgabengebiet der Altenpflege nannte er eine „Herausforderung für die Zukunft“ und freute sich darüber, dass es nun in der Kreisstadt eine entsprechende Bildungseinrichtung dafür gibt. Es handle sich um eine große Aufgabe im Interesse der Menschen, die in der späten Lebensphase Hilfe benötigten. Als ein Anliegen im Landkreis bezeichnete es Wolf, die Altenpflege zu unterstützen. Der Landkreis werde, so Wolf, die Miete der Räume für die ersten zwei Jahre als eine Art Anschubfinanzierung übernehmen. Die Unterstützung durch die Politik sei der Schule sicher.
Vizebürgermeister Gürtner, Landrat Wolf, Schulleiterin Kulisch (v.l.) bei der Eröffnung der ersten Altenpfegeschule in Pfaffenhofen.
Träger der Schule ist die Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienste GGSD/Deutsche Angestelltenakademie (DAAmbH), die auch in Ingolstadt eine Berufsfachschule für Altenpflegehilfe betreibt. Die GGSD wird nach dem Ende der Unterstützung durch den Kreis aller Voraussicht nach dann auch die Miete übernehmen. Voraussetzung dafür dürfte sein, dass sich in jedem Schuljahr mindestens zwölf Schüler einschreiben. Das Optimum läge bei 16 Schülern, sagte Schulleiterin Alicja Kulisch. Maximal könnten jedoch nur 20 Schüler aufgenommen werden. Kulisch ist Diplom-Pflegewirtin und war vor ihrer jettigen Tätigkeit in Pfaffenhofen 13 Jahre an der GGSD-Altenpflegeschule in Coburg als Lehrkraft tätig. Nebenbei ist sie Dozentin an der Hamburger Fernhochschule in Nürnberg.
„Mit insgesamt 13 Schülerinnen und zwei Schülern hat die neue Schule einen soliden Start hingelegt“, sagte Wolf. „Wir haben nun wohnortnah und gut erreichbar ein attraktives Qualifizierungsangebot im Landkreis.“ Es sei eine Chance sowohl für diejenigen, die in der Altenpflege arbeiten möchten, als auch für die Einrichtungen und Heime, denen dieses Bildungsangebot vor Ort helfen soll, die notwendigen Fachkräfte auszubilden und zu halten.
Auch hier gab's Schultüten spendiert zum Schulanfang.
Von den Schülern im Alter zwischen 20 und bis über 50 Jahren arbeitet schon ein Teil in der Pflege und nimmt nun die Möglichkeit wahr, sich zum Pflegefachhelfer weiterzubilden. Einige in Pfaffenhofen wohnhafte Schülerinnen haben kleine Kinder und nutzen so den Vorteil der wohnortnahen Beschulung. Wieder andere kommen aus der Industrie und lassen sich umschulen, da sie etwas komplett anderes machen möchten.
Voller Einsatz
Die Ausbildung zur Pflegefachhelferin/zum Pflegefachhelfer dauert ein Jahr. Danach haben die Absolventen die Möglichkeit, etwa in Pflegeheimen, Sozialstationen, Wohn- und Hausgemeinschaften für Senioren zu arbeiten. „Ziel der Ausbildung ist es, kompetent pflegerische Grundversorgung zu gewährleisten, alte Menschen bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Aufgaben zu unterstützen und für sie Begleiter und Helfer zu sein“, so die Schulleiterin.
Der Unterricht gliedert sich in einen theoretischen Teil mit 800 Unterrichtsstunden und einen fachpraktischen mit 650 Stunden. Ausbildungsinhalte sind unter anderem die Grundlagen aus der altersspezifischen Krankheitslehre, Pflege alter und kranker Menschen, Grundlagen der Kommunikation und Dokumentation sowie Begleitung und Unterstützung im Alltag und in besonderen Lebenssituationen. Der praktische Teil ist in von der Regierung von Oberbayern genehmigten Altenpflegeeinrichtungen. 160 Stunden des Praxisunterrichts sind in Krankenpflegeeinrichtungen. Hier steht auch die Ilmtalklinik für eine Kooperation zur Verfügung.
Der Unterricht ist von Montag bis Freitag zwischen 8 und 15 Uhr. Theoretische und praktische Ausbildung sind blockweise strukturiert. Die Ausbildung kann durch die Arbeitsagentur gefördert werden. Nach der Ausbildung zum Pflegefachhelfer ist eine Weiterbildung zum Altenpfleger möglich.
Gute Gründe
Nach Angaben des Landratsamtes gibt es folgende Gründe für die Einrichtung einer Berufsfachschule für Altenpflegehilfe im Landkreis:
Derzeit ist jeder fünfte Einwohner und damit rund 23.400 Einwohner 60 Jahre und älter, in 20 Jahren ist jeder dritte Landkreisbürger im Seniorenalter. Demnach gibt es dann rund 39.000 Einwohner mit einem Lebensalter von 60 Jahren und mehr. Mit dem Älterwerden der Bevölkerung steigen unabweislich auch die erforderlichen Dienstleistungen im Alter, sei es ambulante oder auch stationäre Pflege. Derzeit befinden sich in den elf Alten- und Pflegeheimen im Landkreis rund 900 Senioren. Im Handlungsfeld „Betreuung und Pflege“ des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts wurde als Maßnahmenempfehlung festgehalten, verstärkte Ausbildungsinitiativen für den Pflegeberuf durchzuführen, um den künftig steigenden Bedarf beim Pflegepersonal Rechnung zu tragen.
Mit dem Ziel, eine wohnortnahe Ausbildung von Pflegekräften im Landkreis zu ermöglichen, wurden zahlreiche Gespräche geführt: Die Pflegeheime im Landkreis begrüßten die Maßnahmen zur verstärkten Gewinnung von Nachwuchspflegekräften und bekundeten ihre Bereitschaft, vermehrt Ausbildungsstellen zu schaffen. Mit der Berufsfachschule für Altenpflege in Ingolstadt konnte ein tragfähiges Konzept „Altenpflege hoch2“entwickelt werden, das mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Wissenschaft und Kunst laufend abgestimmt und schließlich von der Regierung von Oberbayern genehmigt wurde.
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