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Neuer Eigentümer – neue Philosophie

(Wolnzach, hr)

Das Wolnzacher Bürgerbräu war in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in den Schlagzeilen, musste die kleine Brauerei doch nach 15 Jahren die Insolvenz antreten. Sollte in der Hopfenmetropole kein Bier mehr gebraut werden? Nach der letzten Aktionärsversammlung hieß es also – damit die Brautradition nicht stirbt – einen Investor zu finden.

Eine Suche, die durchaus nicht ganz einfach war und sich über ein paar Monate hinzog. „Erst im Dezember habe ich davon erfahren, dass die Brauerei zu haben ist“, erklärt Florian Kuplent. Doch dann ging alles ganz schnell. Bereits im Januar hat er sowohl einen Kauf- und Mietvertag unterschrieben. „Wir hatten schon länger die Absicht, in Deutschland eine Brauerei zu erwerben“, fügte er weiter an.

Vor rund vier Jahren hat sich der gebürtige Bayer in den USA selbstständig gemacht. Zuvor war er acht Jahre bei Anheuser/Bush. Die Idee, sich selbstständig zu machen, entstand aus dem amerikanischen Biermarkt heraus. Dort gab es nämlich bis vor kurzem nur wenige Großbrauereien. Kleine individuelle Brauereien setzen dort heute neue Trends. „Man darf diese amerikanische Craftbrewer-Szene nicht mit Deutschland vergleichen“, so Kuplent weiter. Nach den eigenen Richtlinien wären nahezu alle Brauereien in Deutschland dieser Szene zuzuordnen.

„Urban Chestnut“, so heißt Kuplents Firma in Amerika. „Im vergangenen Jahr haben wir nicht nur rund 15.000 Hektoliter Bier produziert und auch zu einem großen Teil über eigene Wirtschaften verkauft, sondern die Anlage auch erweitert.“ Neben der bereits bestehenden Brauerei, die etwa die Größe der Wolnzacher hat, entstand eine neue mit einer Kapazität von rund 25.000 Hektolitern. „Wir brauen dabei in erster Linie traditionelle bayerische Biere“, so der studierte Braumeister. Doch auch Biere, die im Whiskyfass reifen, IPAs oder eines das dem eigenen Namen Rechnung trägt und zusätzlich zum normalen Malz mit gemahlenen Kastanien gebraut wird, befindet sich im Angebot.

Frischer Wind nun also auch in Wolnzach? Ja! „Natürlich wollen wir auch die Brautradition in Wolnzach selbst wieder aufleben lassen“, erläutert Florian Kuplent und verwies in diesem Zuge auch auf die ehemalige „Alterbräu“. „Damals gab es mit dem ‚Wolnzacher Hell‘ ein Bier, das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt war.“ Mit einer neuen Mannschaft soll nun daran angeknüpft werden. Dass ihm dabei sehr daran gelegen ist, dass „Urban Chestnut“ nicht nur in Wolnzach Fuß fasst, sondern auch zu einer Erfolgsgeschichte wird, denn die eigenen Wurzeln reichen tief in die Hallertau. „Verwandte von mir leben in Rohrbach“, erklärt er und fügt in diesem Punkt auch noch an, dass er schon lange Geschäftsbeziehungen in der Region unterhält. „Der Hopfen für unsere Bier kommt aus Nietenhausen.“

Noch aber wird in der Hopfenmetropole kein neues Bier gebraut. Auch wenn von vertraglicher Seite her alles unter Dach und Fach ist, muss erst einmal ein neues Unternehmen gegründet und auch eine Mannschaft gefunden werden. „Hier laufen derzeit die Gespräche“, so Kuplent. Auch über den neuen Namen konnte er nur so viel sagen: Es ist definitiv nicht Bürgerbräu. Wie es dann in der kleinen Brauerei genau weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen. „Wir wollen natürlich auch in einem gewissen Rahmen unsere Spezialbiere nach Wolnzach bringen.“ Braut man in der Hopfenmetropole bald auch mit Mandarina Bavaria? Die Zukunft wird es zeigen. Zur „Braukunst live“ in München soll die neue Mannschaft auf jeden Fall stehen, dann können die Sudkessel auch in Wolnzach langsam wieder angeheizt werden.
 

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