Lärmschutz an der A93
„Wir wollten den Anliegern die Möglichkeit geben alle Informationen aus erster Hand zu erfahren“, so Bürgermeister Jens Machold, der am Dienstag alle betroffenen Anwohner der Musikantensiedlung zum Thema Lärmschutz an der A 93 ins Rathaus eingeladen hatte. Zu Gast waren dabei auch Michael Köstlinger und Carolin Herda von der Autobahndirektion Süd Bayern mit Sitz in Regensburg, die die Planungen zur Lärmschutzwand vorstellten und die Fragen der Wolnzacher detailliert beantworteten.
„Wir nehmen die Sache sehr ernst und sind froh, dass dieser Termin möglich gemacht werden könnte“, leitete der Rathauschef die Anliegerversammlung ein, zu der neben zahlreichen Zuhörern auch einige Gemeinderäte sowie der zweite und dritte Bürgermeister erschienen waren. Umfassend stellte Michael Köstlinger dann die momentane Situation für die direkten Autobahnnachbarn im Wohngebiet Gabes vor. Denn seit die Grenzwerte für Lärmsanierungen von der Regierung um drei Dezibel gesenkt wurden, besteht nun auch für sieben Wolnzacher Wohngebäude, die in erster Reihe an die Autobahn grenzen, die Möglichkeit mit Hilfe von Bundesmitteln eine Verbesserung der Lärmsituation zu erreichen.
So wurde bei Berechnungen, die nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nicht nur den Verkehr, sondern auch die Topographie – wie Bodendämpfung, Flüsse und Winde – berücksichtigen, eine Überschreitung der Nachtgrenzwerte von maximal erlaubten 57 dB festgestellt. Als Lösung soll daher nun eine insgesamt 260 Meter lange und 3,50 Meter hohe Lärmschutzwand – von kurz nach der Autobahnbrücke Gabes bis zum Ende des Wohngebiets in Richtung Holledau – entstehen, sodass die Werte wieder eingehalten werden. Dabei wird durch die hochabsorbierende Wand eine Verringerung der Lärmbelastung um 3-5 Dezibel gerechnet, was für menschliche Ohren ungefähr einer Halbierung des Verkehrsaufkommens entspricht. Miteingeflossen in die Berechnungen sind zudem Langzeitfaktoren. Die Schutzwand wird somit auch noch bei der Verkehrsmenge im Jahr 2025 ihren Zweck erfüllen und die Anwohner zukünftig vor unzumutbaren Lautstärken schützen. „Von der Wand profitieren natürlich mehr, als die, die rein formal Anspruch auf eine Verbesserung hätten“, stellte Michael Köstlinger des Weiteren fest.
Der Wunsch vieler Anwohner, die Wand auch noch bis über die Brücke zu verlängern, da insbesondere dort starker Lärm verursacht würde, wird sich jedoch in Kürze wohl nicht erfüllen lassen. „Zum einen würde diese Ausweitung laut Berechnungen keinen zusätzlichen Schutz bringen und zum anderen müsste vor einem solchen Bauvorhaben erst einmal die Brücke selbst erneuert werden“, erklärte der Bauoberrat. Diese sei nämlich in ihrem derzeitigen Zustand nicht auf eine zusätzliche Belastung durch eine Lärmschutzwand und die damit entstehenden Windkräfte ausgelegt. Auch auf die Frage einiger Zuhörer, ob nicht zudem in weiteren Bereichen der Autobahn Lärmschutzmaßnahmen, wie ein von Gemeinderat Werner Hammerschmid vorgeschlagener natürlicher Damm, verwirklicht werden könnten, hatten die Vertreter der Autobahndirektion nicht die erhoffte Antwort parat. „Der Bund prüft natürlich zuerst die rechtlichen Voraussetzungen, bevor er aus Steuermitteln ein solches Projekt finanziert. Und werden die Grenzwerte nicht überschritten, bedeutet dies, dass der Staat den vorherrschenden Lärm den Bürgern zumutet“, so Köstlinger. Bei weiteren Abschnitten wäre somit der Einsatz von Finanzmitteln des Bundes schlichtweg verboten.
Dass er sich ebenfalls mehr in dieser Sache wünschen würde, verhehlte auch Bürgermeister Jens Machold nicht, doch trotz allem stoße man irgendwo auf Grenzen und könne diesen Teilabschnitt doch positiv betrachten. „Wir versäumen ja nichts, wenn nun machbare Maßnahmen angegangen werden“, so der Rathauschef. Denn auch wenn es vorerst einmal bei der 260-Meter-Wand bleiben wird - für die Anwohner der Musikantensiedlung dürfte dieser Schritt wohl schon eine deutliche Verringerung der Lärmbelästigung mit sich bringen.
Geplant ist dabei – unter Voraussetzung vollständiger Zustimmung der zwölf unmittelbar vom Projekt betroffenen Grundstückseigentümer – ein beschleunigtes Verfahren, sodass bereits diesen Winter das Entfernen des Gehölzes stattfinden und die Wand dann im nächsten Herbst folgen könnte. Vorgesehen ist zudem eine Baustelle, die von der Autobahn aus bedient werden kann.
„Wir können Sie beruhigen, auch in 12 Jahren wird die Wand noch herhalten und sich diese Investition gelohnt haben“, erklärte Köstlinger abschließend und fügte weiter hinzu „auch die Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h wird bleiben, da diese vorrangig mit einem Lückenschluss und nicht als Lärmschutzmaßnahme begründet wurde.“
Auch wenn also nicht alle Wünsche erfüllt werden können, die Grenzwerte dürften in Wolnzach dann dank der Schutzwand nicht mehr überschritten werden und die Anwohner im Gabes könnten einer ruhigeren Wohnatmosphäre entgegenblicken - ein erster wichtiger Schritt in Sachen Lärmbelästigung wäre somit wohl gemacht.
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