Projekt zu Flucht und Vertreibung
(Pfaffenhofen, pm/wk)Passend zur aktuellen Situation von Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens und Asylbewerbern aus Kriegs-und Krisenregionen plant die Stadt Pfaffenhofen für 2016 ein Projekt zum Thema Flucht und Vertreibung. Anlass sind die Flüchtlingswellen aus den östlichen Gebieten Europas vor 70 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Es soll dabei die Entwicklung in Pfaffenhofen aufgezeigt werden.
Auch heute strömen wieder Flüchtlinge nach Deutschland und deshalb ist es zu begrüßen, einmal darauf hinzuweisen, dass Pfaffenhofen schon früher diesen Zustrom gemeistert hat und dass es schon früher Menschen gab, die ihre Heimat verlassen mussten, dass es aber gelungen ist diese Menschen im Laufe der Jahre zu integriere. Vielleicht wächst damit das Verständnis für die heutigen Flüchtlinge.
mit diesem Leiterwagen (steht im Museumsdepot Heißmanning) kam im Zweiten Weltkrieg die deutschstämmige Familie Nemazal nach 12-monatiger Flucht aus dem jugoslawischen Banat nach Pfaffenhofen(Foto:o.H.)
In Pfaffenhofen hat sich die Einwohnerzahl in der Zeit nach 1945 bis 1950 vorübergehend nahezu verdoppelt, auch aufgrund der vielen Flüchtlinge. Insgesamt nahm Deutschland in diesen Jahren mehr als zwölf Millionen Flüchtlinge auf. Eine Entwicklung, hinter der zahlreiche Einzelschicksale stehen und die nachhaltige Veränderungen auch in Pfaffenhofen bedeutete. Die Spuren davon sind bis heute nachzuverfolgen.
Die Stadt widmet sich diesem wichtigen Thema mit einem weitreichenden Projekt im Herbst 2016, das die Geschichte von Flucht und Vertreibung in Pfaffenhofen und seinem Umraum erarbeitet und darstellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Dokumentation der Schicksale der im Raum und in der Stadt Pfaffenhofen ankommenden Familien. Ihre Ankunft und Unterbringung, die Integration vor dem schwierigen Hintergrund der Knappheit an Wohnraum, Nahrungsmitteln und Versorgungsgütern werden ebenso thematisiert wie die Erinnerungen der betroffenen Familien an ihre alte und neue Heimat. Die Selbstorganisation der Vertriebenen sowie ihre beginnende Mitwirkung am politischen und gesellschaftlichen Leben in Pfaffenhofen sind ebenfalls wichtige Fragestellungen.
Zentral wird dabei eine eigene Publikation vom Historiker und Leiter des Pfaffenhofener Stadtarchivs, Andreas Sauer M.A. sein. Begleitend zur Erscheinung dieses Buches organisiert die Stadt eine Ausstellung im Rathaus, die den Interessierten Fakten der Publikation mit vielfältigen Exponaten, z. B. Leihgaben der musealen Sammlung der Sudetendeutschen Stiftung, aber auch aus der Pfaffenhofener Bevölkerung, näher bringt.
Zusätzlich ist eine hierfür konzipierte Veranstaltungsreihe geplant, die verschiedenste Aspekte dieser spannungsreichen Nachkriegsgeschichte mit einigen verschiedenen Veranstaltungen beleuchtet: Im Raum stehen unter anderem eine Ausstellung in der Städtischen Galerie, die der Sachkultur und der Alltagsgeschichte dieser Jahre gewidmet ist, aber auch Lesungen, Filmvorführungen und folkloristische Darbietungen.
Ein Augenmerk wird schließlich noch auf der Beteiligung der Bevölkerung liegen, beispielsweise in Form von dokumentierten Zeitzeugenberichten, um dem Projekt einerseits mehr Öffentlichkeit zu versichern, aber auch um die Alltagsgeschichte von Flucht und Vertreibung fassbarer zu machen.
Interessierte Pfaffenhofener, die sich gerne an diesem Projekt beteiligen und ihre Erinnerungen aus diesem wichtigen Zeitabschnitt der Alltagsgeschichte teilen möchten, sind eingeladen sich für diesen Zweck an die Stadt zu wenden. Ansprechpartner ist hierfür Stadtarchivar Andreas Sauer, der telefonisch unter 08441 78165 erreichbar ist oder per Mail unter andreas.sauer@stadt-pfaffenhofen.de.
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