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Zuckeln zwischen Yaks und Schafen mit 68 Pferdestärken

(Rohrbach , rt)

 

Zumindest das Ziel stand fest: Duschanbe, die Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan. Alles andere war unberechenbar auf dieser Rally, die in eines der höchstgelegenen und unbekanntesten Alpinländer auf unserem Planeten führt. Auf den abenteuerlichen Weg dorthin machte sich der Rohrbacher Johannes Zieglmeier - und er legte dabei über 10 000 Kilometer zurück. Hallertau.info sprach mit ihm nach seiner Rückkehr von der Tajik-Rally 2014, die kürzlich endete.

Staubtrockene Wüsten, reißende Flüssen ohne Brücken und 4600 Meter hohe Bergpässe sind zu überwinden bei dieser außergewöhnlichen Rally. Johannes und sein Jugendfreund Josef Sibein, ein ehemaliger Baar-Ebenhausener, der heute in der Schweiz lebt, haben schon etliche gemeinsame Auslandsreisen hinter sich. Doch das Duo wollte am eigenen Leib erfahren, wie es ist, mit einem klapprigen Gefährt elf Länder zu bereisen, die unterschiedlicher nicht sein können. Ihr Teamname „Outdoor repair“ war zwar bezeichnend , gleichzeitig aber auch der Firmenname ihres Schweizer Sponsors. Die Tajik-Rally ist eine Art von Spendenaktion, denn alle eingenommenen Gelder kommen "Habitat for Humanity Tadschikistan" zugute, die damit unter anderem erdbebensichere Häuser bauen für Leute, die sich das sonst keine leisten könnten. Von dieser Geschichte erfahren haben die beiden aus dem Internet. "Unser Jahresurlaub war noch nicht geplant, also habe' ich mich dort zusammen mit Josef gleich angemeldet", sagte Johannes und behauptet von sich, dass er „für an Schmarrn alleweil zu haben“ sei.

 


Ihr Rally-Fahrzeug - es darf nicht älter als zehn Jahre sein und nicht mehr als 1000 Euro kosten - besorgten sie sich übers Internet. Einen Subaru Justy unter 1,2 Liter Hubraum, mehr ist übrigens auch ein Ausschlusskriterium. "Wir wollten einen Allrad haben, zur Sicherheit und weil wir schon ahnten, dass es sehr holprig werden wird", erklärt Johannes zu dem sechzehn Jahre alten Wagen, der bereits 164.000 Kilometer auf dem Buckel hatte. 350 Euro mussten sie dafür berappen, hinzu kamen 100 Euro für Ersatzteile.

Einmal Luxus

Der einzige Luxus sollte die gewählte Route an der Adriaküste entlang sein "mit Meerblick und ab und zu zum Baden." Los ging es dann von der Schlossbrauerei Hohenthann nahe Landshut auf eine Reise, die an ihrem Ende über 11.000 Kilometer auf dem Streckenzähler zeigen wird und ihnen somit Platz 7 bei 16 gestarteten Teams einbringt. Doch die Platzierung ist eher nebensächlich, vielmehr zählt der humanitäre Gedanke.

 


"Wichtig war in Russland, Kasachstan und Tadschikistan dass man die Visa zeitlich abstimmt, damit man rechtzeitig wieder aus dem jeweiligen Land ist, bevor das Visum abläuft", erläutert der 33-Jährige Rohrbacher. Längere Wartezeiten an den Grenzen stellten sich unterwegs als üblich heraus. "Es war immer viel Andrang mit wenig Zöllnern und bei der Ausreise aus der Russischen Zollunion in Kasachstan sind wir stundenlang besonders intensiv kontrolliert worden."

Selbst ein Achsbruch hält nicht auf

An Kasachstan erinnert er sich auch deshalb gut, weil " wir nachts und ziemlich auf der Hälfte der Strecke mitten in der Staubwüste einen Achsbruch gehabt haben." Der zog 14 Stunden unfreiwilligen Aufenthalt nach sich. "Die Straßen sind übersät mit Schlaglöchern, dann wieder fehlen ganze Teile von der Straße - für unsere Verhältnisse unvorstellbar." Johannes, der Umwelttechnik-Ingenieur, improvisiert mit Spanngurten und hält damit die Achse an der Karosse fest. "Das hat gehalten bis zum Ende der Rally."

 


In Russland haben viele Raststellen auch regelrechte Reparaturrampen, weil es dort selbstverständlich ist, dass man sich Schäden am Fahrzeug selbst repariert." Ein wenig sollte man sich schon auskennen mit der Automechanik, denn es gibt auf der Strecke keinerlei Service von den Veranstaltern. Jeder Teilnehmer der Rally ist mehr oder weniger auf sich alleine gestellt oder die sich zufällig begegnenden Teams helfen sich gegenseitig aus. Dazu müsse jedoch das "Timing" stimmen. Das deutsch-schweizer Duo hatte sogar drei Ersatzreifen eingepackt, sie jedoch zu ihrer Verwunderung nicht gebraucht. Vielleicht lag es ja auch daran, dass die Fahrzeuglenker dortzulande mit nicht mehr als knapp über 30 Stundenkilometer fahren, auch weil das Vieh überall und unberechenbar umherläuft. "Die Viecher machen auf den Straßen was ihnen gefällt."

