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Eine Mehrheit steht hinter der Tradition

(Wolnzach, hr)

Mehrheitlich brachte der Gemeinderat in einer hitzigen Sitzung die Umsetzung des in den letzten Monaten erarbeiteten Lärmschutzkonzeptes durch. Während CSU, Freie Wähler und Grüne so wie der SPDler Martin Schicht, dem vorgeschlagenen Weg folgten, votierten Peter Rech, Max Wallner und Matthias Boeck (alle FDP-UW-BGW) offen gegen diese Maßnahmen. Brigitte Hackl, Marianne Strobl sowie Josef Schäch sahen sich außer Stande abzustimmen und verließen stattdessen den Saal.

Es geht um nicht weniger als um die Zukunft des Hallertauer Volksfestes! Ein Fest, das größer ist als der Zwist im Gemeinderat – das zumindest könnte man meinen. Doch augenscheinlich geriet – wie es im Vorfeld der Sitzung zu erwarten war – das Traditionsfest zwischen die politischen Fronten im Gemeinderat. Dabei ist die Sachlage eigentlich eindeutig: Im Oktober 2014 autorisierte der Gemeinderat mit 22:0 Stimmen Bürgermeister und Verwaltung mittels einer Petition alles zu tun um das Volksfest an diesem Standort zu erhalten.

Knapp drei Jahre später wollen sich einige Räte an die eigenen Beschlüsse nicht mehr erinnern. „Die Gegenpetition ist ohne den Marktgemeinderat gemacht worden“, tönte Peter Rech. Eine bewusste Erinnerungslücke, die letztlich aber ins Bild passt, denn schließlich hatte er gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Wallner und Boeck den Ausgang der Petition in München verfolgt. „Andernorts würde sich der Gemeinderat über das Ergebnis das ein Bürgermeister aus München mitbringt, freuen“, so Macholds deutliche Worte.

Von Experten geprüfte Maßnahmen

In Wolnzach sieht die Welt anders aus. Ein durchdachtes, ein geprüftes und von unabhängigen Experten des Landesamtes für Umwelt für gut befundenes Konzept wird zu zerreden versucht. Dabei sind die Aussagen die aus München kommen eindeutig: „Das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz schließt sich der Bewertung des LFU (Landesamt für Umwelt) an, wonach die im Gutachten dargestellten Maßnahmengrundsätzlich geeignet sind, die Immissionsrichtwerte für seltene Ereignisse am Tag und in der Nach einzuhalten. Daher wird empfohlen, die im Gutachten aufgeführten Maßnahmen umzusetzen und danach von einem unabhängigen Sachverständigen überprüfen zu lassen“, so das Schreiben der bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf.

Wie Bauamtsleiterin Doris Schneider erklärte, soll nun im rückwärtigen Teil der Halle einerseits eine Grenzgarage errichtet werden. Diese – ausgestattet mit lärmabsorbierenden Material soll künftig die beiden für den Küchenbetrieb notwendigen Kühlanhänger beherbergen. Direkt anschließend soll während der Volksfestzeit ein sog. „fliegender“ Bau folgen. „Es handelt sich hier um eine mobile Einhausung der Küche“ erklärte Schneider. Auch im Bereich des derzeit schon stehenden Kühlcontainers für die Schenke sind lärmmindernde Maßnahmen geplant. Nach diesen Vorstellungen wird der Container leicht versetzt und dauerhaft eingehaust. Auch die drei dort angebrachten Flüsteraggregate werden nachgerüstet und damit noch leiser. „Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen erreichen wir, dass die Rolltore, die bislang während der Festtage geöffnet waren, in Zukunft geschlossen bleiben können“, erklärt Planerin Steffi Maier.

Das sind aber nicht die einzigen Maßnahmen, mit denen das Hallertauer Volksfest auf einen rechtlich gesicherten Rahmen gestellt werden soll. Zu den baulichen Vorhaben, die zügig nach den Feierlichkeiten in Angriff genommen werden, gesellen sich weitere Veränderungen, die bereits in diesem Jahr greifen. „Wir werden künftig auf eine dezentrale Beschallung setzen“, erklärte Julia Merkle seitens des Hauptamtes. Dies soll dafür sorgen, dass die sog. Schallhotspots entfallen. „Wenn wir mehr Lautsprecher einsetzen, dann müssen diese nicht mehr so laut aufgedreht werden.“ Zusätzlich soll aber auch ein sog. „Limiter“ eingesetzt werden. Sollte die Lautstärke ein bestimmtes Limit übersteigen, dann schaltet sich dieser ein und regelt den Pegel nach unten.

Ein Maßnahmenpaket das von vielen Seiten für gut befunden wurde. „Wir haben nun die Möglichkeit unser Volksfest auf gesicherte Beine zu stellen“, erklärte Karl Straub, der über die gesamte Petitions-Zeit sich in München für die Traditionsveranstaltung stark gemacht hatte. Dabei machte der Landespolitiker noch einmal deutlich, dass es um weit mehr geht als um das Fest im Herzen der Hallertau. „Wolnzach hat Signalwirkung auch für ganz Bayern!“

Eine Aussage, die sich auch mit der von Christian Magerl, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses deckte. Er hatte schon vor einigen Wochen im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt, sein Ansinnen sei es, dass das Wolnzacher Volksfest innerhalb des gesetzlich gesteckten Rahmens abgehalten werden könne. Damit würde einerseits der Anwohnerschutz aber auch der Wunsch nach einem Fest im Zentrum respektiert. Die vorgeschlagenen und geprüften Maßnahmen bilden dafür die Grundlage.

Parteipolitische Auseinandersetzung ums Volksfest

In der Konsequenz gab es substanziell wenig, was gegen die Maßnahmen ins Feld geführt werden konnte. So wurde sich seitens der Opposition wieder einmal auf den alten Vorwurf versteift, im Vorfeld ungenügend informiert worden zu sein. Sie forderten diesbezüglich eine Verschiebung der Abstimmung. Eine Forderung, auf die sich Bürgermeister Jens Machold im Hinblick auf die in München gegebenen Zusagen nicht einließ. „Uns ist von Christian Magerl die Hausaufgabe mit gegeben worden, dass wir dies schnellstmöglich in die Umsetzung geben“, erklärte er und appellierte an den Gemeinderat für ein Zeichen der Gemeinschaft. Ein Appell, der in der im parteipolitischen Hickhack allerdings ungehört verhallte. Während einige den jetzigen Standort per se in Frage stellten und die ganze Historie am liebsten noch einmal aufgerollt hätten, gipfelte der Abend dann im Ausbruch des Gemeinderates Matthias Boeck, der Landtagsabgeordneten Straub eine „volksverhetzerische Art“ vorwarf. Dessen Konter ließ dabei nicht lange auf sich warten: „Heute zeigen sich die wahren Gegner unseres Volksfestes.“ Während in München, am Landratsamt und im Wolnzacher Rathaus viele Stunden investiert wurden, um das Traditionsfest auf ein solides Fundament zu stellen, stellten sich Max Wallner, Peter Rech und Matthias Boeck offen gegen das Fest, während sich Marianne Strobl, Brigitte Hackl und Josef Schäch in Ermangelung an Alternativen der Abstimmung durch das Verlassen des Saales entzogen.


 

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