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Craft-Brauer bestimmen Hopfenmarkt

(Wolnzach, ted)

v. l. Georg Breitner, Johanna Reith Prof. Ludwig Narziss und Mario Schloz

Der IGN-Hopfentag zählt mittlerweise zu den wichtigsten Veranstaltungen der Brauer-Hopfenbranche. Dort stellt Josef Wittmann die offizielle Hopfenschätzung 2014 vor (+ 28,4 %), erklärt Dr. Johann Pichlmaier den Welthopfenmarkt und seine Zukunft, Walter König analysiert die Braugerstenernte 2014 und Prof. Ludwig Narziss bricht eine Lanze für stärkere Aromahopfengaben. Selbst die Hopfenanalytik der IGN erklärte Rico Uhlemann von der Sofia GmbH in Berlin.

Durch das Programm führten IGN-Chef Georg Breitner und Geschäftsführer Mario Scholz. Auch die neue Hopfenkönigin Johanna Reith durfte nicht fehlen. Der Kreis der Fachleute war beeindruckend. Breitner: „Nächstes Jahr soll es noch besser werden“. Aber geht das überhaupt noch? Nach der Begrüßung und Präsentation verschiedener Hopfensorten vor dem Gasthaus Reich ging es mit dem Bus zu ausgesuchten Hopfenbetrieben z. B. der Betrieb Eisenfelder, Unterpindhart, wo die Herkules-Bestände begutachtet werden konnten.

Dass 2014 ein sehr gutes Hopfenjahr werden wird, sind sich alle Fachleute einig. Bei Kaffee und Kuchen servierte Josef Wittmann, Hallertauer Hopfenpflanzerverband, die gestern veröffentlichte Hopfenschätzung der deutschen Anbaugebiete. Bis auf Elbe-Saale gibt es überall kräftige Zuwächse (Hallertau + 32 %, Deutschland gesamt + 28,4 %). Diese Mehrmengen bereiten aber niemand Sorgen. Jeder rechnet mit weiteren Preissteigerungen.

Den Grund dazu analysierte Dr. Johann Pichlmaier, HVG und Deutscher Hopfenpflanzerverband: die Craft-Brauer wachsen weiter. Obwohl sie nur 1 % des Weltbierausstoßes produzieren, benötigen sie 14 % der Welthopfenernte. Auch China braucht große Mengen an Import-Hopfen. Russland nahm Hopfen vom Embargo aus – wo sollten sie auch den Hopfen sonst bekommen? Ausführlich stellte Dr. Pichlmaier die relevanten Hopfenproduzenten und ihre Schätzungen vor. Der errechnete Bedarf liegt leicht über der produzierten Hopfenmenge (9.450 zu 9.200 t Alpha).

IGN bei der Besichtigung des Hofes der Familie Eisenrieder in Oberpindhart

In den USA stieg die Fläche um 3.000 ha. Die Spezial-/Aroma-/Flavourhopfen nehmen um 30 % zu, während die Hochalphaproduktion um 7 % zurückgeht (Flächensubstitution). Ein Neuntel der Welthopfenmenge liefert der „Herkules“ Deutschlands und ersetzt den US-Rückgang und intern den „Magnum“. Dr. Pichlmaier rechnete danach in die Zukunft: wenn die Craft-Brauer statt derzeit 25 auf 40 Mio. Hektoliter Ausstoß kommen, steigt der Hopfenbedarf um 7.500 t, sind 4.000 ha Mehrfläche nötig, wovon 1.400 ha schon vertraglich abgesichert sein dürften. So stellt sich nur die Frage, wie schnell dies vor sich geht.

Wenn die Dynamik beibehalten wird, muss die Fläche schnell hinzukommen. Sollte sie erlahmen, sieht Dr. Pichlmaier auch wieder Marktanpassungsprobleme aus den vertraglichen Bindungen. Die Großbrauer werden auf jeden Fall ihre Hopfengaben nicht weiter senken. Insgesamt rechnen alle mit einer kräftigen Zunahme der Nachfrage nach Aromahopfen, da nur geringe Lagerbestände keinen Puffer bieten.

Walter König, Geschäftsführer der Dt. Braugerstegemeinschaft sieht für 2014 kein gutes Baugerstenjahr. Die erste Erntehälfte war exzellent, doch dann zerstörte der lange Regen die restliche Ernte. Bestenfalls werde das Vorjahresniveau erreicht. So wird Deutschland weiter Malz importieren. Weltweit deckt das Angebot die Nachfrage. Die deutschen Bauern nutzten das zeitweise hohe Vorvertragspreisniveau kaum. Jetzt lägen die Preise auf Niveau Februar. Sie sind aber immer noch mehr als kostendeckend.

Georg Breitner bedankte sich, bei der Familie Eisenrieder, dass der Besuch möglich war.

Die IGN setzt auf „Sicherheit und Vertrauen“. Die Hopfenproben werden vom freien Labor der Sofia GmbH in Berlin analysiert. Marco Uhlemann stellte die Firma gekonnt vor. Ein Kurzscreening erfasse 134 Wirkstoffe. Die gebräuchlichsten Pflanzenschutzmittel im Hopfen seien damit sehr wirtschaftlich abgedeckt. Das Labor untersuchte 2013 1.700 Hopfenproben.

Prof. Dr. Ludwig Narziss hielt abschließend eine Vorlesung über Aromahopfen im Bier: Hopfengaben unterschiedlicher Sorten und ihre Analyse im Bier. Ethanol-Extrakte sicherten alle Inhaltsstoffe, selbst Polyphenole und Xanthohumol. Danach schlug die Leidenschaft Narziss‘ voll zu: er forderte die Stammwürze in allen Bieren anzuheben und mehr Hopfen einzusetzen. Es entstehen dann vollmundige Biere. Unter starkem Applaus wurde dem schon lange emeritierten Professor seine Vorliebe für Herbrucker-Hersbrucker mitten in der Hallertau verziehen. Narziss: „Lasst unsere Bierträume wahr werden“. Die Craft-Brauer leben diese Träume bereits.


 

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