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Wie steht's um den Abfall im Landkreis?

(Scheyern, rs)

Abfall geht uns alle an. Sei es, dass wir wissen müssen, welche Art wir wo hinbringen müssen; sei es, dass die Entsorgung uns Geld kostet; sei es, dass unser Umweltbewusstsein immer ausgeprägter wird. Was mit unserem Müll im Landkreis so im Einzelnen passiert und was jeder von uns noch besser machen könnte, darüber refereierte Godehard Reichhold vom Abfallwirtschaftsbetrieb im Gartenbauverein Scheyern.

Es ging nicht um die Frage Sack oder Tonne, das ist längst geklärt. Nein, welche Arten von Müll fallen an, wie und wo kann, muss oder darf man sie entsorgen und wie kann man das Bewusstsein bei den Bürgerinnen und Bürgern noch mehr schärfen, dass jegliche Art von Abfall Geld kostet und vermieden werden sollte, wo immer es möglich ist. "Alles, was man weiter verwenden kann, muss nicht in die Verwertung." gibt der Experte einen zusammenfassenden Rat in Richtung Hausratsammelstelle, gerade was Sperrmüll angeht. Der eine schmeißt's weg, weil's nicht mehr gefällt; der andere tät's gebrauchen.


Wertstoffhof Scheyern

Aber trotz des Wandels, in dem wir uns gerade befinden, fällt noch immer reichlich Müll und Abfall an. Ungefähr 13.000 Tonnen waren es 2013, die beseitigt werden mussten (z.B. Restmüll über die Müllverbrennungsanlage), während sage und schreibe über 46.000 Tonnen zwar angefallen, aber durch Mülltrennung und Weiterbearbeitung zumindest verwertet werden konnten. Man muss sich das einmal vor Augen führen: zusammen reden wir über 59.000.000 KG, das entspricht bei 120.000 Einwohnern fast 500 KG je Kopf und Jahr.

Godehard Reichhold erklärte den über 30 interessierten Besuchern sozusagen anhand einer projizierten Führung durch den Wertstoffhof, welcher Abfall in welchen Container gehört und was wiederum mit den dort gesammelten und vorsortierten Materialien passiert. Ganz grob ist das den meisten der Bürgerinnen und Bürgern bekannt, es gibt aber immer wieder Falschinformationen, die zu erhöhtem Aufwand in der Verwertung führen, wenn dadurch falsche Materialien im betreffenden Container landen. Hier einige Informationen zusammengefasst:

  • Der Restmüll geht zu 100% in die Müllverwertungsanlage Ingolstadt und wird dort "thermisch verwertet", d.h. es wird Strom und Wärme erzeugt. Auch der Sperrmüll wird weitestgehend über die Verbrennung entsorgt.
  • Der sogenannte Biomüll (Biotonne) wird in der Bioabfallvergärungsanlage Kehlheim zu Kompost verarbeitet, das dabei entstehende Gas dient ebenfalls der Strom- und Wärmegewinnung.
  • Gartenabfälle werden in der Abfallwirtschaft unterschieden zwischen "holzigen Abfällen", die dem Biomasseheizkraftwerk zugeführt werden, und nichtholzigen Abfällen, die wie der Biomüll in einer Kompostieranlage verarbeitet werden. Ein Problem hierbei ist, dass meistens alle Gartenabfälle in den aufgestellten Container gekippt und dadurch nicht getrennt werden. Astwerk und andere holzige Gartenabfälle gehören demnach in den extra ausgewiesenen Bereich des Wertstoffhofs. Ebenfalls problematisch in der Verwertung sind erdbehaftete Wurzelstöcke.
  • Probleme bereiten beim Bauschutt nebenbei entsorgte Materialien wie Glas, Rigips oder Eternit, weil darüber der Schutt nicht sortenrein bleibt und entweder aufwändig gefiltert werden muss oder für die angedachten Verwendungszwecke nicht genutzt werden kann.
  • Altmetalle werden sortiert und verwertet, stellen demnach eine eher unproblematischen Müllsorte dar. "Was mich aber wundert", so Reichhold, "ist, dass wir immer noch so viele Autobatterien zurück bekommen, obwohl eigentlich über eine Pfandzahlung die Rückgabe an den Händler gefördert sein sollte."


Abfallsorten - sortiert und bereit zur Verwertung

  • Für den Elektronik-Schrott, für den es ja ganz generell eine Rücknahmeverpflichtung der Hersteller gibt, steht in jedem Wertstoffhof des Landkreises ein Extra-Container bereit, was einer höchsten Komfortstufe entspricht. Das früher übliche Abholen von Haushalts-Großgeräten durch vorwiegend osteuropäische Firmen wird bewusst nur sehr restriktiv erlaubt, weil es zu häufig vorkam, dass nur das Metall herausgezwickt wurde und der wertlose Rest auf sehr unfeine Art in Wald und Flur entsorgt wurde.
  • Bezogen auf Batterien bietet der Landkreis entsprechende Sammelbehälter an, obgleich es eine Rücknahmeverpflichtung des Handels gibt. Man wolle darüber vermeiden, dass viele verbrauchte Batterien im Restabfall landen.
  • Der Gelbe Sack wird uns ja nach der Abstimmung vor Kurzem im Landkreis erhalten bleiben, und er wird auch weiterhin an den Wertstoffhöfen anzuliefern sein. Was den AWP-Experten etwas nachdenklich macht ist, dass die Verwertungsfirma keine Informationspflicht gegenüber den verantwortlichen regionalen Stellen hat, was mit dem Müll passiert. Das sei seinerzeit noch anders gewesen, als die AWP noch selber Partner des Dualen Systems gewesen sei.
  • Beim Glas sei die Trennung nach Farben entgegen landläufiger Meinung sehr wichtig. Weißglas, das verunreint ist durch andere Farben, kann nicht so hochwertig weiterverwertet werden. Bei der Produktion von Glasbehältern (sogenanntem Hohlglas wie Flaschen, Gläser usw.) gibt es heute einen Recycling-Anteil von 60%. Es sollen keine Glasscheiben oder Flachglas in die Glascontainer entsorgt werden, weil deren Schmelzgrad wesentlich höher ist als bei Hohlglas.


Hans Fetsch (rechts), Vereinsvorstand und Organisator der Veranstaltung, bedankt sich für den sehr informativen Vortrag bei Godehard Reichhold.

Auch wenn man das alles möglicherweise irgendwo nachlesen kann, so ist live immer noch besser als trocken daheim zu studieren. Die abschließende Bitte des Abfallwirtschaftsexperten: man solle möglichst tief sortieren, das spare im weiteren Zeit und Kosten und wirke an vielen Stellen auch Rohstoffengpässen entgegen wie z.B. bei den Seltenen Erden.

 

Fotos: rs, AWP

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