Wolf jetzt auch im Schulunterricht
(Pfaffenhofen / München, rt)Ausschnitt Broschüre Wolf in Bayern / Gregor Louisoder Umweltstiftung
Seit der Jahrtausendwende sind die Wölfe nun auch nach Deutschland wieder zurückgekehrt – dank zahlreicher Schutzmaßnahmen und strenger EU-Gesetze. Über 100 Jahre waren die wilden Vorfahren unseres liebsten Haustieres verschwunden. Nun ziehen sie auch im Schulunterricht ihre Spur.
Auch in Bayern können wir die Heimkehrer seit kurzem wieder begrüßen. Nirgendwo sonst haben sie es nach Ansicht der Gregor Louisoder Umweltstiftung jedoch so schwer wie im Freistaat: „Manche Interessensgruppen verweigern sich weiterhin der Tatsache, dass der Wolf ein Urbayer ist und wir wieder lernen müssen, mit ihm zu leben.“
Der Wolf mit den verbundenen gesellschaftlichen Konflikten sei eine repräsentative Modellspezies, um nachwachsenden Generationen hochaktuelle Themen des bayerischen Naturschutzes nachhaltig zu vermitteln. Dies wurde auch gestern in München bei der Vorstellung einer neuen Materialsammlung die vorwiegend für Lehrer an Realschulen und Gymnasien konzipiert wurde, deutlich. An der Veranstaltung nahm unter anderem auch ein Vertreter des vom Bayerischen Landesamt für Umwelt eingerichteten „Netzwerk Große Beutegreifer“ teil, der zusammen mit weiteren Netzwerkern im Landkreis Pfaffenhofen tätig ist.
Wie in dessen Gespräch mit dem Broschüren-Autor und Wolfsforscher Peter Sürth zum Ausdruck kam, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch im hiesigen Landkreis der erste Wolf seine Spuren hinterlassen wird. Im kommenden Jahr wird Sürth mit hoher Wahrscheinlichkeit vor Pfaffenhofener Realschülern über das wieder zugewanderte heimische Raubtier berichten. In seiner zusammen mit der Gregor Louisoder Umweltstiftung erarbeiteten Broschüre „Wölfe in Bayern“ ist das Thema Wolf leicht verständlich für die Zielgruppe der Elf- bis Neunzehnjährigen aufbereitet und kann sowohl im schulischen, als auch im außerschulischen Bereich der Umweltbildung seinen Platz finden. Thematisch deckt sich der Inhalt mit den Lehrplänen der Realschulen und Gymnasien, wie etwa Körperbau/Lebensweise von Säugetieren, Lebensgemeinschaft Wald. Das Material kann kostenlos und auch in größeren Stückzahlen bei der Umweltstiftung angefordert oder als PDF über den Internetauftritt der Umweltstiftung heruntergeladen werden.
„Unser Ziel ist es, die Rückkehr der großen Beutegreifer sachkundig zu begleiten und zu einer möglichst Konfliktfreien Koexistenz von Menschen, Nutztieren und Wölfen beizutragen“, so Franziska Baur, die Fachreferentin Naturschutz der Stiftung. Man freue sich, diese fachlich wertvolle Broschüre als guten Begleiter für die Umwelt-Bildungsarbeit zur Verfügung stellen zu können, betonte Stiftungsvorstand Claus Obermeier.
Derzeit gibt es in Deutschland mehr als 60 nachgewiesene Wolfsrudel, mehrere Wolfspaare und etliche Einzeltiere. Theoretisch gibt es hierzulande Platz für rund 400 Rudel. In Bayern sind verpaarte Wölfe auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz anzutreffen und im Nationalpark Bayerischer Wald wurde durch die erfolgreiche Reproduktion eines Wolfspaares vor einigen Wochen womöglich der Grundstock zum ersten Rudel in Bayern gelegt. Ebenso wie Obermeier kritisiert auch der Bund Naturschutz in Bayern, dass der bei Wolfnachwuchs erforderliche „Managementplan Wölfe in Bayern, Stufe 3“ von den zuständigen Fachbehörden immer noch nicht vorgelegt wurde. Der 2014 erstellte Wolfs-Managementplan „Stufe 2“ beinhalte der Naturschutzorganisation zufolge nicht Wölfe mit Fortpflanzungserfolg und es fehlten zentrale Aspekte des Herdenschutzes. Außerdem sei eine objektive und wissenschaftlich fundierte Öffentlichkeitsarbeit bei Nutztierhaltern und in der Bevölkerung dringend notwendig.
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