Mysterium taucht erneut auf bei FUW-Gemeinderatsvorstellung
Rappelvoll war es. Um die 200 Interessierte, mindestens, waren es wohl, die zur Vorstellungsrunde der Fortschrittlichen Unabhängigen Wählergemeinschaft (FUW) in den Pörnbacher Gasthof "Zur Post" kamen. Dort stellten sich die Gemeinderatskandidaten der Wählergruppierung samt ihrem Bürgermeisteranwärter Helmut Bergwinkel vor. Der Gasthof selbst sollte dann später auch noch eine Rolle spielen, denn er ist - umwittert von einem Geheimnis - im Eigentum der Gemeinde.
"Gigantisch", ächzte schon beinahe FUW-Gemeinderatsmitglied Ludwig Mayr, der als Moderator fungierte, und sich, bald schwitzend, trotzdem über den Andrang freute. Sogar die Gläser gingen in der Wirtschaft aus, die Getränke gab es schließlich nur noch aus der Flasche. Mayr rechnete mit deutlich weniger Besuchern, wie er noch kurz vor Beginn der Veranstaltung sagte. Und noch immer drängten Menschen zur Tür herein. Von Bergwinkel einzeln per Handschlag begrüßt.
Als die Luft beinahe zum Schneiden dick ist geht es los mit einem Dank an den nicht mehr kandidierenden Bürgermeister Alois Ilmberger (Dorfgemeinschaft) und seinem Vize Paul Meitner (FUW). Alsdann stellten sich 14 Gemeinderatskandidaten vor. Den Schluss machte Bergwinkel (Portrait folgt demnächst in Hallertau.info) mit einem Ausblick auf seine Vorstellungen künftiger Rathauspolitik.
Drei Schwerpunkte hat sich die FUW auf ihre Fahnen geschrieben: Transparenz, Förderung der Gemeinschaft und wirtschaftliche Weiterentwicklung. Transparenz sei auch beim anstehenden "Erneuern und Ertüchtigen" des öffentlichen Kanalnetzes notwendig. "Ich werde Sie über die Planung und die die voraussichtlichen Kosten informieren", versicherte Bergwinkel. "Im Vordergrund steht, dass Sie nicht über Gebühr damit belastet werden." Als Informationskanal will der Bürgermeisterkandidat das Internet nutzen. Projekte und Protokolle der Gemeinderatssitzungen sollten dann dort zu finden sein. Aber auch offene Stammtische oder kommunalpolitische Frühschoppen könnten dazu dienen, gemeindliches Wissen zu verbreiten und Entscheidungen nachvollziehbarer für den Bürger zu machen.
Demografischer Faktor auch in Pörnbach
Der Gemeinschaft stehe ein Bevölkerungswandel bevor, wonach sich die Altersstruktur ändern werde - und darauf müsse man reagieren. Ehrenamt und Vereinsarbeit seien auch von daher zu stärken, die Flexibilität und Mobilität älterer Menschen zu fördern. In diesem Zusammenhang erwähnte Bergwinkel auch ein Vorhaben, den (barrierefreien) "Zugang zu den Gemeinderatssitzungen allen zu ermöglichen." Auch könnte eine Form des Rufbusses die bessere Anbindung an die Kreisstadt ermöglichen. Für den Bereich Erwachsenenbildung schwebt Bergwinkel eine Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Pfaffenhofen vor, "um in Pörnbach wieder bedarfsorientiert Angebote zu schaffen."
Doch sei an alle Altersgruppen zu denken. Bei den Angeboten für Kleinkinder "sind wir gut aufgestellt", doch fehle es an jenen für die ab Zehnjährigen. "Da schaut es mau aus."
Grundversorgung sichern
Zur Qualität einer Gemeinde gehöre es aber auch, dort eine Grundversorgung mit Bäcker, Lebensmittel, Metzger, Gastwirtschaften, Poststelle, Arzt, Banken, Haushaltsbedarf zu haben. Diese Betriebe gelte es, zu erhalten und zu fördern.
Ein bedarfsgerechter Ausbau der Gewerbeflächen sei zwar anzustreben, doch sollten sich die Betriebe, bei gleichzeitiger Beibehaltung des Ortscharakters, ergänzen. Verhandlungen dazu zu führen, "das ist dann Aufgabe des Bürgermeisters." Der Gasthof "zur Post" etwa sei in bester Ortslage. "Das Thema werde ich anpacken", beteuerte Bergwinkel. Doch wolle er keine "Schnellschüsse" machen, vielmehr Klarheit darüber schaffen, was die Sanierung koste und welche Fördermittel zu bekommen seien. Dann erst könne man in die Diskussion eintreten, was wir mit dem Gasthof langfristig geschehen werde.
Weiter thematisierte Bergwinkel die energetische Sanierung der Schule (die er erhalten wolle), die Möglichkeiten zur gemeindlichen Energieeinsparung (etwa mit LED-Straßenbeleuchtung ), die Windkraft als Bürgerbeteiligungsmodell, oder auch den Ausbau des Internets.
Die Reihe war dann an den Bürgern, Fragen zu stellen. So wurde nach einem Treffpunkt für 16 bis 17-Jährige Jugendliche gefragt. Bergwinkel schlug unter anderem dazu vor, eine Zukunftswerkstatt einzurichten in der zunächst Ideen gesammelt würden. Problematisch sei die verantwortliche Betreuung und wer überhaupt dazu bereit sei, diese zu übernehmen. Die Windkraft war ebenfalls ein Punkt, der interessierte. Hier sei auszuloten, ob und was die Bürger der Gemeinde überhaupt wollten; doch davon abgesehen: "Photovoltaik muss man mitnehmen." Die Geruchsbelästigung der Kläranlage stank einem Fragesteller. In diesem Zusammenhang gab es die Frage nach dem Planer und ob man sich von diesem nicht trennen könne. Dazu Bergwinkel: "Ich bin offen für Neues!"
Pörnbacher Mysterium
Langsam aber sicher zum Dauerbrenner in Pörnbach entwickelt sich die Frage nach der Zukunft des Gasthofes "zur Post". Nicht zum ersten Mal gestellt wurde in einer Versammlung auch die Frage danach, warum überhaupt vor über zwanzig Jahren das Gebäude gekauft wurde. "Man weiß es bis heute nicht", so ein Fragesteller, der Auskunft darüber erhalten wollte, wie es mit dem Gasthof weitergehen werde. Und tatsächlich ist es offenbar ein Mysterium, was die damaligen Gemeinderäte samt Bürgermeister dazu trieb, sich diesen denkmalgeschützten "Klotz" ans Bein zu binden. Es gebe dazu zumindest "offiziell" keine Auskunft, wie der Fragesteller meinte. Dabei wäre es tatsächlich doch für künftige Entscheidungen wichtig zu wissen, mit welchen Gedanken sich die Räte seinerzeit befassten, als sie auf Kosten der Gemeindebürger das Anwesen erstanden. Als Idee wurde von einem Bürger vorgeschlagen, eventuell das Rathaus dort einzurichten. Bergwinkel sagte zu, sich gegebenenfalls die Verträge anzusehen. Angehen könne man die Projektideen aber erst, wenn man weiß, wie viel es koste, das Gebäude herzurichten. Der FUW-Bürgermeisterkandidat kann sich jedenfalls betreutes Wohnen, einen Dorfladen oder weiterhin einen Gastwirtschaftsbetrieb vorstellen.
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