Windener der geistigen Brandstiftung bezichtigt
(Winden am Aign, rt)
Ruhig verlaufen sollten die kommenden Wochen nach dem Brandanschlag am vergangenen Donnerstag auf den ehemaligen Gasthof Däuber. Dort sollen voraussichtlich im September die ersten Asylbewerber einziehen. Dieser Wunsch nach Ruhe von Nachbarschaftshilfen-Leiterin Elisabeth Kukral erfüllte sich nicht. Heute gab es eine Mahnwache etlicher Personen vor dem Gebäude und nun kursieren auch noch Flugblätter mit schwerwiegenden Vorwürfen gegen viele Windener.
„Den Boden für Brandsätze haben auch diejenigen bereitet, die vorm ‚Däuber‘ und in ihren Grundstücken Schilder aufgestellt haben, dass man nicht ‚so viele‘ Flüchtlinge in Winden aufnehmen wolle!“ Dieser Text im Flugblatt von „La Resistance Antifaschistische Gruppe Ingolstadt“ folgt einem Absatz in dem die Grünen-Sprecherin Christine Kamm zitiert wird und der sich gegen die christsoziale Landespolitik in Asylfragen richtet: "Die unverantwortlichen Hetzreden der CSU-Lautsprecher Söder und Scheuer gegen angeblichen massenhaften Asylmissbrauch haben den Brandstiftern die Argumente für ihre schändliche Tat geliefert." Doch damit nicht genug. Die Antifaschistische Gruppe macht Stimmung praktisch gegen die gesamte Windener Ortsbevölkerung: „Den Boden haben jene sog. ‚besorgten Bürger‘ bereitet, die anstatt auf nüchterne und sachliche Information auf ‚Dorfgespräch‘ und Stimmungsmache gesetzt haben!“ Mitverantwortung trügen aber auch jene, die zwar „mit dieser Hetze nicht einverstanden waren, aber nicht dagegen aufgestanden sind!“
Unter dem Text ist ein Bild vom protestierenden Bürgern zu sehen, die gegen die Unterbringung von über 130 Asylbewerbern waren und für eine Reduzierung der Belegungszahl eintraten. Quer darüber steht „Die (geistigen) Brandstifter von Winden!“ Das Foto wurde offenbar vor dem Reichertshofener Rathaus im März dieses Jahres aufgenommen.
Elisabeth Kukral, die Einsatzleiterin der Caritas-Nachbarschaftshilfe Reichertshofen, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung am gestrigen Abend noch, das sie jetzt von Sympathiekundgebungen vor Ort nichts halte; sie seien eher kontraproduktiv. Vielmehr sollten die kommenden Wochen genutzt werden, sich auf die Ankunft der Flüchtlinge vorzubereiten und um eine entsprechende Willkommenskultur zu pflegen.
Angesichts der heutigen Flugblattaktion, die von einer Art Mahnwache und Straßentexten begleitet wurde, ist Kukral jetzt erschrocken: „Ich finde es schlimm, dass jetzt Auswärtige auf den Zug der Entrüstung aufspringen wo wir doch Ruhe brauchen, um vernünftig weiterzuarbeiten.“ Damit sei einerseits den Windenern, und zwar auch zum Verarbeiten der Brandstiftung, aber allen voran den bald eintreffenden Asylbewerbern am meisten geholfen.
Auch bei der Polizei ist man nach dem Brandanschlag hellhörig, was so alles in und um Winden herum passiert. Nicht unbemerkt geblieben sind deshalb auch die heutigen Aktionen. Speziell über die Flugblätter sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord vor wenigen Minuten gegenüber unserer Zeitung: „Vorbehaltlich einer noch stattfindenden Prüfung durch den Staatsschutz stufen wir das momentan als politische Meinungsäußerung ein.“
Was die Windener dazu sagen werden, das steht allerdings auf einem anderen Blatt. Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken (JWU) und Bürgerinitiativen-Sprecher Werner Klein konnten heute für eine Stellungnahme noch nicht erreicht werden.
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