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So riecht der Tod

(Wolnzach , rt)

Peter Engelniederhammer glänzete als Malt-Ambassador bei der Veranstaltung der Handwerks-Junioren im Haimerlhof.

 

Volltrunken des Nachts aus dem Wolnzacher Bürgerbräustüberl zu torkeln, das war nahezu ausgeschlossen am Ende des "Whisky-Tasting" der Handwerks-Junioren. Vielmehr trafen sich dort ausgesprochene Genießer dieses ganz speziellen Brandes, lauschten den profunden Ausführungen eines Kenners dazu und kitzelten sozusagen ihren Gaumen mit der Spirituose in wohldosierten Mengen.

Adolf Demmel, Kassier der Handwerks-Junioren, begrüßte zusammen mit den knapp 20 Verkostungs-Gästen zu dieser ersten Veranstaltung in diesem Jahr Peter Engelniederhammer als ausgewiesenen Whisky-Experten. Der aktive Berufssoldat aus der Oberstimmer Kaserne beschäftigt sich seit mittlerweile über zehn Jahren mit Whisky in all seinen Variationen. Damit war klar, dass er einiges zu erzählen hat. Und zwar genau vier Stunden lang. Und das was der nebenberufliche Malt Ambassador, eine andere Bezeichnung für Whiskey-Referent, in dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne zu sagen wusste, das waren nur die Grundlagen. Zum Spezialistentum in Sachen Whiskey reicht das freilich noch lange nicht. Doch das zu erreichen, war auch nicht die Absicht; vielmehr sollte der Abend über die "schönste Spirituose der Welt", so Engelniederhammer, "insbesondere Spaß machen." Und den hatten die Teilnehmer, was jedoch nicht nur an den zehn, den Abend über verköstigten Whiskys lag. Übrigens gab es ja auch noch Weißbrot und jede Menge Wasser zwischendurch, um das jeweilige Geschmackserlebnis in der Folge auch optimal wahrnehmen zu können.

 

 

Engelniederhammer hält Whisky für einzigartig und sagte mit dem Brustton der Überzeugung, dass "Whisky das Beste ist, was man derzeit trinken kann." Wer allerdings meine, dazu noch ein Bierchen oder ein Glas Rotwein trinken zu müssen, der ist kurz danach "wie tot" und deshalb warne er vor einer solchen Kombination.

Niemals in Frage käme für ihn auch, guten Whiskey etwa mit koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken zu mischen; deshalb rate er von derartigen Kombinationen ab. Ebenfalls nicht empfehlenswert sei wegen gewisser Qualitätsprobleme kanadischer Whisky oder eine Tasse Kaffee kurz vor dem Genuss eines Glases Whisky - wegen des dann bis zu einer Stunde lang beeinträchtigten Geschmacksempfindens.

 

 

Nach diesen einleitenden Worten ging es aber auch schon los mit dem Spüren nach der Segmentierung unterschiedlicher Aromen. Die diversen Proben wurden von den Teilnehmern akkurat auf vorbereiteten Bögen nach Farbe, Duft, Körper, Geschmack und Abgang klassifiziert.

Engelniederhammer kündigte zuvor "Maistöne", "Klebstoffgeschmack" und "Grabesstille" an und verstand es, dazu auch noch Spannung aufzubauen. Begleitet von viel Wissen über die Whiskyindustrie, die Methoden der Herstellung und der Mythologie des Whiskys (der, sofern er aus Irland stammt, mit einem "e" geschrieben wird, also Whiskey).

"Wenn man etwas über Whiskey lernen will, muss man dreimal in der Woche trainieren", meinte Engelniederhammer augenzwinkernd. Und der Malt Ambassador war auch um den einen oder anderen gute Tipp nicht verlegen. Beispielsweise den, wie man unerwünschte Partygäste wieder los wird: Whisky mit 90 Prozent Alkoholgehalt verabreichen, ganz einfach. Demmel und zwei andere Gäste stellten sich mehr oder weniger freiwillig für das diesem Tipp folgende "hochprozentige Experiment" zur Verfügung und probierten das eigenmündig aus. "Da spürst du jeden Zahn einzeln", meinte Demmel nach einem kleinen Schluck dieses Feuerwassers, während die Taubheit in seinem Mundraum sehr, sehr langsam dahinschwand.

 

 

Eher praktischer Natur waren dann schon jene Hinweise Engelniederhammers, wonach Whisky unbedingt in einem verdunkelten Raum stehend gelagert werden müsse und er nach dem Öffnen innerhalb der dann kommenden neun Monate getrunken werden sollte.

Gut zu erfahren war auch, dass Whiskygläser nur unten angefasst werden, Whisky von Kennern niemals mit Eis getrunken wird (sondern in Zimmertemperatur, wie alle Brände) und man ihn die Kehle nur langsam hinab rinnen lassen sollte.

Zum Ende seines Vortrages gab es dann - wie anfangs versprochen - noch einen etwas eigenwilligen Whisky zur Probe, für den man den Referenten "hassen oder lieben wird", wie Engelniederhammer selbst formulierte. Der Whisky habe einen Geruch "wie der Tod oder die letzte Ruhestätte." Und tatsächlich, so war es dann auch. Der Brand schmeckte nach viel, viel Torf, um nicht zu sagen Moder - ganz so, wie man sich den Tod olfaktorisch vorstellen kann, auch wenn man in dieser Hinsicht mit eher wenig Phantasie ausgestattet ist.

Einige liebten Engelniederhammer für das Kredenzen dieses Whiskys, andere hassten ihn dafür - ganz wie er es voraussagte. Probiert hat aber ein jeder freiwillig, muss zu seiner Ehrenrettung an dieser Stelle noch gesagt werden. 

 


 

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