Naturschutz neu gedacht
(Geisenfeld, hr)Um die einzigartige Kulturlandschaft im Feilenforst zu erhalten, haben sich das Landratsamt und die bayerischen Staatsforsten zu einer umfangreichen Kooperation verständigt. 19 gemeinsame Projekte sind angedacht.
Die Nöttinger Viehweide und der Feilenforst sind eine über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft. Eine, die heute unzähligen Arten eine Heimat bietet. Professor Hans-Joachim Leppelsack vom Landesbund für Vogelschutz bezeichnet den Feilenforst als „ökologisches Kleinod“. Neben dem in Mitteleuropa seltenen Mittelspecht findet man im Feilenforst auch den Halsbandschnäpper und die Waldschneppe. Rund 6000 verschiedene Arten beherbergt das Waldgebiet um das Naturschutzgebiet und zählt damit zu einem der ganz wertvollen.
„Den Wald sich selbst überlassen, das wäre hier kontraproduktiv“, Hans-Joachim Leppelsack
Dieses gewachsene Ökosystem gilt es zu bewahren. Ein Umstand, der ohne den Menschen nicht möglich wäre. „Wir brauchen hier einen in die Bewirtschaftung integrierten Naturschutz“, erklärt Alfred Fuchs, Leiter des Forstbetriebes in Freising. „Wenn wir nicht eingreifen würden, dann würden über mittlere Sicht die Eichen zurückgedrängt und es würde ein Buchenwald entstehen.“
Den Wald erlebbar machen
Gerade diese teils Jahrhunderte alten Eichen sind es, die den Feilenforst prägen. Und so heißt Naturschutz in diesem Bereich eben auch, dass Fichten oder andere Bäume weichen müssen, damit die ausladenden Kronen Platz und vor allem Licht bekommen. Doch nicht nur der Schutz des Bestandes steht ganz oben auf der Agenda. Wichtig ist auch die Pflanzung von Jungeichen.
„Die Samen der Eichen gehen nicht von selbst auf“, erklärt der stellvertretende Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen, Andreas Hahn. Immer wieder findet man deswegen auch blaue Verbiss-Schutzhüllen im Feilenforst. Darunter stecken junge Eichen. „Wir ziehen hier eine junge Generation Eichen ran“, so Revierleiter Florian Mergler.
Insgesamt geht es aber nicht alleine um den Erhalt dieser alten Kulturlandschaft und ihrer Artenvielfalt, sondern darum, das Bewusstsein für die Natur in der Bevölkerung zu schärfen. „Wir wollen den Wald erlebbar machen“, fügt Landrat Martin Wolf auf einem Rundgang an.
„Nur wenn wir diese Kulturlandschaft aktiv weiterentwickeln, können wir ihre Naturschönheit erhalten.“ Landrat Matin Wolf.
Die Basis hierfür bildet ein richtungsweisender Kooperationsvertrag zwischen dem Landkreis und den bayerischen Staatsforsten. 19 Projekte sollen einerseits die Artenvielfalt erhalten, andererseits Besucher sensibilisieren. Der Schutz alter Eichen, die Verjüngung des Bestandes, die Erhöhung des Totholzanteils, aber eben auch Informationstafeln und ein Besucherpavillon stehen auf der gemeinsamen Agenda. „Naturschutz ist immer mit zahlreichen gesetzlichen Auflagen und Vorschriften verbunden“, erklärt Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der bayerischen Staatsforsten. „Hier gehen wir ganz bewusst einen anderen Weg.“
Mit diesem bayernweit bislang einzigartigen Kooperationsmodel hofft Neumeyer, das Verständnis für die naturnahe Forstwirtschaft zu stärken – gerade weil die Bewirtschaftung auch die Grundlage für die Artenvielfalt ist.
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