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Podiumsdiskussion des BN: Quo vadis Landwirtschaft?

(Pfaffenhofen, hr)

Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus? Industriell, oder wieder bäuerlich? Soll künftig mehr für die Region, oder doch für den Weltmarkt produziert werden? Wie groß ist der Einfluss der Verbraucher? Fragen über Fragen, die sich viele Bürger stellen. Um sich dem ganzen Themenkomplex etwas zu nähern, lud der Bund Naturschutz zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Landwirtschaft der Zukunft.

Dass es hier nicht nur einfach um die Produktion von Nahrungsmitteln geht, sondern in diesem Bereich auch Natur-, Arten- und Verbraucherschutz eine große Rolle spielen, wurde schon beim Grußwort von Landrat Martin Wolf klar: „Die Landwirtschaft hat die Deutungshoheit über ihre eigenen Themen verloren.“

Zeitenwende in der Landwirtschaft

Viele sprechen heute mit, wenn es um die Nahrungserzeugung geht, angefangen von den Politikern über die Industrie und den Verbraucherschützern bis hin zu Bauern und Konsumenten. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht alles zum Guten gewendet, erläutertet Prof Dr. Hubert Weiger. Seit den 70er Jahren ist ein Bauernsterben zu verzeichnen. Immer mehr Betriebe geben auf. Die, die übrig bleiben, sind wahre Fabriken, wie man sie vor allem in Ostdeutschland sehen kann.

Nun wird der normale Bayer sagen. „Wir haben in unserer schönen Heimat diese Extreme nicht.“ Noch nicht! Denn auch hier geht der Trend immer mehr zu Großbetrieben. Mit Sorge betrachtet Prof Dr. Hubert Weiger diese Entwicklung. „Wir sind an einem Punkt, an dem es eine Agrarwende braucht“, so Weiger.

Auch Stefan Einsiedel von der CSU, Peter Posch von der FDP sowie Maria Noichl von der SPD, Dr Rupert Ebner von den Grünen und Dr. Leopold Herz von den Freien Wählern stimmten dieser Aussage im Grundsatz zu. Einig war man sich auch darüber, dass in keinem Fall ideologische Gräben aufgerissen werden dürften. „Politik muss die Rahmenbedingungen setzen“, so Stefan Einsiedel. Doch gerade bei diesen klaffen die Interessen immer noch weit auseinander.

Während CSU und FDP hier auf die Vernunft der Landwirte bauen, „Landwirte sind Unternehmer und wissen daher am besten, wie sie ihren Betrieb aufstellen müssen“, so Peter Posch, forderte unter anderem Dr. Rupert Ebner, dem Schneller, Weiter und Höher Einhalt zu gebieten. Auch sein Kollege von den Freien Wählern, Dr. Leopold Herz, bestätigte dies: „Derzeit gibt es einen unglaublichen Flächenkampf unter den Landwirten.“

Mangelnde Kennzeichnung!

Natürlich sind diese Probleme, die gelöst werden müssen, doch was ist die eigentliche Ursache dafür, fragte Moderator Max Kainz. Die Antwort kam prompt: Nicht die Bauern, sie sind am unteren Ende der Hackordnung, sondern die Lebensmittelindustrie und die großen Vertriebsketten. „Eine industrielle Lebensmittelproduktion ist die organisierte Verantwortungslosigkeit“, wetterte Dr. Rupert Ebner. Maria Noichl legte noch eins drauf: „Warum haben wir bis heute keine Haftung bei Nahrungsmitteln?“ Überraschend scharfe Töne schlug auch Stefan Einsiedel an: „ Bei Skandalen muss der Name der Firma veröffentlicht werden und ein Berufsverbot verhängt werden.“

Und so waren alle im Grundsatz auch darüber einig, dass Qualität ihren Preis haben muss. Dennoch bemängelte Maria Noichl, die derzeit mangelhafte Kennzeichnung. „Der Verbraucher weiß bei vielen Produkten nicht, wo sie herkommen.“ Informationen über den Produktionsstandort und den Landwirt sind heute auf den Verpackungen immer noch genauso Fehlanzeige, wie die Lebensmittelampel.

Wichtig ist aber nicht nur eine bessere Kennzeichnung, sondern auch eine entsprechende Erziehung. „Heute wird Hauswirtschaft nur noch an Haupt- und Mittelschulen unterrichtet. An Realschulen und Gymnasien sucht man dieses Fach vergeblich.“ Dabei wäre bezüglich der komplexen Probleme, die die Mengen an Fast-Food verursachen, nötig gerade junge Menschen darüber aufzuklären, und ihr Bewusstsein für qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu schärfen.

Auch bei der Regionalvermarktung hat Bayern noch großen Nachholbedarf. „Hier sind uns die Österreicher weit voraus, und wir sollten diesbezüglich von ihnen lernen.“ Gemeint ist damit, dass die Lebensmittel einer Region überwiegend aus ihr selbst kommen sollten. Doch wie Maria Noichl darlegte, ist es mit der Förderung des „Wochenmarkts“ in Bayern nicht weit her. Insgesamt sind hier sowohl Politik, wie auch alle anderen gefordert, regionale Vermarktungsstrategien aufzubauen.

Die Probleme in Bezug auf die Landwirtschaft sind heute wesentlich komplexer, als noch vor 30 oder 40 Jahren, auch ist Landwirtschaft keineswegs nur mehr ein Randthema, dennoch sprachen sich am Ende alle dafür aus, keine neuen ideologischen Gräben aufzureißen, sondern sie gemeinsam miteinander zu lösen.
 

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Kommentare

Kommentar von Dr. Rupert Ebner |

Podiumsdiskusion des BN: Quo vadis Landwirtschaft
Schnelle und präzise Berichterstattung, tolle Photos und aufgrund des Feiertages den Printmedien voraus. Gerne wäre ich bereit die Unterschiede in der Landwirschftspolitik herauszuarbeiten. Während unter Schwarz/Gelb die Fördergelder in die Agrarindustrie fließen, wollen wir Grüne bäuerliche, ökologische, Landwirtschaftung fördern. Rupert Ebner, Stimmkreiskandidat in Neuburg/Schrobenhausen (mit den Gemeinden Gerolsbach,Hohenwart und Scheyern) und auf der Liste der Obb. Grünen auf Platz 28 wünscht allen Lesern des Hallertauer Info schöne Osterfeiertage.

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