Wies früher war…Krippen und Kriegerdenkmäler: Sebastian Osterrieder
Am Samstag, den 18.01.2014 um 14:30 Uhr lädt das Stadtmuseum Abensberg wieder alle Interessierten zu „Wies früher war…“ in das Foyer des Herzogskasten ein. Diesmal erinnern wir uns gemeinsam an Sebastian Osterrieder, der am 19.01.1864 in Abensberg das Licht der Welt erblickte und heuer seinen 150. Geburtstag gefeiert hätte.
Sebastian Osterrieder erblickte vor 150 Jahren in Abensberg das Licht der Welt. Ursprünglich sollte er die väterliche Bäckerei übernehmen. Seine eigentliche Begabung und seine Leidenschaft war jedoch die Kunst und dabei insbesondere die Schnitzkunst.
Eine frühe Unterweisung erfuhr Sebastian Osterrieder durch den im selben Hause wohnenden Gehilfen des Bildhauers Gallus Weber, Joseph Moser, der ihm wertvolle Hinweise zum Schnitzen und Modellieren mit Ton geben konnte. Bereits im jungen Alter von 16 Jahren war Sebastian Osterrieder in der Umgebung als „Krippenwastl“ bekannt und erhielt viele Aufträge von Geistlichen und Privatleuten.
Nach dem Tode des Vaters zog er 1889 nach München, wo er in die Akademie der bildenden Künste und die Königliche Kunstgewerbeschule eintrat. Er schloss 1895 das Studium ab und eröffnete in München sein Atelier.
Nach seinem Selbstverständnis war Osterrieder keineswegs „Krippenbauer“, sondern er begriff sich selbst als akademischer Bildhauer. Mit der künstlerischen Avantgarde seiner Zeit - der Neuen Künstlervereinigung München und dem Blauen Reiter - konnte sich Osterrieder überhaupt nicht anfreunden. Er lehnt die Szene ab und die Szene lehnte ihn ab. Dennoch war er wirtschaftlich erfolgreich. Sowohl seine Monumentalplastiken, etwa für den Vatikan und Altötting, aber auch seine realistischen Krippendarstellungen fanden großen Anklang. Im Bayerischen Nationalmuseum lernte Sebastian Osterrieder neapolitanische und sizilianische Krippen kennen. Er entwickelte deren Kaschiertechnik weiter und perfektionierte diese. Osterrieder stellte seine Krippenfiguren in einer speziellen, von ihm entwickelten Gusstechnik her. Diese war jedoch sehr aufwändig, da die Gussform für jeden Abguss neu hergestellt werden musste. Anschließend kaschierte er die „nackten“ Figuren mit in Leim getauchten Stoffen und fasste sie farbig. Über 100 verschiedene Figuren hat Osterrieder entworfen und gefertigt. Im Auftrag des Prinzregenten Luitpold bereiste 1910 Osterrieder das Heilige Land, um dort Land und Leute zu studieren und sich für seine Werke inspirieren zu lassen.
Osterrieder schuf in einer Zeit, die sich von religiösen Themen abwandte, als einziger Bildhauer in Süddeutschland künstlerische Krippenszenen. Deshalb schrieb ihm Kardinal Michael Faulhaber ins Gästebuch: „Für Meister Osterrieder sind Glaube und Kunst wirkliche Geschwister“.
Während und nach dem 1. Weltkrieg lieferte er auch patriotische Denkmäler und Plastiken, etwa das Hoch- und Deutschmeisterdenkmal in Siegenburg und die Hindenburgstele in Abensberg, und Kriegerdenkmäler aus. Er starb am 5.6.1932 in München-Schwabing, wo sich auch sein Grab befindet.
Anlässlich seines 150. Geburtstages zeigt das Stadtmuseum Abensberg die neuesten Erwerbungen aus dem Nachlass von Sebastian Osterrieder, darunter auch zahlreiche Pläne für Kunstwerke, die noch nie öffentlich zu sehen waren.
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