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Vorweihnacht - besinnlich und zum Nachdenken anregend

(Reichertshausen, rs)

Von wegen "stade Zeit". Die Wirklichkeit sieht - hört man sich in seinem persönlichen Umfeld um oder erlebt die Hektik vorweihnachtlichen Konsumzwangs - ganz offensichtlich anders aus. Wie Vorweihnacht wirklich ruhig und besinnlich geht, das erlebten die Besucher von "Heilige Tag - raue Nächt" am Samstagabend in der Reichertshausener Ilmtalhalle: wunderbare Geschichten und bezaubernde Musik, dargeboten von einem Ensemble der Eberwein-Musikantenfamilie.

"Sie haben sich ihr erstes Weihnachtsgeschenk mit dem Kauf der Eintrittskarte für die heutige Veranstaltung schon selber gemacht, Sie werden ihr Kommen ganz gewiss nicht bereuen", begrüßte Reichertshausens Bürgermeister Reinhard Heinrich das Publikum. Und erklärte sogleich, dass das Konzert ohne Pause über die Bühne gehen werde, damit die Stimmung und aufgebaute Harmonie nicht gestört würden. Und das war gut so! Denn die besinnliche Musik - abwechslungsreich mal von den Bläsern, dann mit Klarinette, Klavier und Kontrabass oder auch Harfe oder Dreigesang - sorgte für sich schon für die besinnliche, vorweihnachtliche Stimmung. Zwischen den Stücken gab es Geschichten, Anekdoten und Erläuterungen zu Traditionen rund um die Adventszeit und das Weihnachtsfest, gesprochen von Schauspielerin Katrin Klewitz und Volkskundler Maximilian Seefelder.

"Alle Jahre wieder ... bin ich verwundert über das Weihnachtsgebäck bei den Discountern, das dort bereits Ende September in den Auslagen angeboten wird", bedauerte Seefelder von Beginn an die Kommerzialisierung der Adventszeit, um in der Folge ausufernde Weihnachtsfeiern ebenso anzuprangern wie den immer abstruser werdenden Geschenkewahn oder auch das immer beliebter werdende Verreisen in den Süden über die Weihnachtstage. Natürlich ist es so, dass es auch in unseren Breitengraden schon längst keine Garantie auf Schnee gibt im Dezember, aber auch dafür haben die Erzähler eine plausible Erklärung: "Seit sich die Bauern nicht mehr an die zehn Gebote halten, hält sich der Herrgott nicht mehr an die Wetterregeln."

Das Wechselspiel zwischen Klewitz und Seefelder über die Wünsche zu Weihnachten verschiedener Personen in ganz unterschiedlichen Situationen brachte diesem Abend einen der emotional ganz bewegenden Momente und gab Anlass zum Nachdenken. Vom 10jährigen Bub, der sich das neueste Computerspiel wünscht über die 37jährige Frau und Mutter, die so gerne ihren Krebs besiegen möchte bis hin zum 75jährigen Mann, der nichts mehr möchte als die Geborgenheit seiner Familie - der eine oder andere Besucher sah sich an vergleichbare Situationen in seinem persönlichen Umfeld erinnert. In der Ilmtalhalle jedenfalls war eine vollkommene Stille eingekehrt, als die Klarinette ganz ruhig den Übergang vom Erzählten zum Musikalischen schuf. Einen Bezug zur gesellschaftlichen Tagesaktualität stellten die Erzähler her, als sie den Bogen spannten von Asylanten, denen mehrere in Frage kommende Unterkünfte verweigert wurden, die sich kurze Zeit später aber als Hauptakteure im Krippenspiel wiederfinden: Caspar aus Somalia, Melchior aus der Ukraine und Balthasar aus Syrien. Niemals zuvor war das traditionelle Krippenspiel imposanter besetzt als in diesem Jahr.

Ein ganz großes Lob muss man den Verantwortlichen aussprechen, die das Konzept von "Heilige Tag - raue Nächt" entwickelt und mit Inhalten versorgt haben. Der Wechsel von Erzählung und Musik, die immer passende Übernahme der Stimmung von dem einen Medium ins andere, die Umsetzung ist fantastisch gelungen. Zugaben gab es nicht, auch wenn es die Besucher gerne gehabt hätten. Aber die Aufführung ist nun einmal ein in sich geschlossenes Ganzes, da hätten weitere Stücke nicht wirklich gepasst. Musiker und Schauspieler kamen dennoch nicht davon, ohne dass sie sich noch zweimal auf der Bühne von ihrem Publikum beklatschen lassen und verabschieden mussten.

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