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Perfekte Balance zwischen Blaskapelle, Chor und Kirche

(Wolnzach, lil)

Der Markt Wolnzach wird 1200, seine Kapelle 35 Jahre alt – zwei Jubiläen, die in den vergangenen zehn Monaten bereits gebührend gefeiert wurden, am Sonntag kam aber ein weiteres Highlight hinzu: Das Kirchenkonzert der Marktkapelle Wolnzach mit großem Chor. Eine Stunde lang konnten die Gäste in der Pfarrkirche St. Laurentius ein bis dato einzigartiges Klang-Raum-Erlebnis genießen – und zwar kostenlos. Die Spenden des Abends kommen der Kirchturmsanierung zugute.

„Der Vorteil eines Kirchenkonzertes ist, dass wir einen tollen Klangkörper haben, auf der anderen Seite muss man dafür aber besonders auf Intonation und Artikulation achten“, schmunzelte Dirigent Hans-Heiner Bettinger. Fast ein halbes Jahr hatte er mit der Kapelle für das Kirchenkonzert – übrigens das erste seiner Art – geprobt. Auch der große Chor, der sich aus dem kompletten Kirchenchor sowie Teilen des Liederkranzes, des Männergesangsvereins Niederlauterbach, der Frauenschola Oberlauterbach und einigen zusätzlichen Sängerinnen und Sängern zusammensetzte, hatte sich unter der Leitung von Astrid Elender mehr als ein Dutzend mal zur Probe getroffen.

„Der natürliche Lebensraum einer Blaskapelle ist ja eigentlich nicht die Kirche“, begrüßte Bettinger seine zahlreich erschienenen Gäste. Doch für diese besondere Premiere hatte sich der Dirigent auch einen besonderen, musikalischen Höhepunkt ausgesucht. Und so durften die Wolnzacher die deutsche Uraufführung der Rohrauer Messe erleben. Diese war vom Südafrikaner Shane Woodborne zu Ehren des 200. Geburtstages von Michael Haydn, dem jüngeren Bruder von Joseph Haydn, komponiert und 2007 in Salzburg uraufgeführt worden.

„Ich habe bei der Auswahl der Stücke versucht, Ihnen heute einmal ein anderes Bild einer Blaskapelle zu zeichnen“, erklärte Hans-Heiner Bettinger. Daran, dass der Versuch aufs Beste gelungen ist, ließ der tosende Applaus nach der Rohrauer Messe mit Kyrie, Gloria, Agnus Dei und Sanctus keinen Zweifel mehr. „Ich habe die Messe deshalb ausgewählt, weil ich finde, dass hier die Balance zwischen Blaskapelle und Chor perfekt getroffen ist“, ergänzte der Dirigent, denn häufig laufe man Gefahr, dass eine Seite untergehe.

Mit dem Werk aus der Feder von Michael Haydn demonstrierten Astrid Elender und Hans-Heiner Bettinger allerdings nicht nur ein rundum gelungenes Zusammenspiel aus Chor und Kapelle, sondern zeigten ebenso, dass Blaskapelle und Kirche sehr gut zusammenpassen. So ließ die Forderung nach weiteren Konzerten in dieser Form nicht lange auf sich warten. Auch die beiden anschließenden Stücke der Marktkapelle – die kirchliche Ouvertüre „Psaltrada“ sowie eine Variation des Chorals „Lobe den Herrn“ , dessen Motiv in verschiedene harmonische Beziehungen gesetzt wurde – ernteten Begeisterung unter den Zuhörern.

„In 35 Jahren ist die Marktkapelle gewachsen, heute weiß sie, wo sie hin will, steht sozusagen in der Vollkraft der Jahre. Das ist vor allem der Lohn derer, die sich um sie gekümmert haben. Darum ein 'Vergelt's Gott' an die Vorstandschaft und Dirigenten, die die Musiker über 35 Jahre begleitet haben“, so Pfarrer Johann Braun, der sich in diesem Zuge auch bei allen Mitwirkenden des großen Chores für Ihren Einsatz bedankte. 

Denn das Ergebnis der monatelangen Vorbereitungen war ein Konzertnachmittag, der zu Recht mit Standing Ovations belohnt wurde. „Das war auch eine echte Punktlandung, wir waren bei der Aufführung am besten“, freute sich Bettinger nach der Zugabe mit dem Klassiker „Air“ von Johann Sebastian Bach. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte Zugabe ihrer Art bleibt, doch Musik-Fans können beruhigt sein: Ein weiteres Kirchenkonzert der Marktkapelle mit großem Chor ist für Pfingsten bereits im Gespräch.
 

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