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Völlig fern der Realität

(Wolnzach, Ein Kommentar von Harald Regler)

Elf Abende stand Bürgermeister Jens Machold (CSU) den Bürgern Rede und Antwort, elf Mal bot sich das gleiche Bild: Ob in Geroldshausen oder in Königsfeld, ob in Oberlauterbach oder in Gebrontshausen, die Wolnzacher sind mit dem eingeschlagenen Kurs zufrieden. Es gab kaum Themen, die im direkten Dialog kritisch gesehen wurden. So bleibt am Ende der Bürgerversammlungen die Frage, mit welcher Legitimation im Wolnzacher Marktgemeinderat gerade seitens der Opposition Politik gemacht wird.

Klar, das Wahlergebnis von 2014 ist eindeutig und entsprechend wurden auch jene Gemeinderäte gewählt, über die heute gut und gerne den Kopf geschüttelt wird. Und diesbezüglich muss man sich nach drei Jahren die eine, wohl aber entscheidende Frage stellen: Gibt es Probleme, die die Mehrheit der gewählten Volksvertreter nicht erkennt?
Wenn nur die Diskussionen der vergangenen Jahre innerhalb dieses Gremiums betrachtet werden, dann könnte durchaus die Überzeugung entstehen: Es ist etwas faul im Staate Wolnzach! Dabei wird in den Debatten versucht, Misstrauen zu säen und den Eindruck zu erwecken, dass die Verwaltung intransparent arbeitet. Beliebte Themen sind nicht nur die Protokolle, sondern auch die Sitzungsunterlagen. Hier wird gerne über Art und Weise der Zustellung und über den Umfang gestritten. Dass bei Unterlagen, die teilweise mehrere 100 Seiten umfassen, wohl kaum von einer Taktik des Einmauerns gesprochen werden kann, das sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt. Letztlich scheint es bestimmten Gemeinderäten nicht um die Informationen an sich zu gehen.Nein, es scheint noch nicht einmal Wolnzach im Zentrum des politischen Handelns zu stehen, sondern – und das haben die Bürgerversammlungen gezeigt – vielmehr die persönliche Blockadepolitik.

„Wir sind alle gewählt, um für Wolnzach die besten Entscheidungen zu treffen“, diesen Satz bemüht Josef Schäch gerne, um im Marktgemeinderat Einigkeit zu beschwören. Doch, was ist am Ende das Beste für Wolnzach? Ein 7,5 Meter breiter Damm, über den der Schwerlastverkehr zukünftig rollen soll? Eine 40 Meter lange Brücke direkt vor dem Schwimmbad. Oder die Einstellung des neuen Bürgermagazins zugunsten der Feuerwehr? All das sind Fragen, die in der Vergangenheit heiß, man muss wohl gar sagen, hitzig diskutiert wurden. Gerade aufgrund dieser Diskussion drängt sich der Umkehrschluss auf, dass diese Themen ebenfalls in der Bevölkerung kontrovers gesehen werden. Doch gerade die großen Projekte, die Leitlinien der Politik – das haben die Abende gezeigt – waren meist völlig unumstritten. Weder gab es kritische Stimmen zum Rathausplatz, noch wurde den Plänen zur Baulandpolitik im Grundsatz widersprochen. Auch das Bürgermagazin war kein Thema – im Gegenteil, gerne griffen die Besucher der Versammlung zu und nahmen sich die neue Zeitung zum Lesen mit.

Wo also ist die Basis der Kritik, die man monatlich im Gemeinderat zu spüren bekommt? In der Bevölkerung scheint sie jedenfalls nicht verankert zu sein. Dies zeigt letzten Endes auch die Präsenz mancher streitbarer Gemeinderäte bei den Bürgerversammlungen. So war Peter Rech, der für sich selbst immer gerne in Anspruch nimmt, als Straßenreferent bei allen Entscheidungen ein gewichtiges Wort mitreden zu müssen, nur an einer einzigen Versammlung anwesend. Seine Fraktionskollegen Schäch Boeck und Wallner (dieser kam in Burgstall erst um 21.10 Uhr – mehr als zwei Stunden nach Beginn der Versammlung) fehlten fast gänzlich. Gerade bei jenen, die an der Gemeindepolitik kaum ein gutes Haar finden, stellt sich die Frage: Warum waren sie bei den Bürgerversammlungen nicht vertreten?

Ist es vielleicht der Fall, weil man glaubt, sich den Fragen und Kommentaren der Bürger nicht stellen zu müssen, oder vielmehr deswegen, weil die Politik jener „Opposition für Wolnzach“ so losgelöst vom Wahlergebnis und mittlerweile auch so abgehoben von der Wählerbasis ist, dass kritischen Tönen vor Ort lieber aus dem Weg gegangen wird? In jedem Falle bleibt dabei eines festzuhalten: Auch wenn Wolnzach den Gemeinderat in dieser Zusammensetzung gewählt hat, einen Rückhalt in der Bevölkerung scheint es mit Blick auf die vergangen Wahlen gerade für die Oppositionellen nicht mehr zu geben.
 

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