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Ob er aber über Oberammergau…

(Wolnzach, msk)

… eines is‘ g’wies: Mit Kofelgschroa erlebte das Publikum in Wolnzach am Samstag eine junge Band auf dem Weg zur Weltmacht. Eine Mischung aus urbayrischem Lebensgefühl, modernster Spielfreude und –qualität ergibt bei den vier Oberammergauern eine Musik, die mit ihrem Niveau sprachlos macht, verblüfft, und den Beifall nicht enden lässt.

Ob es aktuell eine herausragendere moderne, bayrische Band gibt, ist fraglich. Die Kreativität und Qualität, die das Hopfenmuseum beschallte, steht auch objektiv betrachtet über vielen Bands, die an sich auch schon als sehr gut bezeichnet würden. Kofelgschroa legt viele Schippen drauf. Es gibt wenige Bands aus unseren Breitengraden, die über ganze Jahrzehnte als Aushängeschild stehen, respektive deren Namen niemals vergessen werden. Man denkt vielleicht beispielsweise an die Karrierezüge Haindlings oder La Brass Bandas. Kofelgschroa werden sich zweifellos einen ebenso großen Namen machen. „De hob i damals, als sie noch junge, dürre Burschen war’n, scho live gseng!“ wird es hier einmal heißen.


Bewaffnet mit einem Arsenal landestypischer Instrumente zogen sie ins Feld und spielten Lieder, nach denen sich ein Rosenmüller für seine Filme die Finger ablecken würde. Viel Moll, wechselnde Harmonien und Rhythmen, lange instrumental-Teile… gerade auch durch den tiefen, durchdringenden Ton der Helikontuba erschafft die Band einen satten Sound, der einhüllt und nicht mehr loslässt. Melancholisch mitunter. Die kurze Stille zwischen den Liedern irritiert, sobald der Bass nicht mehr im Körper vibriert und die Rhythmen stehen bleiben. So bayrisch-minimalistisch und staubtrocken die Musiker ihre zum Schreien komischen Zwischenmoderationen abliefern, so hochkonzentriert-tiefenentspannt lassen sie sich auch beim Spielen nicht draus bringen: Sowohl instrumental als auch an den Mikrophonen setzen sie derart gegenläufige Themen zusammen, dass jeder Zuschauer sich denkt: „Wie kommt man denn da nicht durcheinander?“, „Müssen die denn gar ned atmen?!“ und entsprechend für frenetischen Zwischenapplaus sorgt.

 


Aus Hausnamen ihrer Umgebung konstruieren sie ein Lied, einen Rhythmus, einen ganzen Klangraum, bei dem – wie auch bei anderen Liedern – der Text selbst zum Baustein des Ganzen wird, der Inhalt tritt in den Hintergrund; Martin von Mücke, der lungenstarke Helikontuba-Spieler, verausgabt sich seinerseits dermaßen, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann, wie gelassen er dabei bleibt; Michael von Mücke beweist, was für ein unterschätztes Instrument die Maultrommel ist und das man auf einer Gitarre gleichzeitig Slapstick und virtuose Musik produzieren kann; Multi-Blechbläser Matthias Meichelböck bringt das Publikum (wie auch seine Kollegen) mit wenigen Worten aus dem Konzept und zum Lachen und beteiligt sich im Übrigen sängerisch mit einem auffällig schönen Tenor; Am Akkordeon bringt Sänger Maxi Pongratz die Zuhörer mit seiner lakonisch-absurden Art in einen Headspace, in dem im Garten trocknende Wäsche gleichzeitig Kabarett und Heimatglück ist.

 


„Irgendwie ist das ein bisschen wie bayrisches Gothic“, kommentiert ein Zuschauer begeistert die moll-lastige, intensive Musik. Bei aller Hintergründigkeit und Professionalität darf man aber eines nicht außer Acht lassen: Kofelgschroa sind saukomisch! Optisch so unterschiedlich stehen die vier Ms mit demselben – vielleicht typisch Oberammergauer – trockenen Humor auf der Bühne und bringen jeden zum lauthals loslachen. So ließ man sie auch nicht einfach gehen. Zweimal musste Kofelgschroa nochmals auf die Bühne und Zugaben geben: „Ja dann spuima gern noch eins, wennds ihr so schön klatscht.“ Und gerne wieder!
 

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