Ausgezeichnetes Kino, ganz privat
Drehten zusammen mit Protagonistin Johanna Schmidt Teile eines Dokumentarfilms in Niederlauterbach: Autor, Produzent und Regisseur Thomas Oswald (l.) und Tonmann Miguel Murrieta Vázquez.
So manche Niederlauterbacher haben die Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm „Im Mittelpunkt der Welt“ in den Jahren 2014 und 2015 ja mitbekommen. Jüngst gab es nun in den Wolnzacher Amper-Lichtspielen eine private Vorstellung für geladene Gäste, sozusagen als Vorpremiere. Denn der Film, in dem die Niederlauterbacher Johanna Schmidt eine der Protagonisten ist, kommt erst im Oktober offiziell in die Kinos.
„Ich habe es endlich geschafft, die Möglichkeit zu bekommen, euch den Film zu zeigen, nach dem ihr mich so oft gefragt habt“, hieß es in der Einladung Johannas, der so viele gefolgt sind, dass die Gäste beinahe den gesamten Kinosaal füllten. Sie alle wollten ihn sehen, den von der Deutsche Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat „wertvoll“ ausgezeichneten Streifen in dem neben Johanna auch Leif, Lea, und Noel als Jugendliche aus unterschiedlichen Bundesländern im Alter zwischen 15 und 16 Jahren mit der Kamera über die Jahreszeiten hinweg begleitet wurden.
Allen vier ist gemein, dass sie mit ihren Familien in ländlichen Gegenden wohnen und ein Lebensabschnitt zu Ende geht, die Schulzeit. Regisseur, Autor und Low-Budget-Produzent Thomas Oswald („Die Produktionskosten beliefen sich auf rund 80.000, 90.000 Euro“, verriet er nach Anfrage aus dem Publikum.) begleitete die Jugendlichen und zeichnete ihre Ängste, Träume, Wünsche und Ziele dokumentarisch auf. Unspektakulär und in langen, ruhigen Sequenzen und wohlbedachten Schnittfolgen, dafür aber umso eindringlicher und lebenswirklich entwickeln sich die Bilder. Nach 92 Filmminuten fühlt sich der Zuschauer als Teil der Familien. Johanna, die Niederlauterbacherin, hat ihre Zukunft genau vor Augen und setzt sich vor diesem Hintergrund als Heranwachsende mit ihrer Umwelt auseinander. Für alle Einheimischen ist es eine Freude, den Faschingsball im Gasthof Reich auf der Kinoleinwand zu erleben oder die Erkenntnis Johannas im Auto zu hören, „Hier beginnt eine andere Welt“, als sie zusammen mit ihrer Mutter durch Stadelhof fährt.
Am Ende macht der Film Lust auf mehr und provoziert die Neugierde, was wohl inzwischen aus den vier Jugendlichen geworden ist. Und tatsächlich, wie Oswald verriet, wird bereits an eine Fortsetzung in etwa drei Jahren gedacht. Derzeit recherchiert er allerdings für ein aufwändiges Filmprojekt über das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom. In wenigen Wochen aber ist erstmal beim Filmfest in Hamburg die Premiere zu „Im Mittelpunkt der Welt“. Kinobetreiber Max Amper stellte bereits in Aussicht, dass der Film dann Anfang des kommenden Jahres offiziell auch bei ihm in Wolnzach zu sehen sein wird.
16 Tage von insgesamt 62 Drehtagen war Johanna mit der Kamera für den Film begleitet worden. „Es war sehr spannend, weil man so eine Möglichkeit ansonsten nicht bekommt und es war ein schönes Ereignis!“ Ihre Eltern und die Oma hätten von Anfang an hinter dem Projekt gestanden. Sie würde jedenfalls wieder zur Verfügung stehen für eine Fortsetzung: „Wenn es die Zeit zulässt“, sagt die 19-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Fotos: Raths (1), Rainville & Oswald GbR (2)
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