Die Schaumkrone der Brauerszene
(Wolnzach, ls)Barbara, Daniella und Camila sind aus Brasilien. Ihr großes Ziel: Richtig gutes Bier brauen!
„We are here for the beer!“, tönt es aus rund 30 bestens gelaunten Kehlen. Auf den ersten Blick ist es ein recht bunter Haufen, der für die Kameras vor dem Logo der Buschfarm in Hüll posiert: Tatsächlich sind sie aber die Zukunft vieler namhafter Biersorten. Regelmäßig macht die Anheuser-Busch InBev mit ihrer „Global Brewmaster Summit“ halt in Wolnzach. Hier lernt deren zukünftige Elite aus der ganzen Welt, was dem Bier seine Seele verleiht.
Brauer: Ein Traumjob für Lebensmittelchemiker
Züchtungsforscherin Dr. Elisabeth Seigner klärt auf: Wie funktioniert der Forschungsprozess bei der LfL in Hüll?
Was Volkswagen in der Autoindustrie und Nestlé im Süßwarengewerbe ist, das ist Anheuser-Busch InBev in Sachen Bier. 612,5 Millionen Hektoliter davon produzierte der Getränkeriese 2017. In über 100 Ländern und mit über 500 Marken ist der Konzern ein gefragter Arbeitgeber. Beck’s, Corona, Franziskaner – es wird kaum einen Bierenthusiasten geben, der sich den Feierabend noch nicht mit einem ihrer Produkte versüßt hat. Für deren Geschmack sind die Brauer verantwortlich und - wenn alles klappt - in ein oder zwei Jahren auch Menschen wie Daniella und Barbara.
„Bier ist so ein interessantes Lebensmittel“, erzählt Daniella. Die 29-jährige ist Lebensmittel-Ingenieurin, ihre Kollegin Barbara (29) Chemie-Ingeneurin. Die beiden Brasilianerinnen arbeiten schon seit einigen Jahren bei Konzernschwester InBev. „Wir benutzen fast ausschließlich Hopfen aus der Hallertau“, meint Daniella. Umso wichtiger ist es für sie als zukünftige Brauerin genau zu verstehen, was ihn erst zum „grünen Gold“ werden lässt. „Die vielen Variationen an Geschmack und Aroma zu verstehen, ist der Schlüssel zu gutem Bier“, erklärt auch Ausbilderin Jennifer Eckstein. Station im renommierten Hopfenforschungszentrum in Hüll und dem dort ebenfalls ansässigem Anheuser-Busch Versuchs-Hopfengut zu machen, ist da schon fast obligatorisch.
Brauer sein ist viel mehr als nur Bier zu trinken
Eine bunte Truppe: Aus Brasilien, Argentinien, China, Korea oder Tanzania haben sich die Jung-Brauer auf den Weg nach Wolnzach gemacht.
Eckstein führt den wohlklingenden Titel „Global Director of Learning and Development“ und ist für die Ausbildung der Brauer im Konzern verantwortlich. Und die ist anspruchsvoll. „Vergangenen Juli haben sie mit ihrem Training angefangen, fast jeden Tag absolvieren sie Tests und Übungen, und das obwohl sie alle noch ganz normal in ihrem Beruf weiter arbeiten“, erklärt sie. 15 Stunden wöchentlich beschäftigen sich ihre Schüler so zusätzlich mit der Herstellung von Bier, und das für ein ganzes Jahr. „Die Leute denken, Bierbrauen ist nur Spaß. Aber da steckt eine Menge Analysearbeit dahinter“, so Eckstein weiter.
Dazu gehört auch, dass man erst lernen muss, wie man richtig schmeckt. „Schmecken und Trinken sind zwei sehr unterschiedliche Dinge“, erklärt die Amerikanerin. Auch wenn man aus reinem Genuss eine Flasche öffnet, könne man da nicht aus seiner Haut. „Wie ist es um Aussehen, Geruch und Schaumqualität bestellt? Als Brauer hört man nie wirklich auf zu verkosten“, lacht sie. In der nun stattfindenden Projektwoche geht es aber vor allem um die Wissenschaft dahinter.
„Als Brauer sehen wir es als unsere Pflicht an, in einer engen Verbindung zu den Forschungseinrichtungen zu stehen“, macht Eckstein deutlich. Nach ihrem Zwischenstopp in Hüll geht es für die internationale Truppe daher weiter ins Forschungszentrum Weihenstephan. Ein ganz schön straffes Programm und ein mehr als anspruchsvoller Dialog: Alles für das kühle Gold.
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