Das Ende eines Raubmörders
Als Donaumoosräuber sind Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger in die Geschichte eingegangen. Während Letzterer von seinem Komplizen Anfang 1873 wegen einer Frau erschossen worden war, lief Gump selbst noch ein paar Monate länger in Freiheit durch die Lande. Ein jähes Ende fand sein äußerst brutales Treiben allerdings schließlich am 4. Juni desselben Jahres in Wolnzach. Im Rahmen der historischen Führung „Drah di ned um, da Gump geht um!“ nehmen Julia Mirlach und Michaela Eisenmann interessierte Gruppen mit auf eine Reise durch die letzten Stunden des Raubmörders in Freiheit.
„Ein paar Dinge waren natürlich anders, zum Beispiel wurde unsere Kirche erst 1912 mit ihrer charakteristischen Zwiebel zum "Dom der Hallertau", erklärte Michaela Eisenmann den Zuhörern, „doch die Gebäudeanordnung des Wolnzacher Marktzentrums ist gleich geblieben. Badergasserl, Marktplatz und Marienplatz haben sich wenig verändert.“ Über diese drei Stationen flüchtete Ferdinand Gump, als Therese Ecker von seinem Einkauf im Laden der Kleinkrämerin Katharina Fröhler erfuhr und Verdacht schöpfte. Am Marienplatz angelangt, waren ihm die Gendarmen Voit und Löffler bereits dicht auf den Fersen, als sich ihm zudem der Schäffler Georg Glück und sein Geselle Josef Horn mutig in den Weg stellten.
Zwar verletzte Gump den Gesellen schwer am Arm – Zeit seines Lebens konnte er diesen nicht mehr richtig bewegen – doch mit Hilfe weiterer, herbeieilender Wolnzacher konnte der sich wehrende Verbrecher in der Herrengasse gefangen genommen, gefesselt und auf die örtliche Gendarmeriestation gebracht werden. „Dank der aktuellsten Recherchen des Historischen Cirkels weiß man, dass sich diese damals im Gebäude rechts vom Rathaus befand, dort ist heute ein griechisches Restaurant angesiedelt“, erklärte Michaela Eisenmann die neuesten Erkenntnisse zum Marktkern Wolnzachs vor 141 Jahren. „Übrigens, eine kleine Anmerkung am Rande: Damals waren die Polizisten ganz besonders fesch eingekleidet“, schmunzelte Eisenmann, die ihre Ausführungen auch immer mit Bildern und Fotos aus der damaligen Zeit untermalte.
Beim Foto von Ferdinand Gump kurz nach der Festnahme staunten da die Gäste nicht schlecht, denn zu sehen ist lediglich ein klein gewachsener, hagerer Mann. Schwer zu glauben, dass dieser mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hatte und hoch gefürchtet war. „Doch bis heute bleiben seine Gräueltaten in unseren Köpfen“, so Julia Mirlach, die hinzufügte, dass auch nach der Übergabe Gumps an die Münchner der Fall für Wolnzach noch nicht beendet war. „Wir wollten schließlich unsere Fußfesseln, mit denen der Raubmörder nach München transportiert worden war, wiederhaben“, erläuterte Mirlach.
Das beherzte Eingreifen einiger Wolnzacher wurde übrigens noch entsprechend gewürdigt. Insgesamt 720 Gulden wurden als Belohnung an die Beteiligten ausgezahlt, 300 davon alleine an Josef Horn. „Ein kleines Vermögen, wenn man bedenkt, dass man damals mit einer Gulde acht Maß Bier erwerben konnte“, schloss Julia Mirlach die Führung und freute sich zusammen mit Michaela Eisenmann schon auf die nächsten Termine: „Es ist toll, ein solch spannendes Stück unserer Heimatgeschichte weitergeben zu können.“ So wurde auch noch aufgelöst, wie es mit Gump selbst weiterging: Dieser starb noch vor seiner Hinrichtung an einer schweren Tuberkulose im Gefängnis.
Weitere Führungen finden am Freitag, 28.11.2014 um 16:00 Uhr, und
Samstag, 29.11.2014 um 10:00 Uhr, statt. Anmeldungen bei der Markt-Service-Leitung unter 08442 65-39.
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