hallertau.info News

Ein Stück bayerische Lebensart – eingefangen in 90 Minuten

(Wolnzach, hr)

„Hoffentlich san bei dem Sauwetter mehr als 10 Leute im Kino“, doch in Wolnzach brauchte Regisseur Walter Steffen keine Angst haben. Ein Konzert der IRXN, das lässt man sich in Wolnzach nicht entgehen. Und so zog es viele ins Kino, nicht nur um die Musik zu genießen, sondern um einfach in bayerische Kultur einzutauchen.

Was ist die bayerische Kultur? Bier, Brezen, Brauchtum? Es gibt vieles, was man mit Bayern sofort in Verbindung bringt, doch eines macht die Bajuvaren einzigartig – dieses „Mia-san-mia“-Gefühl. Es ist in besonderer Weise Ausdruck der Lebensart, die sich natürlich auch in der Musik wiederspiegelt.

Vergessen ist die Zeit, in der Volksmusik brav zu sein hatte. Heute darf, ja muss sie frech sein und strahlt aus diesem Grund auch eine Frische aus, die das bayerische Lebensgefühl widerspiegelt. In einem einzigartigen Film ist es Walter Steffen gelungen, dies einzufangen. „Bavaria Vista Club“ – klar, bei diesem Titel denkt man zuerst an den bekannten Dokumentarfilm „Buena Vista Social Club“. Und diese Verbindung ist nicht weit hergeholt. Dort wurden Musiker gezeigt, die das Lebensgefühl in unnachahmlicher Weise durch ihre Musik nach außen trugen.

Gibt es das in Bayern auch? Hört man die gängigen Radioprogramme, wird man kaum fündig. Doch sie ist da und in einer Vielfalt, wie man sich das heute kaum zu denken wagt. „Als wir dieses Projekt vor sechs Jahren begannen, bekam ich eine ganze Kiste mit CD von Bands und war von der Fülle schlichtweg überwältigt“, so Walter Steffen. Beim Durchhören offenbarte sich dann, wie mannigfaltig die bayerische Musik heute ist. „Da findet man neben keltischen Einflüssen genauso Reggea, Blues oder orientalische Klänge“, fügte er weiter an. Die starren Grenzen aus den 80er und 90er Jahren wurden von dieser Avantgarde schlichtweg aufgebrochen. Andere Kulturen beeinflussten auf einmal die bayerische Musik und verhalfen ihr zu neuem Klang. „Die Wurzel, die Heimat, geht dabei aber nie verloren“, erklärt Berni Maisberger.

Doch bevor die Wolnzacher gemeinsam mit Walter Steffen sich auf eine Reise zu den Wurzeln der bayerischen Tradition begaben, stimmten die IRXN die Wolnzacher erst einmal so richtig ein. Eine Polka, natürlich im eigenen Stil, machte den Anfang. 60 Minuten rockten Berni, Reinhold, Markus, Peter und Trixi das Kino und die Wolnzacher genossen jedes Lied. Freche bayerische Texte, schnell gespielt, mal mit Tuba mal mit Horn, aber immer mit einem keltischen Einfluss, das zeichnet die Musiker aus, und das ist es auch, was die Wolnzacher so lieben. So war natürlich eines klar, nach 60 Minuten ist noch lange nicht Schluss. Eine Zugabe musste es schon noch sein. Und was passte da besser, als das Lieblingslied von Walter Steffen: „Joker“.

Nach so viel Musik hieß es dann Vorhang auf. Schnell war eines klar, dieser Film war, obwohl er ein Dokumentarfilm ist, einzigartig. Die Wolnzacher quittierten dies am Ende auch mit „Standing Ovations“. „Wir sind schlichtweg überwältigt“, so Gitarrist Reinhold Alsheimer am Ende. Und während Musiker wie auch Regisseur den Applaus genossen, wurde schnell eine Frage laut. „Wo kann man denn auch die anderen Gruppen sehen?“ „Wir spielen mit Zwoastoa am Freitag in München“, so Bernie Maisberger. Die aber wohl eigentliche Frage war: „Wo kann man alle Gruppen auf einmal sehen? Und hier wurde schnell deutlich, dass man im Herzen der Hallertau der Avantgarde der bayerischen Musik sehr zugetan ist. Der Ansturm auf die CDs im Anschluss macht dies noch einmal deutlich. Vielleicht gelingt es ja, den Bavaria Vista Club in die Holledau zu holen, zu wünschen wäre es auf jeden Fall.

Wer bis dahin in diese wunderbare Musik eintauchen möchte, den Film kann man noch in Wolnzach am Samstag um 17.00 und am kommenden Mittwoch um 20.00 Uhr sehen.


 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.