IHK: Von Flächenfraß kann nicht die Rede sein
(Wolnzach, ls/mu)Bruckbach in der Entstehung: Die Zusammenarbeit zweier Gemeinden hatte die Errichtung des Gewerbegebietes möglich gemacht. "Ein beispielhaftes Projekt", betonte Eduard Kastner.
Am Mittwochnachmittag tagte der Regionalausschuss der IHK, und das nicht ohne Grund beim Verpackungsriesen Thimm im interkommunalen Gewerbegebiet Bruckbach. Es ging um das heiß diskutierte Thema Flächenverbrauch in Bayern. Dabei wehrten sich die Unternehmer vor allem vor Pauschalisierungen. Dr.Robert Obermeier (Chefvolkswirt IHK für München und Oberbayern) und Eduard Kastner (Vorsitzender des IHK-Kreisausschusses Pfaffenhofen) stellten die von der IHK ausgewerteten Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik vor. Entgegen der öffentlichen Meinung deuten diese laut dem Verband auf eine flächenschonende Nutzung der Wirtschaft im Landkreis hin. Kastner betonte aber auch, dass die Verfügbarkeit von Fläche immer mehr zum Engpassfaktor wird.
Unter anderem bezog sich Obermeier stark auf die veränderte Analyse der Flächennutzung, die vom Bayerischen Landesamt für Statistik durchgeführt wurde. „Um die Flächennutzung exakter abzubilden, wurde die Erhebung vom analogen Liegenschaftsbuch auf digital ermittelten geometrischen Flächen, bei denen überwiegend Luftbildaufnahmen benutzt werden, umgestellt“, so Obermeier. Dabei wird eine differenzierte Darstellung von Nutzungsarten ausgewiesen (z.B. die Kategorie Handel und Dienstleistung). Er betonte in diesem Zusammenhang, dass die exakte Abbildung dieser Nutzungsflächen äußerst positiv zu bewerten sei, vor allem was die Gewerbenutzung betrifft. Zwischen 2011 und 2015 sei der Anteil der Siedlungs-und Verkehrsflächen leicht von 13,3 auf 13,7 Prozent gestiegen. Auch der Anteil von Gewerbe und Industrie sei nur minimal von 0,6 auf 0,8 Prozent gestiegen – der Anteil der Betriebsflächen sogar von 0,6 auf 0,5 Prozent gesunken. „Die Zahlen verdeutlichen, dass einzelne Entwicklungen mit großer Sorgfalt und Sensibilität zu interpretieren sind“, so Obermeier. „Von einer zunehmenden Versiegelung könne nicht automatisch die Rede sein.“
Auch Kastner stieß in einer ähnliches Horn und forderte die Politik dazu auf, ihre Baulandpolitik zu überdenken. In der öffentlichen Diskussion handele es sich um einen Mix aus subjektiven Wahrnehmungen und Realität, der oft nicht zusammenpasst. „Über 86 Prozent der Flächen sind entweder Natur oder werden landwirtschaftlich genutzt“, konstatierte Kastner. Er lehnte daher auch eine pauschale Flächenobergrenze für Kommunen, wie sie derzeit politisch diskutiert wird, kategorisch ab. So befürchtet er, dass die Einschränkung der kommunalen Planungshoheit die unterschiedlichen Nutzungsarten wie Wohnung, Freizeit und Gewerbe unnötig zueinander in Konkurrenz setzen würden. „Wichtige Projekte bleiben dann zu Lasten der Bürger auf der Strecken.“
Ein gemeindeübergreifendes Flächenmanagement legte Kastner vor allem den kleineren Kommunen ans Herz, welche dieses Instrument zurzeit nur sehr spärliche einsetzten. Dazu gehöre auch, dass Innenentwicklungspotentiale ausgeschöpft werden, dass Baurechte erweitert werden und keine Mindestgrößen für Grundstücke in Wohnbaugebieten eingeführt werden. Auch die interkommunale Kooperation setzte Kastner ins Zentrum seiner Argumentation, als Beispiel dafür brachte er das interkommunale Gewerbegebiet Bruckbach an. „Kommunen dürfen sich nicht länger als Inseln betrachten, sondern müssen gemeinsam mit den Nachbargemeinden in Funktionsräumen denken, Bruckbach ist dafür ein Paradebeispiel.“ Vor allem von den beteiligten Akteuren forderte Kastner eine sachlich orientierte Diskussion. „Wer jegliche Entwicklung mit Versiegelung und Betonflut gleichsetzt, führt die Bürger bewusst in die Irre.“
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