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Wies früher war… Vom Bauernschrank zum Billyregal

(Abensberg, hal)

 

Chaiselongue, Nierentisch oder Wohnwand im skandinavischen Stil: am Samstag, den 15.03.2014, um 14:30 Uhr dreht sich bei „Wie´s früher war…“ im Stadtmuseum Abensberg alles um Möbel, welche uns im Alltag von der Wiege zur Bahre begleiten.

Möbel begleiten die Menschen seit der Sesshaftigkeit. Spätestens während der Antike waren Möbel jenseits Ihrer Funktion als Gebrauchsgegenstände auch den Moden der Zeit unterworfen, wurden zu Statussymbolen und zu einer Frage des persönlichen Geschmacks. Manche Möbel starben aus, weil ihre Funktion nicht mehr gebraucht wurde, andere ziehen neu in die Häuser der Menschen ein. Die meisten Häuser in Abensberg waren bis ins 20. Jahrhundert spärlich eingerichtet. Die wichtigsten Räume waren Stube, Schlafkammer und Kuchel. Tisch, Stuhl und Bank befanden sich in jedem Haus, dazu Bett, Schrank und ein Wandgestell für Küchengeschirr.

Früher unersetzlich: Die Truhe

Bis in die Neuzeit war zum Beispiel die Truhe - auch Kasten - genannt, das Universalmöbel, welches in keinem Haushalt fehlen durfte. Egal ob Wäsche oder sonstige Gegenstände, die Truhe war der richtige Ort dafür. Dienstboten brachten ihre Truhe mit und bewahrten dort ihre persönlichen Habseligkeiten auf. Höhepunkt der „Truhenkultur“ war das 16. und 17. Jahrhundert, wo prachtvolle Prunktruhen entstanden. Heute hingegen ist die Truhe nur noch in Form der Gefriertruhe in den meisten Haushalten zu finden.

Ein Opfer der Rationalisierung: Die Kredenz

Ebenfalls fast vollständig verschwunden ist die Kredenz oder Anrichte. Dieses Möbel entstand im ausgehenden Mittelalter aus einem einfachen Tisch zum Anrichten von Speisen. Der obere Teil, welcher zur Aufbewahrung von Geschirr diente, ruht dabei oft auf Säulen und diente im großbürgerlichen Haushalt zum Anrichten der Speisen, oftmals durch eine Bedienstete. Durch das Aufkommen von rational optimierten Einbauküchen, welche sich an der so genannten „Frankfurter Küche“ von 1926, orientierten, verschwanden Küchen, welche aus Einzelmöbeln bestanden und damit auch die Kredenz. Dennoch feierte die Kredenz in Form des Küchenbuffets als eines der zentralen Möbel des „Gelsenkirchener Barocks“ in den 1950er Jahren ein fulminantes Comeback im kleinbürgerlichen Haushalt.

Du bist die Ruh: Chaiselongue, Kanapee, Sofa, Couch, Wohnlandschaft

Heute ist in nahezu allen Haushalten ein gepolstertes Sitz- und Liegemöbel zu finden. Die Entstehung und Etablierung dieses Möbels reicht in die Zeit des Barock zurück und hat verschiedenen Wurzeln. Zum einen geht dieses Böbel auf das repräsentative Himmelbett, franz. canapé, zurück, zudem sich im Klassizismus der an eine römische Tischliege erinnernde „lange Stuhl“, die Chaiselongue, gesellte. Im 18. und 19. Jahrhundert assoziierte man die bequemen Polstermöbel mit der orientalischen Lebensart. Deshalb sind die Bezeichnungen Sofa und Diwan, arabischen bzw. persischen Ursprungs. Der Abensberger Franz Xaver Osterrieder schreibt: „Zur Ausstattung jeder bürgerlichen Wohnung gehörte ein Kanapee. Nach Tisch diente es dem kurzen Ruhebedürfnis des Hausherrn; bei Anwesenheit von mehreren Besuchern, z.B. am Gillamoos oder Festtagen, musste es aushilfsweise als Fremdenbett dienen. Das Kanapee war das volkstümlichste Möbelstück. Unzähligen Gedichten und Liedern diente es als Vorlage. Das bekannteste Lied, angeblich von Sulzbeck-München komponiert, schließt mit dem Kehrreim: „Die Seele schwinget sich wohl in die Höh´, juhe! Der Leib bleibt auf dem Kanapee““.
 

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