Zwischen Ausweisung und Integration – Martin Neumeyer diskutiert mit Schülern
(Wolnzach, hr)Zwischen Pegida und Charlie Hebdo – auch die Wolnzacher Schüler der Oberstufe beschäftigen diese Ereignisse. Spontan haben sie eine Aktionswoche veranstaltet und den Begriff „Toleranz“ ins Zentrum gestellt. Auch aus diesem Grund war Martin Neumeyer, der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung am Hallertau-Gymnasium.
„Es ist das große politische Thema unserer Zeit“, so Neumeyer. Dabei geht es um nicht weniger als um die Meinungsfreiheit. Neumeyer sprach in diesem Punkt genau so die abgesagten Demonstrationen und den Wagen an, der am Kölner Rosenmontagszug nicht teilnehmen wird. „Wenn Angst unsere Gesellschaft bestimmt, dann haben die anderen schon gewonnen.“
In diesem Spannungsfeld findet derzeit eine Diskussion um die Zuwanderung in Deutschland statt. Im vergangenen Jahr nahm die Bundesrepublik 200.000 Flüchtlinge auf, 30.000 davon leben in Bayern. „Der bayerische Staat hat in dem kommenden Doppelhaushalt eine Milliarde für die Betreuung der Flüchtlinge eingeplant“, erläuterte Neumeyer. Kritik äußerte der CSUler an der europäischen Politik. „Von 28 Staaten nehmen nur 10 Staaten Flüchtlinge auf. Deutschland davon mit Abstand am meisten.“ Dabei kommen nicht nur Kriegs- sondern auch Wirtschaftsflüchtlinge nach Deutschland. Gleichzeitig machte Martin Neumeyer aber eben auch noch deutlich, dass die Bundesrepublik auch Einwanderung braucht.
Wie aber geht man mit dieser doch sehr schwierigen Gemengelage um? Welche Sprengkraft hat dies für die Gesellschaft? Fragen die auch die Wolnzacher Schüler bewegten. Natürlich wollten sie wissen, wohin die Gesellschaft driftet. Auf der einen Seite diejenigen die gegen Einwanderungen protestieren, auf der anderen Seite jene, die die westliche Gesellschaftsordnung ablehnen und gar bekämpfen. So fragen die Schüler auch was man gegen diese Radikalisierung tun könne? „Man kann hier keine Pauschalantwort geben“, so Neumeyer, der aber auch die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz bekräftigte. „Wir brauchen hier eine Regelung ähnlich der von Kanada.“
Damit könnte man auch viele Kritiker in der eigenen Bevölkerung verstummen lassen. Gleichwohl sind die Radikalen vom „Islamischen Staat“ ein großes Problem. „Das Gefährdungspotential von sog. Syrienrückkehrern ist entsprechend hoch“, erklärte er den Schülern. Solche Menschen dürfen zwar nach Deutschland einreisen, aber werden unter Beobachtung gestellt. „Hier steht der Schutz der Allgemeinheit im Vordergrund.“ Was Martin Neumeyer aber unmissverständlich klar machte, ist, dass sich jeder, der in Deutschland leben will, an die Werte halten muss. Er sprach in diesem Zusammenhang auch die Karikaturen an. „Auch für mich, als überzeugter Christ, gehen so manche Karikaturen an die Schmerzgrenze.“
Letztlich geht es aber nicht darum, sich von der Angst an den Rand treiben zu lassen, sondern offen zu sein, und vielleicht auch selbst etwas zu tun. Und dort machte Neumeyer den Schülern deutlich, kann jeder mithelfen, so wie sie es in ihrer Projektwoche, mit dem gemeinsamen Spiele-Abend schon gemacht haben. „Es ist wirklich sehr bemerkenswert, wie differenziert die Schüler sich dem Problem nähern“, so Neumeyer. Kaum ein kritisches Wort kam in Richtung Kriegsflüchtlinge, hingegen bei den sog. Wirtschaftsflüchtlingen sah es ganz anders aus. Ein Stimmungsbild das übrigens auch in der Bevölkerung nicht anders ist. Auch die Frage nach der Solidarität innerhalb der EU wurde dabei laut. „Wieso nehmen nur 10 von 28 Staaten Flüchtlinge auf?“ Eine Frage, die der CSU-Politiker mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs noch toppte. „Derzeit können wir Flüchtlinge gar nicht auf alle Staaten verteilen, weil in Teilen die Bedingungen nicht menschenwürdig sind.“
Eine Lösung dieses Problem – so wie es einige Parolen immer wieder vorschlagen – konnte Martin Neumeyer den Schüler nicht bieten, so waren die Gesichter am Ende wegen des sehr vielschichtigen Problems eher nachdenklich. „Es ist das große Problem unserer Gesellschaft, das euch am Ende noch mehr betrifft als mich“, so Neumeyer. Viele Fragezeichen müssen am Ende bleiben. „Aber es ist gerade auch wichtig, dass sich die Schüler mit diesem Thema auseinandersetzen“, so Schulleiter Christan Heller, der es sehr begrüßte, dass der Impuls sich dem Thema Integration und Asyl zu nähern, aus ihrer Mitte kam.
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