Verborgenes und Vergangenes – Reinhard Haiplik beim Frühstückscafé
(Wolnzach, msk)Auch an diesem vierten Mittwoch des Monats gab es spannende Geschichten und viele Informationen vor einem zahlreichen, interessierten Publikum. Im evangelischen Gemeindezentrum trafen sich die Zuhörer zum gemeinsamen Frühstück und lauschten im Anschluss Pfaffenhofener Kulturreferent und Heimatforscher Reinhard Haipliks Vortrag über Sagen und Anekdoten aus dem Wolnzacher Umland.
Haiplik, seines Zeichens Historiker der Hallertau, sprach über Mythen und Legenden, die sich weitererzählt über Jahrzehnte und Jahrhunderte in Wolnzach und Umgebung überliefert haben. Geisterhunde und Jungfernzüge durch Nacht und Nebel sollen vielfach gesichtet worden sein – wobei gerade erstgenannte den Zeugen mehrheitlich beim nächtlichen Heimweg vom Wirt erschienen. Nicht nur derlei Erzählungen, sondern auch schaurige Tatsachenberichte von Verbrechen in der Region erklärten den Ursprung manchen Marterls oder Hügelnamens, wie dem Galgenberg. Einige Geschichten sind dabei noch erstaunlich jung zu nennen. So zitierte Haiplik aus seinen frühen Gesprächen mit Augenzeugenberichten über beispielsweise die „Hexe von Burgstall“, die 1947 verstorbene Wahrsagerin Anna I., die ihre Kunst mit erstaunlichem Geschäftssinn zu verbinden wusste.
Im Frühstückscafé werden jeden Monat informative Vorträge dieser Art veranstaltet, zu denen sich jeder Hallertauer nach Lust und Laune gesellen kann. Die Inhalte variieren dabei stark von Gärtnerei bis Kosmetik, von Naturwissenschaft bis Überlieferungen. Heute wurden den Hallertauern sie selbst vorgestellt – zumindest die stark unterschiedlichen Meinungen über die Region aus Reiseberichten aller Zeiten. Während Ludwig Thoma selbst vom „wogenden Meer zu deinen Füßen (…) reich bedeckt mit Gottessegen“ schwärmt, ergingen sich andere Berichte über die kleingewachsenen, zur Trunkenheit neigenden Wilden des viel zu hügeligen Landstriches. Auch einem Zuagroastn wäre hier sicher nicht entgangen, dass die Wolnzacher diese negativen Beschreibungen mit Humor und beinahe stolzer Süffisanz aufnahmen – wie echte Holledauer eben.
Die überlieferten Tatsachen und Geschichten (und manchmal auch ihren möglichen Ursprung im Kräutertee) konzentrierte Haiplik im Gemeindezentrum auf Wolnzach und seine Nachbardörfer, denen er sich „schon immer sehr verbunden gefühlt hat“. Die Erzählungen um das Geisterhaus und den Schlossjackl, Burgschätze und den Scheintoten von Larsbach ergänzte er außerdem um unschöne Begebenheiten zur NS Zeit. Diese bereitete er bereits in den 1980ern auf (aktuell bearbeitet er die dritte Auflage). Das Hauptaugenmerk lag allerdings heute ganz auf Wolnzach und seinen überlieferten Erzählungen, denen die Zuhörer aufmerksam lauschten. Pfarrer Baldeweg bemerkte, dass das Frühstückscafé „noch nie so lange so ruhig gewesen ist.“ Wer sich darüber hinaus einmal über die Legenden und Begebenheiten seiner Heimat informieren möchte, dem sei Haipliks Buch „Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau“ in bisher zwei Bänden ans Herz gelegt, aus dem er stellenweise zitierte. Der nächste Vortrag im Gemeindezentrum findet wegen Pfingsten erst am 24. Juni statt und wird sich in einem Multimediavortrag von Dr. Kern um den Mond und alles Wissenswerte dazu drehen. Nicht auszuschließen, dass einige Geschichten, die Haiplik gesammelt hat, auch auf die Wahrnehmungen „Mondsüchtiger“ zurückzuführen sind.
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