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Auf den Spuren der Römer: Ein Vortrag zur römischen Architektur im heutigen Rumänien

(Manching, lil)

Vieles ist bekannt über die Römer und ihre Hinterlassenschaften in unserer Region. Doch was viele nicht wissen ist, dass die Römer auch weit im Osten – im heutigen Siebenbürgen – erfolgreiche Eroberungen durchführten. Über das Wirken der Römer in Transsilvanien konnte man daher am Freitag im kelten römer museum manching einiges erfahren.

Im Rahmen der momentanen Sonderausstellung „Roms unbekannte Grenze“ hielt hier die Archäologin Dr. Carmen Ciongradi einen Vortrag über die Colonia Dacica Sarmizegetusa und die dort von den Römern erbauten zwei Fora.

Die Colonia war kurz nach der Eroberung Trajans gegen 110 n. Chr. gegründet worden und dieser war es auch, der den Bau des ersten Forums in Auftrag gab. Als Forum bezeichneten die Römer riesige Gebäudekomplexe, die das politische und religiöse Zentrum der Stadt bildeten. Hier wurden Gerichte, Versammlungen und wichtige Sitzungen abgehalten, wobei die einflussreichsten Männer der Region in den Räumen zusammenkamen. Das sogenannte Forum vetus der Colonia wurde zunächst aus Holz errichtet und erhielt bereits einen monumentalen Eingang, den vier ca. acht Meter hohe Säulen schmückten. Im größten Raum, der Basilica, wurden die religiösen Zeremonien und Gerichte abgehalten, wohingegen die dahinter angrenzende Curia den Tagungen des Gemeinderats diente. Auch eine Schatzkammer, ein Archiv und sogar ein Gefängnis konnten bei den Ausgrabungen entdeckt und als solche identifiziert werden. Um 135 n. Chr. wurde die Holzkonstruktion dann durch Sandstein ersetzt und später - im dritten Jahrhundert – folgte eine vollständige Marmorisierung des Bauwerks, welches dadurch noch edler wirkte.

Doch auch viele weitere Rückschlüsse die den Prunk des damaligen Forums belegen, konnten aufgrund der erhaltenen Überreste gezogen werden. So wurde zum Beispiel die östliche Fassade von zwei großen Brunnen geschmückt, und den Innenhof müssen zahlreiche Reiterstatuen aus Bronze geziert haben. Südlich des Forum vetus befand sich zunächst der Markt der Römer, auf welchem  - vom Fischer bis zum Bäcker - die unterschiedlichsten Händler ihre Waren anboten. Mitte des zweiten Jahrhunderts aber entstand dann auf diesem Platz ein zweites Forum – das Forum novum - welches ein Durchgang mit dem alten Gebäudekomplex verband.

Im Anschluss an die sehr interessante Präsentation, welche dank digitaler Hilfe die alten Mauern in voller Pracht wieder auferstehen lassen konnte, hatten die Gäste Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. So wurde noch deutlich, dass das Forum aufgrund wärmerer klimatischer Bedingungen größtenteils aus offenen Räumen bestand. Insgesamt war für die Besucher klar zu erkennen, dass die Architekten schon damals auf kurze Wege und eine gute Struktur der Anlage achteten.

Dr. Carmen Ciongradi und Dr. Wolfgang David freuen sich über die gute Zusammenarbeit ihrer beiden Museen im Rahmen der Sonderausstellung.

Die Referentin Dr. Carmen Ciongradi, welche heute Generaldirektorin des Nationalmuseums für die Geschichte Siebenbürgens in Klausenburg ist, wuchs in Rumänien auf und hatte schon als Kind den Traum, Archäologin zu werden. Dieser Wunsch ging in Erfüllung und sie konnte mit Hilfe von Stipendien namhafter Institutionen das Fach von 1998 bis 2002 in Deutschland studieren. 2004 promovierte sie ebenfalls in Köln. „Ich hab Deutschland sehr gerne und freue mich immer wieder hier zu sein“, so Dr. Ciongradi. Dafür nimmt sie gerne auch die 2360 Kilometer An- und Rückreise in Kauf. Für den Vortrag und ihr Engagement dankte ihr der Direktor des kelten römer museums Dr. Wolfgang David und wies im Rahmen der Sonderausstellung auch auf die hervorragende Kooperation von elf beteiligten Museen - unter anderem dem Nationalmuseum in Klausenburg - hin, ohne die man die Ausstellungsstücke nicht in Deutschland hätte besichtigen können.
 

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