Heiß und kalt

Nicht nur nach großen und kleinen Reparaturen kam man ganz schön ins Schwitzen, besonders natürlich in den Wüstengebieten wo die Luft nach Staub schmeckt und die Weite grenzenlos erscheint. "Nachts war es mit etwa 25 Grad nicht so heiß, doch tagsüber so um die 40 Grad." Am gut 1500 Kilometer langen Pamir-Highway allerdings, der Verbindung von Kirgisien und Tadschikistan, war die Kälte gnadenlos zu spüren. Drei Grad in der Nacht habe es gehabt.

"Die Höhe hat aber mehr zu schaffen gemacht: Kopfschmerz und ein Gefühl von Kraftlosigkeit." Immerhin ist er Pamir mit Gipfeln in 7.000 Meter Höhe auch das zweithöchste Gebirge der Welt. Dazu kam das während der holprigen Fahrt hinsichtlich seiner Vielfalt äußerst überschaubare Essen: Nudeln und Reis in der Hauptsache. Käse und Wurst gab es nur in den Dörfern und wurde sofort verzehrt wegen der Verderblichkeit. "Verdauungsprobleme sind vor allem durch schnelles , hastiges Essen entstanden." Hinzu kamen der wenige Schlaf "und die Strapazen allgemein. "Es mussten zudem pro Mann zehn Liter Trinkwasser in Kanistern reichen. Mehr Flüssigkeit gab's nur für das Automobil, dem 25 Liter Reservebenzin zugestanden wurden.

Viele Kamele seien zu sehen gesehen in den weitgehend menschenleeren Gegenden. Yaks, Schafe und Pferde machen auf den Straßen ebenfalls was sie wollen. Katzenwäsche war die Regel, das Duschen in einem Hotel die seltene Ausnahme. „Wir haben uns aber noch riechen können, wenn es auch manchmal eine gewisse Herausforderung war.“ Der größte Luxus auf der beinahe einen Monat langen Reise war der einnächtige Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel im griechischen Thessaloniki. Schlappe 60 Euro kostete das Doppelzimmer. "Wir haben das kurze Luxusleben dort genossen." Beeindruckende Ausblicke "landschaftliche Highlights" mit hohen, bewaldeten Bergen als Kulisse gab es dafür umsonst in Tadschikistan und Georgien.

Bakschisch für die Polizei

Übernachtet hat Johannes und sein Kumpel meistens im Zelt. Angst vor Überfällen habe er dabei nie gehabt. Und es ist auch dahingehend nichts passiert, während der ganzen Fahrt lang. "Wir haben nirgendwo Probleme mit Kriminalität gehabt." Die Polizei verlange ab und an Bakschisch für angebliche Regelverstöße. "Dann versuchten wir, uns mit Händen und Füßen zu verständigen." Schließlich einigte man sich oftmals einfach unter einem dezenten Hinweis auf den FC-Bayern-Spieler Thomas Müller "den haben sie alle gekannt" dann schon irgendwie. Letztlich sei die positive Art in Erinnerung geblieben, die die neugierig- freundlichen Menschen generell in allen durchreisten Ländern an den Tag legten. Gastfreundschaft wird dort noch großgeschrieben.

Nach genau 11.061 Kilometern war das Ziel der strapazierenden Rally endlich erreicht: Duschanbe. Alle Teams sind dort mehr oder weniger gut angekommen. Die Autos werden in aller Regel vor Ort versteigert und erzielen dann den etwa dreifachen Preis, den sie in Deutschland gekostet haben. Augenscheinlich gibt es in der Stadt auch andere Quellen für den Erwerb von Autos, denn wie Johannes berichtet, könne man dort auch viele neuwertige Geländefahrzeuge unterschiedlicher Marken auf den Straßen sehen.

Filmteam war dabei

Ein Kamerateam des Fernsehsenders Vox war mit einem alten Feuerwehrwehrauto ebenfalls mit auf Tour. "Die haben die meist Problem von allen gehabt", erzählt Johannes. Wie dieses Team die Rally erlebte wird in einem Fernsehbeitrag zu sehen sein, der vermutlich am 28.Dezember 2014 oder am 04. Januar 2015 auf Vox im Rahmen eines Motorsportmagazins gesendet wird. Thematisiert wird in der Sendung sicher nicht, dass sich der Rohrbacher in Georgien einen Strafzettel eingefangen hat, weil er nicht angeschnallt war. Die Bezahlung des selbigen steht übrigens noch aus, wie Johannes verschmitzt erzählt.

Fotos: Johannes Zieglmeier
 

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