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Ein Matching Tie ohne Krawattenzwang

(Rohrbach, rs)

Sie kommen eigentlich aus ganz unterschiedlichen Ecken dieser Welt, die Matching Ties, die am Sonntagabend das Incontri-Publikum mit Folkmusik unterschiedlichster Herkunft begeisterten. Dass aber Irish, Scotisch, Celtic und American Folk gleiche Wurzeln haben, war nicht zu überhören. Sternenförmig scheint sich das Genre mit den Wnderungen der Völker ausgebreitet zu haben.


v.l.n.r.: Jessica Lombardi (Italien), Peter Corbett (Irland), Paul Stowe (USA), Trevor Morriss (England)

Drei Herren - mit Verlaub - älteren Semesters vs. eine junge Dame; dreimal passende Krawatten ("Matching Ties" eben) vs. einmal schwarzes Kleid; dreimal britische Wurzeln vs. einmal Bella Italia. Die Matching Ties haben sich verändert gegenüber ihrem Auftritt an gleicher Stelle von vor gut 2 Jahren. Nicht musikalisch, nein das sind weiterhin die beschwingten, zum Mitwippen und Mitklatschen anregenden Klänge aus den irischen und englischen Pubs oder den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten, geprägt von Fiddle, Mandoline, irischer Bouzouki oder auch dem Bodhràn, einer irischen Handtrommel. Nein, verändert haben sie sich rein optisch auf der Bühne, denn es fehlt eine Krawatte! Jessica Lombardi (Flöte, Handtrommel), eine Musikerin aus Arezzo in der Toskana, hat sich der Band angeschlossen und wurde - so der Mitbegründer und Sänger/Gitarrist der Band Paul Stowe (Salt Lake City, USA) - vom Krawattenzwang befreit. Das andere Urgestein der Matching Ties ist Trevor Morriss aus der Nähe von London (Mandoline, Irish Bouzouki, Gitarre, Gesang), der die Folkband 1986 gemeinsam mit Stowe gründete. Einziger Ire in einer Welt irisch geprägter Musik ist Peter Corbett (Geige, Gesang).

Die Verbundenheit der Musiker mit der Tradition hinter ihren Songs wird auf mehrere Weisen deutlich: einerseits verwenden sie sehr spezielle, regionale und aus der musikalischen Stilrichtung entstandene Instrumente, andererseits singen sie auch schon einmal in der zu den Songs gehörenden Sprache. "Gälisch - ich habe kein Wort verstanden", schüttelt der Amerikaner den Kopf, nachdem der Ire eines der Traditionals seiner Heimat zum Besten gegeben hatte. Das ist wahrscheinlich, als wenn ein Bayer, ein Ostfriese und ein Schweizer Lieder mit mittelhochdeutschen Texten aufführen würden!

30 Jahre Matching Ties feiern Stowe und Morriss im September diesen Jahres. "Über 3000 Konzerte habe ich mit diesem Kerl durchgestanden", seine Frau habe er zeitweise weniger gesehen als seinen Freund, machte Paul Stowe die lange Zeit des gemeinsamen Wirkens und Schaffens deutlich. Und kokettiert in der Folge sogleich mit der logischen Konsequenz, nämlich dass man dementsprechend älter geworden sei. "Ich weiß nicht, wie man in dem Alter noch so schnell spielen kann", bewundert er die nach wie vor uneingeschränkte Virtuosität seiner musikalischen Mitstreiter auf ihren Instrumenten.

Weiter im Frühjahrsprogramm geht es in der Rohrbacher Kulturwerkhalle am 13.2.2016 mit der Gruppe Lesezeichen und ihrem Programm "Die bessere Hälfte – Frauen". Auch wenn es ihm nach seinem Unfall gesundheitlich besser geht, so kommt für Lorenz Kettner dieser Auftritt seiner literarischen Runde noch zu früh. Lena Kettner, Nora Sailer und Christian Weigl werden gewohnt pointiert und spitzfindig die "bessere Hälfte" und ihre Positionierung in der Literatur beleuchten; musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der neuen Kirchenmusikerin an der Basilika Scheyern, Barbara Schmelz.
 

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