Kommt jetzt der Gemeinschaftstarif in den Landkreis ?
(Pfaffenhofen, wk)
Eine gemeinsame Fahrkarte für Bus und Bahn, für den Landkreis und Ingolstadt – das wäre doch eine tolle Sache. Dass dieser Wunsch nicht so leicht umzusetzen ist, machte auf der Kreistagssitzung in Manching der Bürgermeister von Baar-Ebenhausen, Ludwig Wayand (CSU) deutlich, der für seine gute Verhandlungsführung im Zweckverband von seinen Bürgermeisterkollegen Martin Schmid (Vohburg, SPD) und Christian Staudter (Geisenfeld, AUL) gelobt wurde.
Ludwig Wayand (CSU), Bürgermeister Baar-Ebenhausen
Wayand berichtete in seinem Vortrag über die Sitzungen des Zweckverbands Verkehrsgemeinschaft Ingolstadt (VGI), dem neben Ingolstadt 15 Gemeinden der Kreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen angehören, sowie von den vielen schwierigen Verhandlungen zum Thema Gemeinschaftstarif in den letzten 5 Jahren. Nach Jahrzehnten der Diskussion könnte nach seiner Meinung im Dezember 2014 der Regionaltarif umgesetzt werden. Vertraglich ist mit den Bahngesellschaften Agilis (Regensburg), Bayrische Regionalbahn (Augsburg) und DB Regio sowie den Busgesellschaften Buchberger und Spangler der Gemeinschaftstarif vereinbart, so dass zukünftig in diesem Bereich mit nur einer Fahrtkarte alles Verkehrsmittel genutzt werden können. Damit wären 80% der Beförderungsleistung vereinbart. Mit weiteren Busgesellschaften wie Jägle (Eichstätt) oder Regionalbus Augsburg (RBA) wird noch weiter verhandelt. Auch wenn der Landkreis noch nicht Mitglied im Zweckverband sei, so wäre es jetzt doch sinnvoll, über die neueren Entwicklungen zu berichten, so Wayand. Da aufgrund der vielen Diskussionen und Querelen im Zweckverband keine Einigung zustande kam, habe der damalige Ingolstädter OB Lehmann entschieden, eine Koalition „der Willigen“ zu bilden, und den Beginn eines Gemeinschaftstarifes mit den willigen Bahn- und Busunternehmen zu vereinbaren. Man sei zwar von einem früher angedachten Waben-Tarif zu einem Ring-Zonenmodell übergegangen, doch wenn alle mitziehen, würde es eine interessante Lösung für die Beteiligten geben. Statt dann zum Beispiel von Reichertshausen mit einer Karte der Bahn nach Ingolstadt für 7,90 € und einer Buskarte zum Klinikum für 2,20 € könnte im Gemeinschaftstarif mit nur einer Karte zum Preis von ca. 8,10 € ins Klinikum gefahren werden. Dass eine solche Lösung unterm Strich zu Kosten führt, die von den Landkreisen und Gemeinden zu tragen wären, sei auch klar. Für eine zweijährige Probezeit wäre die INVG bereit, den geschätzten Minusbetrag von 330.000 € zu übernehmen. In dieser Zeit hätten die Gemeinden die Möglichkeit zu überprüfen, ob dieser Gemeinschaftstarif in dieser Weise für sie tragbar wäre. Wayand betonte aber auch, dass „wer mitmacht, sich darüber im Klaren sein muss, dass die Unterschrift zum Tarif eine Blutunterschrift ist“, heißt, dass dann in Zukunft auch alle Verluste von den beteiligten Gebietskörperschaften zu tragen wären. Aber gerade der Umfang des Schülerverkehrs Richtung Ingolstadt spreche für eine Beteiligung.
Sollte sich der Landkreis für eine Beteiligung entscheiden, so wärden für die Probezeit 2015/2016 bis zu 15.000 € einzuplanen, außerdem müssten die Gebietskörperschaften die technische Ausstattung selber tragen, was insgesamt (ohne mögliche Zuschüsse) gut 2,5 Mio Euro kosten würde. Sollten sich die noch restlichen Busunternehmen dem Gemeinschaftstarif anschließen, könnte die 2.Stufe im Dezember 2015 starten. Auf jeden Fall wird bei einem Start des Gemeinschaftstarifs im Dezember 2014 zum Beispiel die Fahrt vom Bahnhof Rohrbach in die Stadt Ingolstadt mit nur einer Karte möglich sein.
Landrat Wolf machte deutlich, dass sich der Kreis bei den Kosten der Öffentlichkeitsarbeit und der technischen Ausstattung nicht beteiligen werde, außerdem müsse bei einer Beteiligung des Landkreises das Mitspracherecht gesichert sein („wir wollen nicht von der INVG dominiert werden“, so Landrat Wolf) und außerdem müssten konkrete Zahlen auf den Tisch. Bis zum 20. Oktober will dann der Landkreis über eine Beteiligung entscheiden. Nach Martin Wolf sei trotz noch vieler Unsicherheiten der Einheitstarif der richtige Weg. Bürgermeister Thomas Herker kritisierte den von Ex-OB Alfred Lehman benutzten Begriff „Koalition der Willigen“, da dieser von den Amerikanern im Irakkrieg verwendet worden sei. Für die Stadt Pfaffenhofen hob er aber hervor, dass die vielen Bahnfahrer aus Pfaffenhofen ja nicht alle aus seiner Stadt kämen, sondern sehr viele auch aus dem Umland. Hier seien saubere Zählungen notwendig, da sich die Stadt nicht an INVG-Verlusten beteiligen könne, die Bürger anderer Gemeinden produzieren würden. Außerdem fühlte er sich von den Informationen überrollt, da vorab keine Unterlagen dazu verschickt worden seien. Von Bürgermeister Heinrich (Reichertshausen, CSU) wurde angeregt, auch Möglichkeiten eines Gemeinschaftstarifes nach München (MVV) zu prüfen. Er sieht das ganze Thema auch unter dem Aspekt der „Mobilität“, besonders im Alter, im Rahmen des beschlossenen Leader-Programms. Und Thomas Herker ergänzte kritisch, dass durch den Einheitstarif nicht die Verbindungen innerhalb des Landkreises betroffen seien, die immer noch zu wünschen übrig liessen. Dem konnte Thomas Stockmaier (FDP) nur zustimmen. Der Vortrag von Ludwig Wayand wurde dann ohne Beschluss zur Kenntnis genommen.
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