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Arnulf Ratings Politik und Medienschelte

(Rohrbach, ted)

Und das auf hohem Niveau. Zwar nennen die Veranstalter sein Programm „Akut“ als Kabarett, doch investigativer Journalismus wäre die richtige Bezeichnung. Dazu wechselt Rating zwischen fünf Charakteren, jeweils mit eigener Bekleidung/ Perücke, Habitus und Dialekt, zeigt kommentierend die Titelseiten unzähliger Zeitungen, v.a. BILD, und anderer Medien, kommt zu aufrüttelnden Rückschlüssen, gerade indem er auf die Meldungen früherer Jahre zurückgreift, die die Zuschauer schon längst vergessen haben.


Dazu rechnet Rating nach und kommt so vielen Unwahrheiten auf den Grund. Die Medien seien eingebettet (inbedded) im Mainstream, den vielfach raffinierte Agenturen entwerfen. Pressefreiheit besteht nur für wenige: Wer traut sich überhaupt, die Wahrheit zu sagen oder gar sie zu recherchieren? Die „Rudelpresse“ folge den Leitmedien oder „Leidmedien“. Rating: „Was in Syrien wirklich los ist, wissen wir doch nicht!“ Der größte Teil seines Programms beschäftigt sich mit den Flüchtlingen aus den verschiedensten Blickwinkeln. Angela Merkel, die „Lady Gaga aus der Uckermark“, bekam mächtig viel Fett ab, aber ebenso Gabriel, Gauck, Kauder, Profalla und viele andere. „Politik ist die Kunst, die Wähler so langsam über den Tisch zu ziehen, dass die entstehende Reibungsenergie als Nestwärme empfunden wird.“, als eines der Fazits Ratings.


Er griff gar höher: Terror ist ein Geschäftsmodell der westlichen Welt. Es bringe Billionen ein. Die Waffenproduktion läuft auf Hochtouren. Öl habe süchtig gemacht. Darauf fuße die Wertegemeinschaft des Westens. Da wird auch mal eine Demokratie geopfert. Deutschland führt den Konsum als Valium an. Die Pharmaindustrie sei rein kapitalistisch ausgerichtet und beherrsche das Gesundheitssystem. Über Nebenwirkungen von Medikamenten Ärzte und Apotheker zu befragen, sei deshalb falsch. Die Presse sei zu „Anzeigen-Umfeldgestaltung“ verkommen. Um die Leser zum Kauf einer Zeitung zu veranlassen, müsse kräftig draufgehauen werden. Die Peinlichkeit vieler BILD-Titel wurde offen gelegt. Selbst der Pfaffenhofener Kurier kam auf die Bühne. Er diene der Brauchtumspflege. Überhaupt recherchierte Rating zu Rohrbach, Hopfen und Hallertau recht gut.


Das Publikum feierte Rating - mehr als bei seinem ersten Auftritt in Rohrbach. Ratings Bildsprache und Themen sind tatsächlich sehr akut und aktuell. Geballte Informationen, viele Bonmots und Wortspiele, ein intellektuelles Feuerwerk gegen die Banalität und Skrupellosigkeit der Politik. Am meisten Schelte erhielt so Trump. Warren Buffet verfüge über offiziell 60,8 Mrd. Dollar. Die acht Reichsten der Welt besitzen genauso viel wie die Hälfte der Menschheit. Buffet sprach vor 10 Jahren von einem Krieg gegen Arm und Reich und dass die Reichen gewinnen. Das sei nun eingetreten. Rating macht sehr nachdenklich. Ihn mit „links“ abzukanzeln, wäre zu kurz gesprungen.
 

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