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Weberhäusl 100 Jahre älter als vermutet

(Pfaffenhofen, pmt)
Im Februar 2009 veranstaltete die Eigentümerin Maria Magdalena Cetinbas mit dem Arbeitskreis Hochschule und Kultur einen Tag der offenen Tür im denkmalgeschützten Weberhäusl am Draht 8. Dabei konnte man das Gebäude im Zustand vor der anstehenden Restaurierung und Instandsetzung in Augenschein nehmen. Zwei Jahre später, wurden nun neue Erkenntnisse über das tatsächliche Alter des Weberhäusls bekannt.

Im Juni 2010 waren dem Dachstuhl des Hauses Holzproben für eine dendrochronologische Untersuchung entnommen worden. Die Auswertung ergab nun, dass das Holz für den Dachstuhl im Winter von 1704 auf 1705 geschlagen worden war. Da das Holz „saftfrisch“ verarbeitet wurde, kann man davon ausgehen, dass der Dachstuhl im Jahr 1705 errichtet wurde.

Die Altersbestimmung durch Dendrochronologie ist eine im Denkmalschutz oft verwendete Methode. Dazu benötigt man Balken, die eine sogenannte „Waldkante“ aufweisen, also den äußersten Jahresring eines Baumes. Im Vergleich mit den Jahresringen anderer Baumstämme kann dann der Zeitpunkt, an dem Holz geschlagen wurde, präzise ermittelt werden.

Für das Grundstück am Draht 8 wurde im Jahr 1639 zum erstem mal eine „Behausung“ aktenkundig. 1692 wurde dieses Gebäude anscheinend umgebaut, da von den Besitzern „zur Reparierung der Feuerstatt und anderer Notdurft“ ein Kredit aufgenommen wurde. In seiner heutigen Form sollte das Weberhäusl, nach bisherigen Schätzungen, zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden sein.

Für das Weberhäusl bedeutet die neue Datierung auf das Jahr 1705, dass es wohl ein Opfer des Stadtbrandes von 1704 war. Im Spanischen Erbfolgekrieg hatte der englische Oberbefehlshaber Earl von Marlborough 3.000 Husaren ins westliche Oberbayern geschickt, um „alles Land im Umkreis niederzubrennen und zu zerstören“. Am 17. Juli 1704 erreichten diese Truppen auch Pfaffenhofen. Als sich die Stadt weigerte, die Tore zu öffnen, wurde kurzerhand die Vorstadt angezündet.

Insgesamt wurden 43 Gebäude ein Raub der Flammen. Aktenkundig wurden jedoch nur acht Gebäude, wie der Häuserchronik der Stadt von Heinrich Streidl zu entnehmen ist. Darunter auch das Haus am Draht 13, zu dem vermerkt ist: „Behausung durch feindtliche Völkher abgeprent.“ Bedenkt man, dass das Weberhäusl schräg gegenüber steht, und sich Feuer durch die mit Stroh gedeckten Dächer damals schnell ausbreiteten, war vermutlich auch das Weberhäusl eines der ungenannten Opfer des Stadtbrandes von 1704.

Inzwischen wurde bei Grabungsarbeiten am Haus auch die Brandschicht gefunden, die das Fundament aus dem 17. Jahrhundert von dem Neubau von 1705 trennt. Maria Magdalena Cetinbas freut sich sehr über die Datierung des Hauses: „Bei den Instandsetzungsarbeiten gab es immer wieder Spuren, dass das Weberhäusl älter sein könnte, als bisher angenommen. Als sich nun gleich mehrere Hinweise auf den Stadtbrand von 1704 finden ließen, hat mich das natürlich mehr als begeistert.“

Zur bisherigen Datierung: Denkmäler in Bayern. Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm, Lipp Verlag 1992

Zitate zu Häusern: Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm, W. Ludwig Verlag 1982

Zitat Marlborough: Das greulichste Spectaculum. Die Schlacht bei Höchstädt 1704, Haus der bayerischen Geschichte 2004

 

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