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"Es gibt viel zu tun, IHK!"

(Rohrbach, ls)

Max Hechinger traf den Nagel auf den Kopf, als er sich mit seinen Kollegen des IHK-Kreisausschusses Pfaffenhofen über die derzeitige Lage der Konjunktur der Region unterhielt. Man hätte wahrscheinlich bis spät in die Nacht diskutieren können, denn kaum ist der Diskurs derzeit aufgeheizter und diffiziler, als bei den Themen Wohnraum und Fachkräftemangel.


Der Grund dafür ist eigentlich ein recht positiver: Der Optimismus kommt in den Wirtschaftsraum Region 10 zurück. Dem IHK-Konjunkturbericht zufolge ist die Einstellung der Betriebe wesentlich optimistischer geworden. 28 Prozent der hiesigen Unternehmen rechnen mit einer Belebung, lediglich 10 Prozent bleiben weiterhin skeptisch. Ein Blick auf die Zahlen verrät: 23 Prozent der Unternehmen möchten gern Personal einstellen. Doch gerade dabei liegt auch die Krux. 58 Prozent der Unternehmer gehen nämlich davon aus, dass der Fachkräftemangel auf Dauer zum Geschäftsrisiko wird, sie also für ihre angebotenen Stellen keine passenden Arbeitnehmer finden. Doch wie kann man dieser Entwicklung in Zukunft begegnen?


Was kann man tun?
Susanne Kneisl-Heinevetter setzt sich in ihrem Amt als IHK-Referentin für Immobilienwirtschaft mit dieser Frage auseinander. Ihr Motto: Fachkräfte gewinnen und auch behalten durch die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum. Die Zahlen, die sie im Gepäck hatte, sprachen eine sehr eindeutige Sprache. Bei den Eigentumswohnungen gab es im Raum Pfaffenhofen in den letzten Jahren eine Preissteigerung von 66 Prozent, bei den Mietpreisen um fast 37 Prozent. Ihr Appel richtete sich an die Politik. „Mit sozialem Wohnungsbau werden wir dieses Problem nicht lösen können. Wir brauchen Wohnraum für Menschen aus allen Einkommensschichten“, erklärte Kneißl-Heinevetter.


Im Zuge dessen stellte sie ein Konzeptpapier vor, mit dem die IHK Vertreter an den richtigen Stellen in Zukunft Impulse setzen wollen. „Die Region ist durch Pendlerbewegungen eng verzahnt. Wir müssen damit anfangen, den Raum als Größeres zu verstehen“, machte Kneißl-Heinevetter klar. Ebenso muss in den Kommunen laut der Fachfrau ein aktive Grundstückspolitik her, um eine zielführende und effektive Nutzung voranzutreiben. Sie erklärte in diesem Zusammenhang aber auch: „Es geht nicht darum, in Dörfern Wolkenkratzer zu bauen.“ Wichtig wäre es, Bauprojekte schneller umzusetzen, und die Baukosten dadurch im Griff zu behalten „Baustandards, Normen und Satzungen dürfen nicht zu Kostentreibern werden“, so ihr Appel, auch in Richtung Landratsamt.


Eine Aufgabe für die Politik
Es wurde viel diskutiert. Nicht nur waren bei dem Treffen des IHK-Kreisverbandes Mitglieder des Gremiums anwesend, Max Hechinger als Kreistagsmitglied und Johannes Hofner von der kommunalen Strukturentwicklung repräsentierten in ihrer Eigenschaft auch Verwaltung und Politik. Vor allem Andreas Streb von der Hallertauer Volksbank fand deutliche Worte in ihre Richtung. „Wir wollen Immobilien weiterentwickeln, aber mit der derzeitigen Genehmigungsdauer ist das unmöglich“, erklärte er. „Die Kommunen waren sofort da, das Landratsamt ist das Problem“, so Streb weiter. Auch die derzeitigen Kreditrichtlinien tragen einen großen Teil dazu bei, dass die Wohnraumentwicklung in der Region ein großer Knackpunkt bleibt. „Die haben mit Finanzstabilität nichts zu tun. Wir können Wohnraum schaffen, was wir wollen, wenn wir aufgrund der Richtlinien keine Kredite vergeben können, dann macht das alles keinen Sinn!“


„Mir sind die Probleme bestens bekannt“, erklärte Hofner in diesem Zusammenhang. „Wenn man nur eine Seite kennt, dann sagt man schnell, die spinnen doch im Landratsamt.“ Für ihn war es deswegen wichtig, die Situation zu relativieren. „Es gibt eine bayerische Bauordnung. An die muss man sich am Ende des Tages nun mal halten“, so der KUS-Vorstand. Auch Patricia Kastner, Gründerin der Contentserve GmbH nahm das Landratsamt in Schutz. „Wenn wir den internationalen Vergleich anstellen, sehen wir, dass sich bei uns viel getan hat“, machte sie klar. In ihren Augen liegt das Problem der fehlenden Fachkräfte nicht nur am mangelnden Wohnraum. „Viele Fachkräfte wollen nicht nach Deutschland oder unsere Region. Alles ist konservativ und verschlafen. Bei uns auf dem Land ist die Lebensqualität für Fachkräfte nun mal nicht beste“, erklärte sie.


Viele Stellschrauben sind es also, an denen in Zukunft gedreht werden muss, oder um es mit den Worten von IHK-Kreisvorsitzenden Eduard Kastner zu sagen: „Bei uns brennt‘s einfach. Und jetzt muss man löschen. Da nützt kein noch so schönes Papier, jetzt muss man in die Mission gehen.“ Das klare Ziel der IHK bleibt also weiterhin, den Themen Wohnraum und Fachkräftemangel im öffentlichen Dialog eine Position zu verleihen.
 

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