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Lord McWell und die Zukunft Bayerns

(Scheyern, rs)

Was er denn unter seinem Kilt habe, sei der angeblich blaublütige angelsächsische Vorfahre der Well-Familie seinerzeit gefragt worden. "Die Zukunft Bayerns", so die selbstbewusste Antwort. Und um Bayern mit allen traditionellen, aber auch (selbst-) kritischen Gesichtspunkten ging es von der ersten bis zur letzten Minute beim Auftritt der "Well Brüder ausm Biermoos" am Samstagabend im Scheyrer Prielhof-Gewölbe.

"Kult" bezeichnet laut Wikipedia "anerkennend eine Qualität, die Kulturphänomene (von Fernsehserien über Rockbands, Autoren, Solisten, Aufführungen bis hin zu Markenartikeln oder Zeiträumen) in einem speziellen Anhängerkreis gewinnen können". So gesehen kann man zweifelsfrei feststellen, dass die Biermösl-Blosn zu ihrer Zeit zumindest in ihrer bayrischen Heimat "Kult" waren. Die Fangemeinde war bestürzt, als die 3 Brüder Anfang 2012 ihre Auflösung bekannt gaben. Hans Well - der Älteste der Biermösl-Brüder - beendete das bis dahin gemeinsame Projekt mit Christoph "Stoffel" und Michael. Gut ein Jahr später jedoch stiegen die beiden Verbliebenen gemeinsam mit Karl Well - noch 'n Bruder - als "Well Brüder ausm Biermoos" wieder auf die Bretter, die für Künstler ganz einfach die Welt bedeuten.


von links: 40 Cent | Die Mutti hat g'sagt, da wird man blind von. | Davon kann Andreas Hofmeir nur träumen.

Und das ist gut so, wie das Publikum im restlos ausverkauften Prielhof bei "Kleinkunst im Gewölbe" am Samstagabend einhellig feststellte. Diese thematischen Übergänge, durchwegs auf die Grundaussage pointiert, das Absurde dabei ins Lächerliche ziehend und die bayrische Tradition in die Linie der gesamtheitlichen "Globuli"sierung - Entschuldigung: Globalisierung - stellend, das macht ihnen so leicht keiner nach. Umso beeindruckender ist dabei, dass es ja nicht EIN Künstler auf der Bühne ist, der diese Fertigkeiten und diesen Witz besitzt, sondern jeder der drei Well-Brüder scheint in die Denke der jeweils anderen nahtlos einsteigen und den einmal gesponnenen Faden aufnehmen zu können.

Der Papa sei in Scheyern im Internat gewesen, habe viel davon erzählt, lässt Stoffel Well die Besucher zu Beginn wissen. Auffällig ziehen sich über das ganze Kabarett die Anspielungen der Niederbayern auf die lokalen und regionalen Gegebenheiten und Diskussionspunkte. Von "Hudlhub bis Durchschlacht" wurde die Gegend abgegrast, Pater Lukas sei schneller als der Blitz, wenn er die klösterlichen Angelegenheiten regele. Sie selber kommen aus Hausen - das liege zwischen Prag und Genf - und das Bemerkenswerteste an dieser Gemeinde sei ganz offensichtlich der neue, aber zu enge Kreisverkehr, der in annähernd jede Geschichte aus der Well'schen Heimat eingebaut wurde.

Thematisch setzen die "Well Brüder ausm Biermoos" die Biermösl-Linie fort. Bissiges gegen die bayrische Politprominenz ("Bayern hat die besten Autobauer: BMW, Audi und Haderthauer.") und die Absurditäten der wirtschaftlichen Interessen zu Lasten der Natur (das Sudelfeld sei versudelt worden: "Wenn beim Almabtrieb die Sonne lacht, werden die Schneekanonen in Stellung gebracht."). Aus dem Feuerwerk an Gags, Sketches und Musikstücken seien stellvertretend zwei herausgegriffen: genial gelungen war Stoffel Well mit pudelloser Pudelmütze als Rapper "40 Cent - oder Bayern brennt", beeindruckend die Situation, als alle drei Well Brüder die "Gigaliner der Hausmusik", die Alphörner nämlich, in Stellung brachten und darauf ein Medley aus Pop- und Rockhits, Schlagern und Kinderliedern spielten.

Die "19. Kleinkunst im Gewölbe" sei diese Veranstaltung, Skasa Event gäbe es seit nunmehr 10 Jahren, resümierte Christian Skasa bei seiner Begrüßung. Und genau so lange hätten sie versucht, die damals noch Biermösl'n nach Scheyern zu holen. Heuer sei es geglückt - zum Glück für alle, die dabei waren, zum Leidwesen derer, die aus welchen Gründen auch immer den Weg nicht in den Prielhof gefunden hatten. Abschließend sei noch zugegeben, dass der Berichterstatter immer froh war, wenn die Künstler ihre Virtuosität auf den unterschiedlichsten Instrumenten unter Beweis stellten; denn nur dann hatte er Zeit, das zuvor Gehörte auch nur annähernd zu protokollieren und zu verarbeiten.
 

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