"Ein Haus wirst du bauen"
Nach dem Sonntagsgottesdienst begann vor dem Gemeindezentrum das Fest der evangelischen Kirchengemeinde mit reichem Buffet und Jazz-Combo. Drinnen, im Kirchenbau, hatten interessierte Gäste derweil Gelegenheit zur Begegnung mit dem Architekten Günter Forster, der gemeinsam mit Pfarrer Michael Baldeweg im Rahmen des „Forum Baukultur“ das 2008 eingeweihte, preisgekrönte Projekt erläuterte. Kirche und Gemeindezentrum entstanden auf dem damals unansehnlichen Sudhaus-Gelände an der Stelle eines dort einmal vorgesehenen Einkaufszentrums. Der – zunächst für das Gelände des heutigen Hopfenmuseums vorgesehene und später gespiegelte – Entwurf ist als architektonisches Gegenstück zum Hopfenmuseum, aber auch als thematisches Pendant zur Pfaffenhofener Kreuzkirche zu verstehen. Selten genug, betonte Pfarrer Baldeweg, werde heute ein Kirchenbau zugleich mit dem Glockenturm realisiert. Die ursprünglich geplante Einbettung in ein städtebauliches Gesamtkonzept, erläutert der Architekt, sei heute allenfalls zu erahnen. Ursprünglich beabsichtigt gewesen sei nämlich ein großzügiger Grünkorridor vom Bräustüberl-Biergarten über den Pfarrgarten bis hin zu einem sich im Osten anschließenden Bürgergarten; diese Vision werde sich allerdings so bald nicht
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verwirklichen lassen. Was den Kirchenraum selbst betrifft, war man mit verschiedenen Anforderungen konfrontiert: So musste die Größe des Gottesdienstraumes flexibel sein – der Erweiterungsbereich wird inzwischen immer häufiger genutzt -, andererseits sollte die Ebenerdigkeit gewahrt bleiben, die eine in der lutherischen Theologie verankerte Gleichrangigkeit aller Menschen gegenüber Gott verkörpert; solche Forderungen mit den akustischen Ansprüchen zu verbinden, die an einen Gottesdienstraum gestellt werden, und diesen Raum dann auch außerhalb der Gottesdienstzeiten öffentlich zugänglich zu halten - dies gehörte zu den besonderen Herausforderungen. Besonders wies Forster auf den ausgeklügelten Lichtfall im Innenraum hin, der vor Baubeginn am PC-Modell simuliert wurde. Die Wahl des Rottons und der endgültigen Innengestaltung war Ergebnis vieler Diskussionen. Das doppelte Kreuzfenster und die kubische Gesamtkonzeption des Baues eröffenen reichhaltige theologische Deutungen und architekturgeschichtliche Querbezüge. Der Architekt freilich übt sich in understatement. Das „Hineininterpretieren“ überlasse er anderen. Forster hat Recht. Der Verzicht auf Selbstinterpretation zeugt von Größe.
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