Kleine Gartenschau 2017 auf der Kippe
(Pfaffenhofen, mh)Kleine Gartenschau 2017 auf der Kippe
Ein Sensationsfund bei den Tiefbauarbeiten am Schlachthofwehr bremst die Gartenschauplanung aus. Dass dort in historischem Boden gegraben wird, war von vornherein klar, entsprechend aufmerksam gingen die Bauarbeiter auch mit der heiklen Materie um.
Wie lange archäologische Bestandsaufnahmen in der Stadt Pfaffenhofen zeitweise dauern können und vor allen Dingen, wie kostspielig sie sein können, haben wir in der jüngsten Vergangenheit mehrfach erfahren müssen. Die Kostenexplosion um den Faktor 10 bei den Hauptplatzausgrabungen um die Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist ist noch schmerzhaft in Erinnerung.
Wenn wir uns das Umland Pfaffenhofens betrachten, befinden wir uns in einer hügeligen Landschaft, die von Südwesten nach Nordosten von der Ilm durchflossen wird. Der Untergrund besteht aus Tonen und Sanden, die vor rund 15 Millionen Jahren durch ein Binnenmeer abgelagert wurden. Erdgeschichtlich nennen wir diesen Zeitraum das Tertiär, die Landschaft tertiäres Hügelland. 50 000 Jahre alte Mammutknochen hat man schon in Kiesgruben im Westen bei Pöttmes gefunden. Im nördlichen Landkreis wurden schon Steinwerkzeuge gefunden, die gut 10000 Jahre alt sind.
Vor gut 7000 Jahren hat das Pfaffenhofener Tal nachweislich eine wichtige Rolle als Handelsverbindung gespielt. Der Fund von 100 Bronzebarren 1856 beim Kiesgraben in Niederscheyern kann heute noch in der Prähistorischen Staatssammlung München besichtigt werden. Bei Eberstetten sind 1987 Keramikreste ausgegraben worden, die in die ältere Bronzezeit datieren, am Kugelbauernberg in der äußeren Moosburger Straße fanden sich 6 Tongefäße sowie ein Bronzemesser. Die geheimnisvolle Keltenschanze in Winden bei Scheyern passt hervorragend in das Gesamtbild unserer keltischen Vergangenheit.
Was jetzt genau bei den Aushubarbeiten um den Platz der wohl ältesten Mühle im Stadtgebiet gefunden wurde, ist noch nicht ausreichend verifiziert, Fachleute aus dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege München sind eingeladen. „ In dem Sandloch hat es auf jeden Fall geglitzert und mit dem bloßen Auge hat man Silexsplitter (Feuerstein, Steinklingen) erkennen können“ so eine fachkundige Auskunft. Ob ein größerer Knochenfund auch der gleichen Zeit zugeordnet werden kann, ist nicht so sicher, Schnittspuren deuten auf eine jüngere Vergangenheit. Die Reste eines alten Geheimganges warten auch noch auf Sicherung.
Wie weit die Sichtung des Grabungsfeldes zeitlich einzuschätzen ist und ob unterhalb des Wehres bei den geplanten Bauarbeiten an der Ilm noch mehr Vergangenheit zutage tritt, stellt sich nun als große Frage. Der Zeitplan für Bauarbeiten zur Kleinen Gartenschau 2017 ist eng, jede Verzögerung kostet Geld und bringt die erwarteten Zuschüsse in Gefahr. Auf der anderen Seite birgt eine nachweisbare keltische Vergangenheit Pfaffenhofens ein ungeahntes touristisches Potential.
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