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Die Bürgerbräu AG ist tot, es lebe die … ?

(Wolnzach, hr)

Es war die 19 Jahreshauptversammlung der Wolnzacher Bürgerbräu AG und es war auch die letzte, denn die kleine Aktiengesellschaft, die 1999 gegründet wurde, ist insolvent. Bereits Ende Juli wurden vom Amtsgericht Ingolstadt Rechtsanwalt Stephan Amann und Rechtsanwältin Marlene Scheinert eingesetzt. Sie haben sich zum Ziel gesetzt einen Investor zu finden.

„Es ist meine letzte Jahreshauptversammlung, aber ich möchte euch Rede und Antwort stehen“, so Vorstand Christian Braun, der die Gründe darlegte, warum er sich als Vorstand zu diesem Schritt gezwungen sah. „2013 war für die Bürgerbräu kein gutes Jahr“, so Braun weiter. Schon der Start stand unter keinem guten Stern. Vier Aufsichtsräte mussten gefunden werden, nachdem sich amtierende Räte zurückgezogen hatten. Auch ein neuer Braumeister musste nach dem Weggang von Wolfgang Bauer gesucht werden. Kein guter Beginn. Doch es sollte noch schlimmer kommen.

Lebensmittel- und Zollkontrolle im Haus, zahlreiche Reparaturen an den Anlagen aber auch am Gebäude sorgten, nach Angaben des Vorstandes dafür, dass nicht wie in gewohnter Weise gebraut werden konnte. Schon im Dezember 2013 war die Aussage vom Vorstand Christian Braun deswegen eindeutig: „Ein katastrophales Jahr und noch ein weiteres würde die Bürgerbräu AG nicht überleben.“ Doch es sollte im eigenen Jubiläumsjahr nicht besser werden und so war es der dringende Rat seitens des Steuerberaters Antrag auf Insolvenz zu stellen.

Eine einfache Lösung, doch nicht die, die Vorstand Christian Braun im Sinn hatte. „Wenn man verschuldet ist, dann muss man alles tun um diese Schulden zumindest zu einem Teil abzubauen.“ So lief das operative Geschäft weiter, doch dass auch in diesem Jahr nicht alles rosig war, zeigte zuletzt ein Blick aufs Volksfest. Das Wetter war für einen Biergarten einfach zu kühl. Unterm Strich steht nun ein Minus von 76.000 Euro für 2013. Nicht so viel würde man meinen. Doch für die kleine Brauerei, die seit Jahren ums Überleben kämpft zu viel. „Die Bürgerbräu hat auch schon in den Jahren zuvor Verluste geschrieben. Irgendwann sind dann die Finanzreserven aufgebraucht und wenn man Rechnungen nicht mehr begleichen kann oder die Befürchtung hat, dass dies eintreten könnte, dann bleibt nur ein Weg.“ Insolvenz.

Schlimm genug für die Aktionäre, schließlich verlieren sie nun einen Großteil ihrer Einlage. Doch warum es letztlich auch so weit gekommen ist, das konnten die 225 anwesenden Teilhaber dann auf der Hauptversammlung mit ansehen, als es zum offenen Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat kam . Aufsichtsratsvorsitzender Ludwig Prieler holte in seinem Resümee zu einer Generalabrechnung aus und unterstellte dem Vorstand am Ende sie massiv getäuscht zu haben. So stimmten seinen Aussagen zufolge nicht nur die Produktionskosten nicht, sondern auch die erwartete Absatzsteigerung trat nicht ein. Aufsichtsrat Adolf Demmel ging sogar noch einen Schritt weiter und unterstellte dem Vorstand sie an ihrer Kontrollpflicht zu hindern. „Uns wurde der Schlüssel zum Büro genommen!“

„Dem Aufsichtsrat standen alle Unterlagen und Rechnungen zur Verfügung“, so Braun, „jedoch hat ein Aufsichtsrat nichts mit dem operativen Geschäft zu tun.“ Aus diesem Grunde wurde den Aufsichtsräten letztlich auch der Zugang zum Büro verwehrt. Und während Christian Braun für seine Ausführungen noch Beifall erntete, mussten sich Prieler und Demmel folgende Frage gefallen lassen: „Warum haben sie nicht gemäß ihrer Pflicht als Aufsichtsrat gehandelt, wenn sie so hinters Licht geführt wurden“, eine berechtigte Frage, die der Aufsichtsratsvorsitzende nicht beantworten konnte. Denn letztlich wäre es auch die Pflicht gewesen, wenn man bewusst getäuscht wurde, als Aufsichtsrat zu handeln. Doch das blieb aus, stattdessen gab es Schuldzuweisungen. Dass nicht immer alles richtig gemacht wurde, darüber gab sich der Vorstand auch selbstkritisch. Auch in der aktuellen Bilanz tauchte noch am Abend ein Fehler auf. Rund 9.000 Euro Verbindlichkeiten aus dem Volksfest 2013 wurden nicht aufgeführt.

Klar wurden in der Vergangenheit Fehler gemacht, doch nun alles dem Vorstand anzulasten, das ging dann auch dem einstigem Gründervater Josef Schäch zu weit, der auch seinen Teil der Verantwortung übernahm. „Wer ehrlich ist, muss sich eingestehen, dass die Hoffnung größer war als die Zahlen“, so Schäch. Ein ernüchterndes Fazit nach 15 Jahren.

Dennoch wollten sich viele nicht mit der Insolvenz abfinden. So wurden auch Fragen laut, ob es eine Möglichkeit gäbe die Insolvenz noch abzuwenden. Wie Rechtsanwalt Stephan Amann erläuterte, war dies ursprünglich ein Antrag auf drohende Insolvenz, die in der Zwischenzeit eingetreten ist. „Nun geht es darum für alle Beteiligten die beste Lösung zu finden“, so der Rechtsanwalt, der aktuell auf der Suche nach Investoren ist. Dabei machte er aber auch deutlich, dass, wenn die Brauerei verkauft wird, erst die Schulden getilgt werden müssen, bevor die Aktionäre zum Zuge kommen. So blieb am Ende nur noch eines zu tun, nämlich ein letztes Mal um die Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates zu bitten. Und während der Vorstand mit einer großen Mehrheit entlastet wurde, musste der Aufsichtsrat doch eine schallende Ohrfeige einstecken, denn ihm verweigerte ein nicht unerheblicher Teil der anwesenden Aktionäre die Entlastung.

Was am Ende bleibt, ist die Hoffnung, dass auch künftig in Wolnzach Bier gebraut wird. „Mein Ziel ist es nach wie vor die Bürgerbräu – in welcher Form auch immer – zu erhalten“, so Christian Braun am Ende, denn die Hopfenmetropole ohne eine Brauerei das mag er sich nicht vorstellen.

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