Sammelakte – Kunst im Finanzamt
(Pfaffenhofen, wk)
Sechs Künstlerinnen und Künstler aus Pfaffenhofen, Gerolsbach, Aschheim und München hatten sich zusammengefunden, um eine gemeinsame Ausstellung unter dem Begriff „Sammelakte“ im Pfaffenhofener Finanzamt zu gestalten. Als Kuratorin agierte die Pfaffenhofener Malerin Kitt Antoni, die selbst viele ihrer Bilder präsentierte. Sie alle kannten sich schon lange durch gemeinsame Workshops oder Ausstellungen und waren schon lange miteinander befreundet.
Franz Peter
Der stellvertretende Leiter des Finanzamtes und Initiator der 43. Kunstausstellungen im Finanzamt, der Rohrbacher Franz Peter, begrüßte die vielen Gäste, die fast den kompletten Saal im Obergeschoss des Finanzamtes füllten. Er ging in seiner Begrüßung kurz auf den Titel der Ausstellung ein und betonte humorvoll, dass es im Finanzamt eigentlich keine Sammelakten gäbe, sondern eher im Standesamt, er kenne nur Steuerakten. Neben den Künstlerinnen Kitt Antoni (Pfaffenhofen), Judith Reiter (München), Sigrid Tölle (Aschheim) und Hella Stocker (München) stellten auch Paul Fottner (Gerolsbach) und Georg Altmann (München) ihre Werke aus.
die Künstler (v.l.): Hella Stocker, Paul Fottner, Sigird Tölle, Kitt Antoni, Judith Reiter, Georg Altmann
Als namentlich bekannte Gäste begrüßte er den zweiten Bürgermeister Pfaffenhofens, Albert Gürtner, Stadträte Franz Schmuttermayr und Altbürgermeister Hans Prechter sowie die zweite Bürgermeisterin von Gerolsbach, Gerti Schwertfirm. Er dankte allen Künstlern für ihre Exponate, die sehr viel auch von Reisen in ferne Kontinente und Europa erzählten und überreichte jedem von ihnen als kleines Dankeschön Blumen.
Alexander Bálly
Als Laudator hatten sich die Künstler den Pfaffenhofener Autor Alexander Bálly eingeladen, der recht humorvoll auf die pralle „Sammelakte“ einging. Die Bilder und Skulpturen zeigten eine Vielfalt und Schönheit der Kunst. Er hatte schon einige Tage zuvor in aller Stille die ausgestellten Werke betrachten können und sich vom Geist des Hauses inspirieren lassen – natürlich vom Geist des Geldes, der im Finanzamt wohnt. Und dabei kam er ganz unverblümt auf Geld und Kunst zu sprechen: „Die Bilder und Plastiken sind käuflich. Kunst hat ihren Preis…und zwar sehr konkret in klaren Zahlen als Eurobetrag. Kunst ist auch Ware“. Und „die Zahlen auf den Preisschildern sind ja ebenso konkret“. Er legte den Besuchern deshalb sehr ans Herz, sich von den Originalen inspirieren zu lassen, denn die ganze Bilderflut, die auf die Menschen via Fernsehen, Zeitung oder Internet einströme seien ja keine Originale, sondern nur Kopien, beim Kaffee würde man sagen: Muckefuck. Sie sind Kopien oder Kopien von Kopien, mechanisch oder elektrisch wiedergegeben. Originale, wie die ausgestellten Werke, strömten dagegen etwas Einzigartiges aus und ein Original übe noch nach Jahrzehnten, oft sogar noch nach Generationen einen besonderen Reiz aus. Er ging dabei auf die einzelnen Künstler und ihre Werke ein, lobte bei Georg Altmann (München) seine Momentaufnahmen und Geschichten in den Bildern, die er in kräftigen Acrylfarben umgesetzt hatte und die eine geheimnisvolle Distanz erspüren lassen. Seine Figuren blieben anonym und den Vorstellungen des Betrachters überlassen. Bei Judith Reiter hob er die Bilder mit alltäglichen Szenen hervor, die mit einer gewissen Unschärfe die Flüchtigkeit des Moments eingefangen hätten. Die Unschärfe fresse zwar die Details, lasse aber zugleich die Farben stärker wirken. Bei Hella Stocker lobte Bálly die Vielfältigkeit und die heitere Ruhe der Bilder nach dem Motto „weniger ist mehr“. Bei Kitt Antoni stellte er die komplexen und wilden Bilder besonders heraus, die gerne mit kühnen, kräftigen und satten Pinselstrichen gemalt werden; auf die Leinwand „geschossene“ Tropfen und Farbexplosionen scheinen ihre Bilder zu bestimmen. Bei Sigrid Tölle bewunderte er ihre Lust am Experiment, wobei ihre Werke keine „Versuche“ seien, sondern ausgereifte Bilder. Zwischen all den Bildern stachen die Holzplastiken von Paul Fottner hervor, die mit der Motorsäge erstellt wurden. Dabei hätte Fottner die bereits in den groben Holzstücken und –klötzen die Skulpturen „herausgekitzelt“, die bereits darin enthalten gewesen schienen. „Seine Kunst ist ein kunstvoller Akt der Enthüllung“, so Bálly.
Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich, dass auch Bálly selbst seine Erzählkunst und seinen neuen Roman „Der Tote am Kirchturm“ auf einem kleinen Tischchen präsentierte und die Bücher auch gerne an Interessierte verkaufte. Musikalisch begleitet wurde die Vernissage durch den Jazz-Saxophonisten Christoph Hörmann.
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Finanzamtes ab 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr (Mo/Di/Mi), bzw. bis 17.30 Uhr (Do) und 12.30 Uhr (Fr) zu besichtigen. - Jeder darf auch einmal "nur so" ins Finanzamt gehen um sich die Bilder anzuschauen.
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