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Wirtschaftsgipfel feiert Pater Anselm Grün

(Scheyern, ted)

Der Wirtschaftsbeirat, angeführt von Bernd Huber und unterstützt vom Landratsamt, veranstaltete am Donnerstagnachmittag den 2. Unternehmertag der Region im Kloster Scheyern. Abt Markus und Pater Lukas sollten aber einen Benediktinerbruder der ganz besonderen Art aufnehmen: Anselm Grün, Autor von Bestsellern, ständig gefragter Redner. Er enttäuschte die hohen Erwartungen nicht.

Bernd Huber übernahm die Begrüßung der vielen hochrangigen Gäste und stimmte wie stellvertretender Landrat Anton Westner auf die gute wirtschaftliche Lage im Landkreis ein: 1,9 % Arbeitslosigkeit, No. 1 im focus-money-Ranking, breiter Branchenmix, gute Infrastruktur. Selbst eine Konjunkturdelle im 2. Halbjahr dieses Jahres drücke noch nicht auf die Stimmung. Doch es gilt, die Weichen für die Zukunft zu stellen und auf die inneren Werte zu setzen. Das Motto des Tages: Werte bewahren – Zukunft gestalten. Westner kannte Pater Grün von früheren Vorträgen und zitierte ihn: Wertschöpfung (materiell) erfordere Wertschätzung (immateriell) oder wann ein Unternehmer „ein Segen“ sei (für seine Mitwelt). Elke Christian aus dem Wirtschaftsbeirat war es an diesem Tag: Sie moderierte perfekt.

Bertram Brossardt redete wie ein bayerischer Ministerpräsident

Abt Markus Eller vertrat Bürgermeister Müller und stellte humorig einen Vergleich Kirche/Kloster mit einem Unternehmen her. Vor 50 Jahren auf den Tag genau begann das Konzil in Rom, an dem auch der Scheyrer Abt Johannes Höck teilnahm. Dort wurde ebenfalls die Zukunft gestaltet. Schließlich wolle auch die Kirche das Heil und Wohl der Menschen. 1. Hauptredner Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer und Vizepräsident des Verbands der bayerischen Wirtschaft (vbw), griff diese Steilvorlage auf und analysierte die immaterielle Wertschöpfung von Unternehmen. Sie schaffen Lebenswert, Nachhaltigkeit und Heimat. Dabei stellte er Bayern als Wirtschaftsmotor des europäischen Kontinents vor, als sechststärkste Wirtschaftsnation.

Die Industrie sei in Bayern stark geblieben und bilde die Basis des bayerischen Exports. Dem Facharbeitermangel begegne sich mit Förderung von Schulabgängern (es kommen aber keine Jugendlichen) und Import ausländischer Kräfte (10.000 Bewerber). Brossardt kommentierte die Energiewende: Die Steuern auf der Energie seien das Problem. Das Umlagesystem bei erneuerbaren Energien müsse aufgegeben werden. Zur Eurokrise forderte er mehr Solidarität mit den schwachen Ländern, ohne aber ihre Schulden zu bezahlen. Sie müssten in der Leistungsfähigkeit nachziehen. Andererseits sinke die Konjunktur in Bayern bereits.

Pater Anselm bewies die Bedeutung traditioneller Tugenden

Der Vortrag von Anselm Grün traf nicht den Verstand wie beim Vorredner, sondern das Gefühl, die Emotionen der Zuhörer. Ein lang anhaltender Applaus und manche provokante Fragen in der Diskussionsrunde bezeugten diese Wirkung. Noch dazu fehlte es dem Benediktiner nicht an Humor und so manche Spitze gegen Herrschende. Grün umriss sein Wertesystem aus 4 philosophischen und 3 christlichen Tugenden und stellte alle Unternehmenstrainer in den Schatten: Gerechtigkeit (sich selbst gerecht werden, soziale Gerechtigkeit), Tapferkeit (Verantwortung/Handeln übernehmen), Maßhalten (als mensura, als temperare und als discretio), Klugheit (Entscheidungen treffen), Glaube (Vertrauen in Gott, in Mitmenschen, die Sprache als Basis), Hoffnung (auf ein lebenswertes Leben als Kraftquelle) und Liebe (als virtus, ein gegenseitiges Wertschätzen).

So wurden viele Fehlentwicklungen in der Gesellschaft und in Unternehmen entlarvt und dem häufig zitierten „ehrbaren Kaufmann“ eine christlich-philosophisch-psychologische Basis gegeben. Schluss mit Multitasking am Arbeitsplatz. Sich auch mal eine Pause gönnen, die Arbeit ablegen können, den Biorhythmus finden, Rituale im Unternehmen pflegen, herausfinden, wo Kraft/Energie geschöpft wird und wo sie verloren geht (z.B. durch zu viel Misstrauen/Kontrolle). Pater Anselm ließ klar werden, dass die persönliche Seele existiert und mächtig mitwirkt im Zusammenleben. Diese immaterielle Welt gilt es deshalb anzuerkennen und zu pflegen. Die Definition von Werten sei lediglich der Einstieg. So etwas kann nur von einem wirklichen Geistlichen kommen.

Auf die Frage von MdL Franz Obermeier, ob die 200 Panzer an Saudi Arabien geliefert werden sollen, erhielt er von Pater Anselm ein klares Nein. Wer Christen in anderen Ländern verfolgen lässt, habe nicht den Charakter, diese Waffen verantwortungsvoll einzusetzen.
 

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